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# taz.de -- AKWs im Norden: Vattenfall wankt, Eon blockt
> Vattenfall stellt Wiederinbetriebnahme der Pannenmeiler Brunsbüttel und
> Krümmel in Frage. Eon wehrt sich gegen ein Drei-Monats-Aus für das AKW
> Unterweser.
Bild: Zankapfel zwischen Kanzlerin und Eon: Das AKW Unterweser.
BREMEN taz | Nach der Ankündigung der Bundesregierung, das AKW Unterweser
wegen Sicherheitsbedenken für drei Monate abzuschalten, bahnt sich Streit
mit dessen Betreiber Eon an. Man habe lediglich im Falle des bayerischen
AKW Isar 1 entschieden, die von der Regierung gewünschte
Betriebsunterbrechung "als vertrauensbildende Maßnahme" umzusetzen, sagte
Eon-Sprecher Carsten Thomsen-Bendixen der taz.
Dies gelte aber nicht für das ebenfalls von Eon betriebene AKW Unterweser.
Dazu müsse es zunächst "Gespräche" geben: "Wir gehen davon aus, dass die
Aufsichtsbehörden auf uns zugehen werden." Atomrechtsexperten hatten
gestern bezweifelt, dass die Bundesregierung eine Abschaltung gegen den
Willen der Betreiber überhaupt durchsetzen könne.
Die SPD-Bürgermeister von Bremen und Bremerhaven, Jens Böhrnsen und Melf
Grantz, kritisierten das geplante "Atom-Moratorium" gestern als
unzureichend. Der 33 Jahre alte Reaktor in Esenshamm sei "wegen der
mangelnden Sicherheit insbesondere im Hinblick auf Flugzeugabstürze sofort
und endgültig abzuschalten", forderte Böhrnsen. "Die dauerhafte Stilllegung
ist für unsere Region die einzig denkbare Reaktion auf die verheerende
Atomkatastrophe in Japan", sagte Grantz.
Atomkraftgegner verwiesen auf "Dutzende schwerwiegender
Sicherheitsdefizite" des Reaktors und das bereits besiegelte Aus für das
nahezu baugleiche AKW Neckarwestheim 1. Der niedersächsische
Ministerpräsident David McAllister will nach eigenen Angaben in Berlin
aktiv für die Abschaltung des AKW geworben haben.
Boris Schierhold, parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Stadland, auf
deren Gemarkung der Reaktor steht, zeigte sich mit Blick auf die
Katastrophe im japanischen Fukushima nachdenklich. "Natürlich nimmt einen
das mit, was da abläuft", sagte er der taz.
Für das AKW Unterweser forderte er, die Anlage "technisch so weit
aufzurüsten, dass Restrisiken ausgeschlossen werden können". Wenn das dazu
führe, dass der Reaktor endgültig stillgelegt werde, werde man das
"akzeptieren". Wegen der Verfassungsklagen gegen die Laufzeitverlängerung
müsse man sowieso damit rechnen, dass der Reaktor 2012 vom Netz gehe.
Für die beiden Pannenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel rückt dagegen ein
endgültiges Aus immer näher. Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow
sprach aufgrund der Katastrophe in Japan gestern von einer "neuen
Situation". Diese werde auch Auswirkungen auf die laufenden Gespräche mit
Eon über eine Wiederinbetriebnahme der seit fast vier Jahren stillstehenden
Reaktoren haben, sagte sie.
Vattenfall hatte zuletzt geplant, die Betriebsführung der Meiler auf den
Mitbetreiber Eon zu übertragen und zumindest Krümmel im Sommer wieder
anzufahren. Atomkraftgegner machen dagegen seit Monaten mit einer
Stromwechselkampagne unter dem Motto"Tschüss Vattenfall" mobil.
Brunsbüttel und Krümmel sind Siedewasserreaktoren ähnlicher Bauweise wie
die Havarie-Meiler in Fukushima. Alle wurden technisch in den 1960er-Jahren
konzipiert. Die Sicherheitsbehälter, welche den Super-GAU in Fukushima
bisher noch verhindert haben, sind in Krümmel und Brunsbüttel allerdings
deutlich instabiler, weil sie nur aus Stahl und nicht, wie in Japan, aus
Stahl und Beton bestehen.
Atomkraftgegner warnen davor, dass sie bei Wasserstoffexplosionen besonders
leicht platzen und im Falle einer Kernschmelze binnen Minuten
durchschmelzen würden. Die Notstromversorgung in Krümmel ist schwach, die
in Brunsbüttel sogar komplett falsch konzipiert. Der
schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen (CDU)
kündigte gestern an, darauf zu dringen, "dass die Betreiber auf das
Wiederanfahren verzichten".
15 Mar 2011
## AUTOREN
Armin Simon
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