# taz.de -- Grüne Energiepolitik erregt die SPD: Künast will Berlin vom Atom … | |
> Das Ende des Nuklearzeitalters steht derzeit bei allen Parteien hoch im | |
> Kurs - jetzt legt die grüne Spitzenkandidatin ihr Ausstiegsprogramm vor. | |
> SPD: Die Frau hat keine Ahnung von Landespolitik. | |
Bild: Blumen im Haar? Antiatompolitik im Kopf! Die grüne Spitzenkandidatin Ren… | |
Renate Künast will die Hauptstadt aus der Atomkraft rausholen. Im Vorfeld | |
der für morgen angekündigten Großdemonstration legte die Spitzenkandidatin | |
der Grünen für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin ihre Eckpunkte für | |
den Berliner Atomausstieg vor. Gleichzeitig griff sie den Senat scharf an: | |
Er habe es versäumt, "in den letzten zehn Jahren auch nur Akzente für eine | |
zukunftsfähige Energiepolitik zu setzen". Der energiepolitische Sprecher | |
der SPD-Landtagsfraktion, Daniel Buchholz, wies das als "Unverschämtheit | |
und komplette Ahnungslosigkeit von Frau Künast" zurück. | |
Berlin habe zwar kein eigenes Atomkraftwerk, die Stadt importiere aber so | |
viel Strom aus anderen Bundesländern, wie ein mittelgroßes AKW produziere, | |
sagte Künast. Dabei bezögen gerade die öffentlichen Einrichtungen nur | |
"Schummel-Ökostrom" von Vattenfall und unterstützten so den "Atomkonzern". | |
Künast kritisierte, dass Berlin im Bundesländervergleich erneuerbare | |
Energien vom vorletzten (2008) auf den letzten Platz (2010) zurückgefallen | |
sei. "Nach zehn Jahren rot-roter Regierung tragen die Erneuerbaren nur 1 | |
Prozent der Berliner Energieversorgung", heißt es in ihrem Positionspapier. | |
In Berlin bestünden mehr bürokratische Hindernisse für die Nutzung | |
erneuerbarer Energie als in allen anderen Bundesländern. Zudem seien | |
riesige Einsparpotenziale ungenutzt, etwa bei den Bäderbetrieben. | |
Sollte Künast gewinnen, will ihre Partei dafür sorgen, dass das Land Berlin | |
nur noch "echten Ökostrom" beziehe und die dezentrale Energieversorgung | |
durch Privatpersonen und Unternehmen vorangetrieben werde. Zudem solle die | |
Nutzung erneuerbarer Energien in fünf Jahren verfünffacht werden - etwa mit | |
der energetischen Verwertung von Biomasse und der Aufstockung von derzeit | |
einem auf zehn Windräder bis 2017. | |
Zusätzlich solle durch Steigerung der Energieeffizienz die Leistung eines | |
mittleren Kraftwerks eingespart werden. Mit einem Klimaschutzgesetz wolle | |
man den Rahmen für die ambitionierten Ziele schaffen. Mit Blick auf die | |
Ereignisse in Japan sagte Künast: "Fukushima haben wir uns nicht gewünscht, | |
aber jetzt müssen wir den Druck nutzen, um etwas anzuschieben." Der | |
energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Schäfer, pflichtete | |
ihr bei, dass Berlin endlich konkrete Maßnahmen brauche und nicht nur "die | |
wolkigen Reden Wowereits". | |
"Wir sind vorbildlich bei der Verfolgung des Atomausstiegs und der | |
Förderung erneuerbarer Energie", entrüstete sich SPD-Mann Buchholz | |
angesichts Künasts Vorwürfe. Das zeige einmal mehr, "wie wenig Ahnung sie | |
von der Landespolitik" habe. Der Senat habe sich bereits vor dem Unglück in | |
Japan für eine Rücknahme der Laufzeitverlängerung und einen schnelleren | |
Atomausstieg starkgemacht. | |
Bereits seit 2008 bezögen öffentliche Einrichtungen keinen Atomstrom mehr, | |
bei allen öffentlichen Vergaben und Ausschreibungen würden Ökokriterien | |
berücksichtigt. "Frau Künast soll mir mal ein anderes Bundesland zeigen, | |
dass so weit geht", sagte Buchholz der taz. Für die Bäderbetriebe gebe es | |
bereits ein Programm zur energetischen Sanierung, und der Bau einer | |
Bioabfallvergärungsanlage sei beschlossene Sache. | |
Doch auch Buchholz räumt ein: Bis zum Ziel einer CO2-neutralen Stadt im | |
Jahr 2050 ist es noch ein weiter Weg. Beim Energieverbrauch und der Nutzung | |
von Solarenergie gebe es noch viel Potenzial, "aber die Investitionen | |
müssen auch verträglich für den Haushalt und die Mieter sein". | |
24 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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