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# taz.de -- Anschlag in Jerusalem: Viele Verletzte, eine Tote
> Bei einem Bombenanschlag im Zentrum von Jerusalem sollen etwa 35 Menschen
> verletzt worden sein, eine Frau starb. Die Explosion traf zwei
> vorbeifahrende Busse, wie die Regierung mitteilte.
Bild: Rettungskräfte versorgen einen Verletzten nach dem Anschlag in Jerusalem.
JERUSALEM dpa/dapd/afp/reuters | In Jerusalem hat am Mittwoch ein
Bombenanschlag zwei Busse getroffen. Die Regierung bestätigte dies. Eine
Frau ist ums Leben gekommen, wie der israelische Rundfunk meldete. Sie sei
im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen.
Zuvor sprach die Polizei von 31 Verletzten, nach Angaben von Sanitätern
wurden insgesamt 35 Verletzte in verschiedene Krankenhäuser in Jerusalem
gebracht. Zwei Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten, sagte
Jerusalems Polizeichef Aaron Franco. Die Internetseite der Zeitung Haaretz
berichtete von vier schwer Verletzten.
Es habe sich um einen bis zu zwei Kilogramm schweren Sprengsatz gehandelt,
der in einem Koffer an einem Kiosk nahe einer Bushaltestelle abgestellt
worden sei, sagte der Minister für Innere Sicherheit, Izchak Aharonovich,
im israelischen Fernsehen. Franco hingegen berichtete, die Bombe sei nahe
einer Telefonzelle versteckt gewesen.
Nach weiteren Angaben der Regierung liegt die betroffene Haltestelle
zentral und in der Nähe des wichtigen Konferenzzentrums Binjanei Hauma. Der
Sprengsatz sei kurz nach 15.00 Uhr Ortszeit explodiert.
Zunächst bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat. Die Polizei sprach von
einem "Angriff von Terroristen", Aharonovich von "militanten
Palästinensern". Jedoch habe es "keine Hinweise auf einen geplanten
Anschlag" gegeben, wie er mitteilte. Israels Innenminister Eli Jischai
sagte, es gebe eine "Eskalation an allen Fronten". "Israel wird reagieren
müssen, um die Terroristen abzuschrecken."
Laut dem Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat wird man es Terroristen nicht
erlauben, den Alltag in der Stadt zu zerstören. Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu verschob nach Angaben seines Büros seine für Mittwoch geplante
Russlandreise.
Palästinensische Politiker im Westjordanland verurteilten unterdessen die
Bluttat. So bezeichnete der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad
den Anschlag als "Terrorakt". "Es ist schändlich, wenn eine
palästinensische Gruppe solche widerlichen Methoden anwendet, die unserem
Volk und unserer Sache schon so viel geschadet haben", so Fajad.
Auch die Bundesregierung hat den Anschlag scharf verurteilt. "Für solche
Taten gibt es keine Rechtfertigung", erklärte Bundesaußenminister Guido
Westerwelle (FDP) am Mittwoch in Berlin. "Terror und Hass dürfen die
Bemühungen um Frieden und Ausgleich in der Region nicht gefährden."
Die Explosion ließ die Fenster in einem Bus zerbersten, Blutspritzer
bedeckten einen Bürgersteig. "Ich sah eine helle Flamme, und dann wurde der
Bus durchgeschüttelt", berichtete ein Augenzeuge dem israelischen Rundfunk.
Gegenüber dem Sender Channel 2 sagte ein Sanitäter, er habe gesehen, wie
zwei Frauen auf dem Boden gelegen hätten, "ohnmächtig und blutüberströmt".
"Ich weiß nicht, welche Verletzungen sie hatten."
Der Sanitäter hatte mit Kollegen in einem nahe gelegenen Büro über die
Entsendung eines Mediziner-Teams nach Japan gesprochen, um dort bei der
Bewältigung der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe zu helfen. Plötzlich habe
es einen lauten Knall gegeben. "Wir sind einfach aufgesprungen und zum
Busbahnhof gerannt."
Die weiträumig abgesperrte Umgebung des Anschlagsortes wird auf der Suche
nach möglichen Tätern und nach weiteren Sprengsätzen durchkämmt, auch mit
Spürhunden. Die Haaretz-Internetseite berichtete, der Zugang zu Jerusalem
sei abgeriegelt worden.
Sirenengeheul tönte durch die Stadt, als dutzende Krankenwagen und
Feuerwehrautos zum Unglücksort eilten. Die Wucht der in ganz Jerusalem zu
hörenden Detonation erschütterte umliegende Gebäude bis in mehrere hundert
Meter Entfernung. Hunderte von Schaulustigen drängten sich am Ort des
Anschlags und behinderten die Rettungsarbeiten.
Die Explosion traf unter anderem einen Bus der Linie 174, der nach Maale
Adumim fahren sollte, einer ausgedehnten jüdischen Siedlung im
Westjordanland.
Es war der erste Bombenanschlag in Israel seit drei Jahren und der erste
Anschlag in Jerusalem seit zwei Jahren. Bei einem palästinensischen
Selbstmordanschlag in der Stadt Dimona war im Februar 2008 ein Israeli
getötet worden. Bei dem letzten Anschlag eines Palästinensers in Jerusalem
im März 2009 waren zwei Polizisten verletzt worden.
Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ist in den vergangenen
Tagen eskaliert. Am Dienstag waren im Gazastreifen bei israelischen
Angriffen acht Palästinenser getötet worden, darunter vier unbeteiligte
Zivilisten. Drei der Toten waren Jugendliche, ein vierter Jugendlicher
schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Israels Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu bedauerte, dass "unschuldige Zivilisten bei einem Angriff der
Armee ohne Absicht getroffen wurden".
Nach dem blutigsten Angriff der israelischen Armee seit dem Gaza-Krieg vor
mehr als zwei Jahren eskalierten die Spannungen zwischen Israel und der
Hamas am Mittwoch weiter. Militante Palästinenser feuerten zwei Raketen
sowie sieben Mörsergranaten auf Israel ab. Auch die israelische Luftwaffe
griff wieder Ziele im Gazastreifen an. In der israelischen Regierung wurden
Forderungen nach einer Militäroffensive laut.
23 Mar 2011
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