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# taz.de -- Kommentar Expertenrat Iran: Es bleiben nur noch die Radikalen
> Mit der Abwahl Rafsandschanis als Vorsitzender des Expertenrates geht
> eine Epoche zu Ende. Und die moderaten Konservativen verlieren eine
> wichtige Stütze.
Über Jahrzehnte galt Akbar Haschemi Rafsandschani als mächtigster Mann in
der Islamischen Republik. Mit seiner Abwahl als Vorsitzender des
Expertenrats geht eine Ära zu Ende. Er war der engste Weggefährte
Chomeinis, ein gewiefter Taktiker und Stratege, dem es gelang, alle Rivalen
auszuschalten.
Acht Jahre lang stand der Pragmatiker an der Spitze des Staates, versuchte
eine Öffnung nach außen bei Verschärfung der Repressalien im Innern.
Zahlreiche Mordattentate im In- und Ausland gehen auf seine Rechnung. Im
sogenannten Mykonos-Prozess, bei dem es um den Mord von vier iranischen
Dissidenten ging, wurde Rafsandschani von einem Berliner Gericht als
Drahtzieher verurteilt.
Als 1997 die Reformer unter Präsident Mohammed Chatami die Regierung
übernahmen, begann Rafsandschanis Stern zu sinken. Journalisten wiesen
nach, dass er bei den sogenannten Kettenmorden zu den Auftraggebern
gehörte. Dennoch versuchte er zwischen den Fronten zu lavieren und damit
seine Hausmacht auszubauen.
In der Bevölkerung galt er zwar als der am meisten verhasste Politiker,
nicht zuletzt, weil er und seine Familie sich maßlos bereicherten. Aber er
hatte immer noch eine Basis bei den Revolutionswächtern und vor allem bei
religiösen Instanzen. In den Unruhen 2009 sah er seine Chance, die Fäden in
die Hand zu nehmen. Er stellte sich auf die Seite der Demonstranten,
hoffend damit die Radikalen um Präsident Ahmadinedschad isolieren zu
können.
Aber die Rechnung ging nicht auf. Seine Gegner waren zu stark geworden. Er
wurde zwischen den Fronten zerrieben. Mit der Abwahl Rafsandschanis geht
die Epoche der alten Weggefährten Chomeinis zu Ende und die moderaten
Konservativen verlieren eine wichtige Stütze Jetzt liegt die Macht allein
bei den Radikalen der Nachfolgegeneration.
9 Mar 2011
## AUTOREN
Bahman Nirumand
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