# taz.de -- China erhöht seinen Wehretat: Peking rüstet auf | |
> China will seine Verteidigungsausgaben in diesem Jahr um knapp 13 Prozent | |
> erhöhen. Und unterstreicht so die wachsende außenpolitische Rolle seines | |
> Militärs. | |
Bild: Sollen auch vom erhöhten Militäretat profitieren: Chinas Soldaten. | |
PEKING taz | Chinas Militärhaushalt wird kräftig aufgestockt: Im kommenden | |
Jahr will die Regierung umgerechnet rund 65 Milliarden Euro für die | |
Volksbefreiungsarmee ausgeben, 12,7 Prozent mehr als 2010. Das Geld werde | |
für "angemessene Rüstungsausgaben" ebenso wie für Sold und Ausbildung der | |
Truppe gebraucht, erklärte der Sprecher des Nationalen Volkskongresses | |
(NVK), Li Zhaoxing, gestern in Peking. | |
Chinas Generäle dürften zufrieden sein. Nachdem die 2,3-Millionen-Truppe | |
sich zuletzt mit einem Zuwachs von 7,5 Prozent zufriedengeben musste, kehrt | |
die KP jetzt zur alten Großzügigkeit zurück: Bis 2009 waren die | |
militärischen Ausgaben Jahr für Jahr um zweistellige Raten gestiegen. Nach | |
Ansicht internationaler Experten verbergen sich weitere Mittel für die | |
Armee in anderen Töpfen des Staatshaushaltes. Der NVK ist ein | |
Pseudoparlament, dessen knapp 3.000 Delegierte nicht frei gewählt, sondern | |
von der KP bestimmt werden. Er tritt ab Samstag in der Großen Halle des | |
Volkes am Tiananmen-Platz zu seiner jährlichen Sitzung zusammen und segnet | |
den Haushaltsentwurf von Premier Wen Jiabao ab. | |
Die Finanzspritze für die Armee kommt zu einer Zeit, in der sich Chinas | |
Truppe in rasantem Tempo modernisiert und die eigene Rolle neu definiert: | |
Sie sieht ihre Aufgabe nicht mehr nur darin, chinesisches Territorium zu | |
verteidigen, die Insel Taiwan an einer formalen Unabhängigkeitserklärung zu | |
hindern und Aufstände im eigenen Land niederzuschlagen. Vielmehr wird auch | |
der Schutz von Fischgründen und maritimen Gas- und Ölvorkommen, von | |
Schifffahrtsrouten und wirtschaftlichen Interessen immer wichtiger. | |
Beispiel Libyen: Erstmals in der Geschichte der Volksrepublik dampfte Ende | |
Februar ein chinesisches Kriegsschiff durch den Suezkanal ins Mittelmeer. | |
Gemeinsam mit vier Iljuschin-Transportflugzeugen der Kriegsmarine sollte | |
die Fregatte "Xuzhou" die Evakuierung von 32.000 chinesischen Arbeitern und | |
Ingenieuren aus Libyen begleiten. China bezieht rund 3 Prozent seines Öls | |
von dort. 75 chinesische Firmen, darunter große Staatsbetriebe, sind dort | |
aktiv: Sie haben 10 Milliarden Euro investiert und bauen Straßen, | |
Pipelines, Kraftwerke und Wohnsiedlungen. | |
Chinas Staatsmedien zeigten jetzt immer wieder Bilder der Fregatte | |
"Xuzhou". Die Botschaft: Chinas Armee muss sich heute nicht mehr vor | |
anderen Nationen verstecken - und sie schützt ihre Landsleute auch in der | |
Fremde. Die "Xuzhou" gehört zur Gruppe von Kriegsschiffen, die seit Ende | |
2008 vor der Küste Somalias und im Golf von Aden im Einsatz gegen Piraten | |
kreuzen. | |
Nicht nur die Kriegsmarine, die sich gerade einen Flugzeugträger baut, ist | |
im Hightechzeitalter angekommen: Erst kürzlich überraschte die Luftwaffe | |
mit dem Testflug ihres ersten Tarnkappenbombers. Und Chinas Raketenbauer | |
stehen denen aus den USA und anderswo nach Ansicht von Experten technisch | |
nicht mehr nach. Die asiatischen Nachbarn sind besorgt - der | |
Rüstungswettlauf in der Region hat längst begonnen. | |
4 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Jutta Lietsch | |
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