# taz.de -- Jutta Ditfurth über die Grünen: "Ich bin stinkesauer" | |
> Die Ex-Grüne Jutta Ditfurth ist eine scharfe Kritikerin der Partei | |
> geblieben. Im Interview spricht sie über die "Sucht nach Reputation", | |
> Qualitäten und den Chancen des Nachwuchses. | |
Bild: Jutta Ditfurth zählte zum Fundi-Flügel der Grünen. | |
Die Publizistin Jutta Ditfurth ist vor zwanzig Jahren bei der Grünen Partei | |
ausgetreten. Dennoch ist sie bis heute eine scharfe Kritikerin ihrer | |
einstigen GenossInnen. Am Montag erscheint dazu ihr neues Buch "Krieg, | |
Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun. Die Grünen". | |
Im sonntaz-Interview erinnert sich Ditfurth an die Gründungsjahre: "Die | |
Grünen in den Achtzigern waren ein Bündnis aus sehr verschiedenen Gruppen, | |
von links bis konservativ, das für ein paar Jahre dann links wurde." Heute | |
hingegen sei die Partei konservativ. "Dieses autoritäre Spießertum, die | |
Angst vor unberechenbaren Prozessen: Da spiegelt sich die Angst des | |
Bourgeois vor dem Verlust des Eigentums." | |
Scharf geht sie mit heutigen MandatsträgerInnen ins Gericht. "Diese Sucht | |
nach Reputation von Leuten wie Kuhn, Palmer und Özdemir! Özdemir ist ne | |
besondere Knallcharge. Mal ist er für Stuttgart 21 plus, dann dagegen, dann | |
fliegt er mit dem Hubschrauber zur Demo nach Stuttgart." | |
Sie selbst wurde nach ihrem Parteiaustritt 1991 gefragt: Und jetzt? Da ist | |
doch keine Bewegung mehr. Dazu meint die 59-Jährige: "Es ist immer | |
Bewegung, solange es Grundwidersprüche gibt. Die Frage ist: Welche Qualität | |
hat sie und bekommt sie ein objektives Zeitfenster, wie während der | |
Modernisierungsphase 1968, in der sie relevant werden können als | |
Kulturrevolte." | |
In den letzten Jahren arbeitet Ditfurth politisch eher mit jungen Leuten | |
zusammen, über die sie sagt: Wäre schön, wenn sie sagen: Ich will keinen | |
Staat, ich will nicht regiert werden. Ich will nicht, dass das Kapital für | |
den Profit meine Kreativität, meine sozialen Fähigkeiten aus mir saugt. Vor | |
allen wirklich interessanten Diskussionen liegt die Frage: Wer will ich | |
sein und welche Gesellschaft will ich?" | |
Innerhalb der Grünen zählte Jutta Ditfurth zum Fundi-Flügel, ihr früherer | |
Mitstreiter Joschka Fischer hingegen galt als Realo. Über ihn, der sich bei | |
seinem Rückzug aus der Politik als den "letzten Rock 'n' Roller" bezeichnet | |
hat, spottet sie: "Der sitzt jetzt missmutig in seiner Villa und hört | |
klassische Musik. Was für ein Schicksal. Aus dem Mann hätte wirklich etwas | |
werden können." | |
19 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Martin Reichert | |
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