# taz.de -- Interview mit Dokumentarfilmerin: "Fußballfilme sind immer noch Sp… | |
> Am Freitag beginnt das Fußballfilmfestival "11 mm". Schwerpunkt ist in | |
> diesem Jahr Frauenfußball. Tanja Bubbels Dokumentarfilm beschreibt dessen | |
> Entwicklung | |
Bild: Training von Turbine Potsdam in den 70er-Jahren | |
taz: Frau Bubbel, Ihr Dokumentarfilm "Die schönste Nebensache der Welt" | |
beschäftigt sich mit der Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland. Wie | |
kam es dazu? | |
Tanja Bubbel: Das ist mein Diplomfilm von der Hochschule für Film und | |
Fernsehen (HFF) in Potsdam. Ich spielte damals in einer | |
Freizeit-Fußballmannschaft. Eine Mitspielerin sagte irgendwann flapsig zu | |
mir: "Mach doch was zur Geschichte des Frauenfußballs." Ich habe | |
recherchiert und gemerkt, dass es bis dato keinen Film zu dem Thema gab. | |
Dabei ist die Geschichte des Frauenfußballs ja gerade im Jahr der Heim-WM | |
ein spannendes Thema. | |
Mit der WM hatte mein Projekt nichts zu tun. Der Film entstand schon 2009. | |
Aber die Geschichte ist tatsächlich ziemlich skurril. Bis 1970 hatte es der | |
Deutsche Fußballbund (DFB) seinen Vereinen verboten, Frauenfußballteams | |
zusammenzustellen. Den Frauen wurden nicht mal Fußballplätze zur Verfügung | |
gestellt. | |
Heute ist Frauenfußball populär, die WM-Tickets verkaufen sich gut. Wie war | |
das früher? | |
Na ja, schon in den 50er Jahren füllte Frauenfußball große Stadien. Ein | |
Münchner Geschäftsmann kam auf die Idee, die Kickerinnen zu vermarkten. Er | |
hat inoffizielle Nationalmannschaften zusammengestellt und regelmäßig | |
Länderspiele veranstaltet. Da ging es aber nicht so sehr um Fußball: Es war | |
eher eine Zirkusveranstaltung, eine Attraktion eben. Frauen, die den | |
"harten Männersport" ausüben, rennen, schießen, sich foulen - das hatte | |
hohen Unterhaltungswert. Für mich war interessant, was für Reaktionen der | |
Umstand ausgelöst hat, wenn Frauen gegen einen Fußball treten. | |
Sie haben in Ihrem Film Fußballerinnen aus drei Generationen und beiden | |
Teilen Deutschlands zu Wort kommen lassen. Was waren Ihre persönliche | |
Highlights? | |
Die Fußballdamen der ersten Generation aus Dortmund. Sie kennen sich seit | |
Jahrzehnten, nehmen kein Blatt vor den Mund. Ich komme selbst aus dem | |
Ruhrpott, die ehrliche Art gefällt mir. Für den Film haben sie viele | |
lustige Szenen geliefert. Das sieht man ja schon im Trailer. Da gucken wir | |
ein Fußballspiel; bei der anschließenden Kritik sagt eine zur Leistung von | |
Birgit Prinz: "Na, die hat wohl ihre Periode. So wenig, wie die gelaufen | |
ist." Mehr will ich nicht verraten, das können die Zuschauer selbst sehen. | |
Was hat Sie noch überrascht bei der Recherche? | |
Auch die Suche nach den Wurzeln des Frauenfußballs in der DDR war spannend. | |
Turbine Potsdam wurde beispielsweise 1971 anlässlich des Weltfrauentages | |
gegründet. Das war anfangs eher ein Gag. Ende der 70er Jahre spielte Sabine | |
Seidel dort. Sie gilt bis heute als beste DDR-Spielerin und eine der besten | |
Fußballerinnen überhaupt. | |
Der Film lief schon im vergangenen Jahr auf dem Festival. Sie haben den 3. | |
Platz beim Publikumspreis gemacht. Ein Erfolg? | |
Ja, ein großer. Letztes Jahr war Frauenfußball ja nicht das große Thema | |
beim Festival, wir haben mit Filmen wie "Das Leben ist kein Heimspiel" über | |
die TSG Hoffenheim konkurriert. Leider hat sich bis jetzt aber weder ein | |
Verleih noch ein Fernsehsender gemeldet, der den Film einem größeren | |
Publikum zugänglich machen könnte. Fußballfilme sind immer noch | |
Spartenfilme. | |
Dabei ist die Geschichte des Männerfußballs mit dem Film "Der ganz große | |
Traum" gerade in aller Munde. Neidisch? | |
Nein, die spielen in einer anderen Liga. Das ist nicht zu vergleichen, | |
weder vom Budget noch von der Besetzung. Außerdem ist das ein Spielfilm, | |
wir haben eine Low-low-low-Budget-Dokumentation gedreht. Wir mussten mit | |
8.000 Euro auskommen. | |
Bleiben Sie dem Genre Fußballfilm auch künftig treu? | |
Ja, im Moment arbeite ich an einem weiteren Fußballfilmprojekt. Aber dazu | |
möchte ich im Moment nicht mehr sagen, das bringt Unglück! | |
Spielen Sie noch Fußball? | |
Gelegentlich - und nach dem Motto "Schlecht, aber gerne". Um eine gute | |
Fußballerin zu werden, hätte ich wohl früher anfangen müssen. | |
20 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Aichner | |
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