# taz.de -- Frauentag 2: Mädels, macht Mathe! | |
> Die Studienfachwahl von Frauen und Männern unterscheidet sich immer noch | |
> stark. An der Freien Universität sollen Mädchen für | |
> naturwissenschaftlich-technische Fächer begeistert werden. | |
Bild: Frauen und Technik: Mädchen im Flugzeug-Werk am Girlsday. | |
"Obwohl ich in Mathe 15 Punkte habe, hätte ich nie daran gedacht, das Fach | |
zu studieren", sagt Luise. Jetzt aber kann sie es sich doch vorstellen: | |
Drei Tage lang hat die 21-Jährige zusammen mit elf weiteren Teilnehmerinnen | |
im Alter von 16 bis 28 Jahren beim Potenzial-Assessment-Verfahren | |
"tasteMINT" an der FU Berlin teilgenommen. Das Projekt soll Mädchen und | |
Frauen für ein Studium der so genannten MINT-Fächer nicht nur begeistern, | |
sondern vor allem ihr Selbstvertrauen stärken. | |
MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - | |
klassisch männerdominierte Studiengänge, immer noch. Laut Statistischem | |
Bundesamt lag 2008 der Anteil der weiblichen Hochschulabsolventen in den | |
MINT-Fächern in Berlin bei 33,3 Prozent. | |
Zu wenig, findet zum Beispiel Jörg Fandrich. Der Physiker und Leiter des | |
PhysLab an der FU wünscht sich gerade in Physik mehr Studentinnen. Zusammen | |
mit Life e.V., einem Verein, der für Geschlechtergerechtigkeit in Bildung | |
und Forschung eintritt, betreut Fandrich tasteMINT an der FU. "Frauen | |
scheinen Fächer zu studieren, die Spaß machen. Männer wollen vor allem Geld | |
verdienen", sagt Fandrich. | |
Nicht nur mit dem Spaßfaktor begründet Fandrich die geringe Anzahl von | |
Frauen in MINT-Fächern. Auch die fehlenden Vorbilder, das schlechte Image | |
der Fächer - durchgeknallt-geniale, aber weltfremde und vor allem männliche | |
Wissenschaftler -spielten eine Rolle. Außerdem trauten sich Frauen im | |
Gegensatz zu Männern häufig ein Studium der MINT-Fächer nicht zu. | |
"Ich bin immer wieder erstaunt, wie schlecht sich die Mädchen selbst | |
einschätzen", sagt auch Anika Laungia, die den Mädchen und Frauen als eine | |
von sechs BetreuerInnen zur Seite steht. Während die Teilnehmerinnen in | |
Dreiergruppen Ebbe und Flut physikalisch erklären sollen, beobachten die | |
BetreuerInnen sie und geben den Teilnehmerinnen danach ein Einzelfeedback. | |
Eigenverantwortung, Abstraktions- und Kommunikationsvermögen sind dabei die | |
Fähigkeiten, auf die Laungia besonders achtet. Physikkenntnisse zählen nur | |
am Rande. Nach jeder Aufgabe müssen die Mädchen ihre Fähigkeiten selbst | |
beurteilen, danach erfolgt das Feedback. | |
"tasteMINT hilft mir dabei, meine Stärken zu sehen" sagt die 16-jährige | |
Jenny aus Potsdam. Sie will schon lange Bioinformatik studieren. Als Kind | |
habe sie auch lieber mit Autos gespielt, erzählt sie. Damit Mädchen wie sie | |
sich nicht länger vor anderen für die Wahl ihres Studienfachs rechtfertigen | |
müssen, wird an der FU viel Aufwand betrieben. Die Agentur für Arbeit | |
präsentiert den jungen Frauen die Erwerbslosenquote, die in den | |
MINT-Bereichen unterdurchschnittlich ist, Fandrich wirbt mit den zu | |
erwartenden hohen Gehältern, Studentinnen der Fächer erzählen von ihren | |
Studienerfahrungen. | |
Für Jenny steht ihr Plan bereits fest: Gerade aufgrund des geringen | |
Frauenanteils werde sie Bioinformatik studieren. "Da habe ich als Frau | |
besonders gute Chancen und kann Geld verdienen und Spaß haben." | |
7 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Sarah Kohlhauer | |
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Berufung | |
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