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# taz.de -- Kloster in Rumänien: Nazi-Lied als Geburtstagsständchen
> Ein Abt im Kloster Petru Voda bekam von seinen Nonnen und Geistlichen
> einen ganz besonderen Geburtstagsgruß: Sie sangen ihm ein Kampflied
> rumänischer Nazis.
Bild: Ein Geistlicher huldigt Codreanu, dem Gründer der faschistischen "Legion…
BERLIN taz | Rumänisch-orthodoxe Nonnen und Geistliche hatten sich für den
Abt des Klosters Petru Voda, Justin Pârvu, ein besonderes
Geburtstagsgeschenk ausgedacht. Sie überraschten ihn zu seinem 92.
Geburtstag mit einem patriotischen Liederkranz. Das Herzstück dieses
Ständchens war die düstere Hymne der "Heiligen Legionärsjugend", ein dem
Horst-Wessel-Lied vergleichbares Kampflied rumänischer Nazis.
Die rumänischen Faschisten nannten ihre Gruppierung zwischen den beiden
Weltkriegen Legion des Erzengels Michael. Der Gründer der Legion Codreanu
wurde 1938 ermordet und gilt seither in den Reihen seiner neolegionären
Anhängerschaft als Märtyrer, als Heiliger, als vorbildlicher Antikommunist
und makelloser nationaler Held.
Die antisemitischen und rassistischen Fundamente der Legionärsideologie
werden von ihren heutigen Anhängern verharmlost. Die Attentate, an denen
auch einige Gründerväter der klerikalfaschistischen Legionärsbewegung aktiv
beteiligt waren, werden heruntergespielt oder als legitime
Verteidigungsaktionen im Kampf gegen den jüdischen Bolschewismus und die
korrupte Zwischenkriegsdemokratie dargestellt.
Das dem Klostervorsteher, Justin Pârvu, einem früheren Mitglied der
legionären Jugendorganisation und Häftling in stalinistischen Gefängnissen,
dargebrachte Ständchen hatte am 10. Februar einer seiner anonymen
Bewunderer, "tooberme", auf YouTube gepostet. Es wurde über 20.000-mal
angeklickt.
Unter dem Motto "Orthodox oder tot" hat "tooberme" auf YouTube einen
sogenannten Kanal eingerichtet, der dutzende von Clips enthält, in denen
gegen die Freimaurer und die neue Weltordnung gewettert wird.
Diese neue Weltordnung hat Justin Pârvu in Interviews erklärt. Es sind die
von Juden gesteuerten "okkulten Kräfte", die sich des globalisierten
Kapitalismus, der Ökumene und der Europäischen Union bedienen, um die
christlich-orthodoxe rumänische Nation zu vernichten und sie in einem
diffusen Einheitsbrei aufgehen zu lassen. Obwohl YouTube in seinen
Richtlinien darauf hinweist, "keine Hassreden, die eine Gruppe aufgrund von
Rasse oder ethnischer Herkunft, Religion (…) angreift oder erniedrigt", zu
tolerieren, wurde das Ständchen nicht gelöscht.
Fast ebenso störrisch wie YouTube zeigte sich auch das orthodoxe
Patriarchat. In der vergangenen Woche protestierte das rumänische Zentrum
zur Bekämpfung des Antisemitismus (MCA) gegen die Verherrlichung der
faschistischen Legion in einer kirchlichen Institution. Am Wochenende
berichteten erstmals auch einige rumänische Zeitungen über die Vorfälle im
Kloster. Das Patriarchat schwieg.
Am Montagabend veröffentlichte das Pressebüro des orthodoxen Patriarchen
Daniel eine Erklärung. Daraus geht hervor, dass das Oberhaupt der
rumänisch-orthodoxen Kirche die Verantwortung für die Vorfälle in dem
Kloster dem Erzbistum Iasi zuschiebt. Das Petru-Voda-Kloster fällt in den
Zuständigkeitsbereich des Erzbistums aus Iasi.
Abschließend heißt es in der Erklärung, dass die Patriarchie Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ablehnen würde. Unter Zugzwang
geraten, sah sich auch das Erzbistum Iasi gezwungen, die Vorgänge zu
kritisieren. Geistliche, Nonnen und Mönche werden aufgefordert, sich der
Verbreitung politischer Botschaften zu enthalten.
24 Feb 2011
## AUTOREN
William Totok
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