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# taz.de -- Nordderby zwischen Hamburg und Bremen: Zu schlecht zum Verhöhnen
> Nach der Verpflichtung des Sportdirektors Frank Arnesen spielt beim HSV
> der 4:0-Erfolg gegen Werder eine untergeordnete Rolle. Und die Bremer
> denken lieber ans Training.
Bild: Unfassbares Spiel: Bremens Clemens Fritz.
Siege tun immer gut. Aber sie sind nicht alles. Nach dem auch in der Höhe
verdienten 4:0-(1:0)-Erfolg des Hamburger SV gegen den SV Werder Bremen,
der vor 54.100 Zuschauern wie ein Zweitligist herumgurkte, war schon kurz
nach Spielende der Sport, wie seit Monaten im Volksparkstadion, nur noch
Nebensache. Es ging um die Frage ob Frank Arnesen kommt, als Nachfolger des
am 23. Juni 2009 ausgeschiedenen Dietmar Beiersdorfer, da ja Bastian
Reinhardt nie mehr als eine Interimslösung war. Oder ob Arnesen nicht doch
noch abspringt, wie es zuletzt Matthias Sammer getan hatte.
Im Moment ist Arnesen, 54 Jahre alt, Nachwuchsleiter, Chefscout,
Chefanalytiker und Sportdirektor beim englischen Spitzenclub FC Chelsea.
Dort läuft sein Vertrag aus, er wollte ihn nicht verlängern. Er war mal
Assistenztrainer beim PSV Eindhoven, er war mal Manager der Tottenham
Hotspurs. Er hat 52 Länderspiele für Dänemark gemacht, war 1977, 1979 und
1980 mit Ajax Amsterdam niederländischer Meister und 1979 Pokalsieger.
Zur Saison 1981/82 wechselte er zum FC Valencia, wo er zwei Jahre blieb und
dann zum RSC Anderlecht ging. Nach zwei weiteren Jahren dort wechselte er
zum PSV Eindhoven, wurde dreimal niederländischer Meister und holte 1988
den Europapokal der Landesmeister. Der Mann hat was gesehen von der
Fußballwelt. Im Jahr 1988 beendete er seine Karriere. Beim HSV unterschrieb
er einen Vertrag bis 2014.
Und das ist dringend notwendig, denn: "Im Moment sind wir handlungsfähig",
sagte HSV-Trainer Armin Veh nach dem Spiel gegen Werder. Sein Vertrag läuft
am Saison-, die Verträge der Vorstände Katja Kraus und Bernd Hoffmann am
Jahresende aus. "Planung", sagt Veh, "Planung ist alles. Vor allem
Personalplanung." Im Moment kann nicht geplant werden, weil diejenigen, die
sich darüber Gedanken machten könnten, noch immer nicht wissen, ob sie
bleiben oder gehen.
Veh baute nach der 0:1-Niederlage gegen den FC St. Pauli am Mittwoch seine
Mannschaft um. Er ließ den Temposchlucker David Jarolim draußen, schickte
Innenverteidiger Heiko Westermann statt Jarolim ins defensive Mittelfeld,
steckte Gojko Kacar in die Innenverteidung, ließ Ruud van Nistelrooy, den
ehemaligen Stürmer von Weltformat, auf der Bank, brachte mit Mladen Petric
und Paolo Guerrero zwei Stürmer, ließ den deutschen Nationalspieler Marcell
Jansen ebenso draußen wie Eljero Elia und brachte Jonathan Pitroipa und
Heung Min Son.
Klappte alles. War auch nicht so schwer, weil Werder so schlecht war.
Werder war so schlecht, dass es den HSV-Fans keinen rechten Spaß machte,
den Rivalen, der ihnen so oft in die Suppe gespuckt hat, zu verhöhnen. Nur
so ein bisschen: "Zweite Liga, Bremen ist dabei." Die erste Halbzeit war
nicht doll, aber besser als das, was der HSV in der letzten Zeit gezeigt
hatte.
Das 1:0 war schön herausgespielt. Doppelpass Westermann und Pitroipa, der
flankte, und Petric machte artistisch sein siebtes Saisontor (42.). Dann
vergab der HSV einige Chancen, bis Petric Bremens Innenverteidiger Per
Mertesacker so unter Druck setzte, dass der den Ball verlor. Petric passte
zu Guerrero, der so allein vor dem Tor stand, dass er den nicht
vorbeisemmeln konnte (64.). Ein Ballgewinn von Westermann, Pass zu Dennis
Aogo, der spielte zu Guerrero: 3:0 (79.).
Dann wechselte Veh den von Krämpfen geplagten Son aus und brachte - nein,
nicht van Nistelrooy, sondern Änis Ben-Hatira, auch einer von den Jungen.
Den schickte der starke Zé Roberto mit einem Pass in die Tiefe, Ben-Hatira
spielte Werder-Keeper Sebastian Mielitz den Ball durch die Füße und hob ihn
dann zu seinem ersten Bundesligatreffer ins Tor.
"Heute haben wir einen auf die Mütze gekriegt", sagte Werder-Trainer Thomas
Schaaf rau, "das war nach der ersten Halbzeit nicht zu sehen und nicht zu
erwarten." In der zweiten Halbzeit, vor allem nach dem zweiten Gegentor,
"haben wir uns nicht mehr gewehrt", so Schaaf. Die Mannschaft sei auf einem
guten Weg gewesen, im Training würde vieles immer besser klappen. Das gebe
ihm Hoffnung, sagte Schaaf. Der nächste Gegner ist Bayer Leverkusen.
20 Feb 2011
## AUTOREN
Roger Repplinger
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