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# taz.de -- Kommentar Nato und Libyen: Gegen Gaddafi in den Krieg ziehen?
> Gerade wird wieder einmal so getan, als würde jede Mission der Nato
> automatisch zum Erfolg führen. Dass daraus oft ein Krieg wird, ist
> hingegen kein Thema.
Ob Kosovo, Irak oder Afghanistan - das vergangene Jahrzehnt muss aus einer
Aneinanderreihung großer militärischer Erfolge für die Nato und die USA
bestanden haben. Nirgendwo gab es offenbar eine unerwartete Eskalation,
überall wurden die Ziele erreicht, alles lief nach Plan.
Zu diesem Schluss muss jedenfalls kommen, wer die aktuelle Debatte über ein
militärisches Eingreifen in Libyen verfolgt. Wieder einmal wird, wie schon
vor dem Kosovo-, dem Irak- und dem Afghanistankrieg, nahezu ausschließlich
in rechtlichen und moralischen Kategorien argumentiert. Das ist zwar
unbedingt notwendig, hinreichend ist es aber nicht.
Selbstverständlich sollte ein eindeutiges Mandat des UN-Sicherheitsrats
vorliegen, bevor es zu einem militärischen Eingreifen - etwa zur Errichtung
einer Flugverbotszone - kommt. Beantwortet werden muss aber auch die Frage,
ob die geplante Intervention auch Erfolg verspricht. Denn gerade wird
wieder einmal so getan, als würde jede Mission der Nato automatisch zum
gewünschten Erfolg führen.
Vergessen wird, dass im Kosovokrieg aus den geplanten 48-stündigen
Luftangriffen ein 78 Tage währendes Dauerbombardement wurde. Vergessen ist
offensichtlich auch, dass die Intervention in Afghanistan schon nach einem
Monat als großer Erfolg gefeiert wurde - doch der bald zehnjährige Krieg
begann danach erst richtig.
Die Einsetzung einer sogenannten Flugverbotszone ist kein Verwaltungsakt.
Es geht um die gewaltsame Beherrschung eines Luftraums. Bevor die US Air
Force auch nur ein einziges Flugzeug in den libyschen Luftraum schickt,
wird sie alle bekannten Radaranlagen und Flugabwehrstellungen am Boden mit
Lenkwaffen zerstören. Jedes libysche Kampfflugzeug, das zum Start ansetzt,
wird nicht erst in der Luft, sondern möglichst schon auf der Startbahn
zerstört. Das bedeutet regelmäßige Bombardements. So etwas nennt man
gemeinhin Krieg.
Man mag einen Kriegseintritt der USA oder der Nato für den angemessenen Weg
halten, um das Morden in Libyen zu beenden. Wer dies tut, sollte dies dann
aber klar sagen - und das Kriegsziel deutlich benennen. Klar muss auch
sein, wie lange und zu welchen Kosten man bereit ist, solch einen
Kriegseinsatz durchzuhalten. Denn auch Gutkrieger sind vor militärischen
Fehlschlägen nicht geschützt. Es wäre, siehe oben, nicht das erste Mal,
dass edle Motive ins Desaster führen.
8 Mar 2011
## AUTOREN
Eric Chauvistre
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