# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Die Schwäbische Seele regt sich | |
> Kaum hat sich Stutgart von den Abstiegsrängen entfernt, sind die Fans | |
> zufrieden. Nur den Vereinschefs zürnen sie, sie würden nichts vom Kicken | |
> verstehen. | |
Der Schwabe an sich gilt gemeinhin als sparsam und genügsam. Und so | |
schauten die Fans des VfB Stuttgart nach dem Schlusspfiff gegen Schalke | |
dankbar auf die vielen Fernsehschirme im Bereich des Stadions. Als dann | |
dort kurz vor halb sechs die aktuelle Tabelle erschien, huschte ein seliges | |
Lächeln über so manches Gesicht. | |
Erstmals seit Ende November hat der Schwabenstolz die direkten | |
Abstiegsränge verlassen, erstmals in der Saison durfte man den zweiten Sieg | |
nacheinander feiern. Glücksgefühle in der Frühlingssonne, vergessen, dass | |
hier einer der teuersten Kader der Liga (53 Millionen Euro Personalkosten) | |
bisher eine blamable Saison spielt; vergeben, dass auch das mühsame 1:0 | |
gegen Schalke durch einen Elfmeter zustande kam, den man nie hätte pfeifen | |
dürfen. | |
Nein, alles eitel Sonne, der Schwabe kontert, dass seinem Club zwei klare | |
Elfer in Folge verweigert worden waren (was stimmt) und so mancher | |
(wohlgemerkt Fan) schaut schon wieder "a bissle" nach oben in der Tabelle. | |
So nach dem Motto - nur 15 Punkte bis Europa. | |
Die Mannschaft sieht das nüchterner. Von Europa ist der VfB meilenweit | |
entfernt, man spürt, dass der schwäbische Edelkader immer noch seine Mühe | |
hat mit dem Abstiegskampf. Wenn das Bällchen läuft, weil der Gegner selbst | |
den Erfolg will und mitspielt, kann der VfB zumindest für ein paar Minuten | |
eine ansehnliche Spielkultur entwickeln. Auch die Neuzugänge Okazaki und | |
Hajnal spielen eine gepflegte Kugel. | |
Wenn der Gegner aber draufgeht, zweifeln die Schwaben an sich und fangen an | |
zu wackeln. Typischer Kellerstress, den man am Neckar aber nicht kennt. | |
Schalke war mit zehn Mann nach dem Pokal-Halbfinale von Mittwoch ein wenig | |
zu müde für den großen Kampf, aber da kommen jetzt andere, die auch müssen. | |
Die nächsten Heimspiele geht es gegen Wolfsburg und Kaiserslautern, | |
dazwischen auswärts auf St. Pauli und in Bremen. Danach weiß man dann, wo | |
es langgeht. | |
Wenn die Mannschaft sich darauf fokussiert, könnte der Abstieg an Ostern | |
kein Thema mehr sein. Aber die geruhsame schwäbische Seele ist in Wallung. | |
Im Umfeld formiert sich gerade eine Opposition gegen das Führungsduo Staudt | |
(Präsident) und Hundt (Chef des Aufsichtsrats). Begründung: beide | |
verstünden zu wenig vom Kicken. Müssen sie eigentlich auch nicht, | |
Vereinschefs sind meist Ökonomen, fürs Sportliche gibt es Manager Bobic und | |
Trainer Labbadia. | |
Aber gerade wachsen in Stuttgart die Hoffnung und ein Wunsch. Am 14. Mai | |
heißt das letzte Saisonspiel Bayern - VfB. Und wenn im Südgipfel die | |
Schwaben den FCB aus der Champions League kegeln könnten, wäre es doch noch | |
eine gute Saison. Zumindest für die Stuttgarter Fans. | |
6 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Löhle | |
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