# taz.de -- die wahrheit: Wir waren Helden | |
> Jeder gute Autor braucht einen Mäzen, und der mittelmäßige erst recht. | |
> Meiner hört auf den Namen Tom, ist quasi Millionär... | |
... und gibt sein Geld für komische Dinge aus. Neulich rief er an. "Was | |
fällt dir ein zu …", er machte eine Kunstpause, "… Dresden?" - "Stecksten | |
Finger in Arsch und drehsten", zitierte ich meinen Großvater, von dem ich | |
mein komisches Talent geerbt haben soll. "Das dachte ich mir", antwortete | |
Tom ungerührt. | |
Dann berichtete er, dass er mit seiner Tochter den Tourauftakt von Wir sind | |
Helden ansehen wollte, die jetzt aber krank im Bett liege und nicht | |
mitkommen könne. "Ich kann nicht!", sagte ich. "Warum nicht?" - "Meine | |
Freunde vom Heavy-Metal-Club Iron Balls Braunschweig haben gesagt, ich darf | |
nicht zu weich werden." Aber dann hörte ich ein Geräusch, das mir vertraut | |
vorkam. "Schätz mal, was da so raschelt?" | |
Als wir die lange Zielgerade nach Dresden hineinfuhren, nickte er zufrieden | |
nach links und nach rechts. Na wenigstens haben die meinen Soligroschen | |
nicht nur für Süßigkeiten ausgegeben, wollte er wohl sagen. Aber dann | |
umwölkte sich seine Stirn etwas. "Hat sich auch nur einer von denen schon | |
mal bei dir bedankt?" Ich verneinte wahrheitsgemäß. "Bei mir auch nicht." | |
Aber als die Dame vom Empfang uns sächselnd begrüßte, besserte sich seine | |
Laune etwas. "Ihr sagt hier immer ,nor' statt ,ja', oder? Das gewöhne ich | |
mir jetzt auch an." Die junge Frau lachte nur verhalten mit und wünschte | |
"den beiden Herren" leicht gehässig augenzwinkernd "ein paar warme Tage", | |
nur weil Tom für sich und seine Tochter ein Doppelzimmer gebucht hatte. | |
"Das kriegt se zurück!", raunte er gallebitter. | |
Wir sind Helden gingen sogar ziemlich wacker zur Sache, und als die lustig | |
armerudernde Sängerin einmal nicht mehr weiterwusste, unkte der Gitarrist | |
nassforsch: "Die Band gegen Judith Holofernes - 1:0!" Richtig zum Hassen | |
war das also gar nicht, trotzdem würde ich den Teufel tun und auch nur ein | |
Wort darüber bei den Iron Balls verlieren. | |
Anschließend fragte Tom einen autochthonen Teen, "wo man hier in eurem | |
Elbflorenz noch so richtig einen abbeißen kann, nor?" Und die blutjunge | |
Frau nahm uns daraufhin mit in ihre Fünfer-Amazonen-WG und zeigte uns | |
weitere Dresdner Sehenswürdigkeiten. Na gut, das stimmt nicht so ganz. Wir | |
fuhren zurück ins Hotel und betranken uns an der Minibar, um am nächsten | |
Tag, wenn die Empfangsdame fragen würde: "Hatten Sie was aus der Minibar?", | |
wie gehabt im Chor zu antworten: "Wir hatten die Minibar!" | |
Und so war es dann auch. Tom reichte erst der Dame und anschließend mir die | |
vorher verabredeten Scheine hin und wandte sich schon zum Gehen, als ihm | |
doch noch etwas einfiel. "Ach, sagen Sie, wir haben ja nun alles gesehen, | |
Frauenkirche, Semper-Oper, Hygiene-Museum, den ganzen Schotter, aber wo ist | |
eigentlich dieser berühmte Zwinger-Club." Und ohne eine Antwort abzuwarten, | |
aber mit einem feinen Lächeln um die höhensonnegebräunten Wangen, verließ | |
dieser sympathische Millionär das Etablissement. | |
15 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Frank Schäfer | |
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