# taz.de -- Japan-Ticker vom 27.3.2011: AKW-Betreiber entschuldigt sich | |
> Tepco entschuldigt sich für die Angabe falscher, millionenfach erhöhter | |
> Strahlenwerte aus dem Reaktor 2 von AKW Fukushima. Die Werte seien | |
> 100.000fach erhöht. | |
Bild: Anti-AKW-Demonstranten vor dem Gebäude eines Energieversorgers im japani… | |
21.07 Uhr: Greenpeace für größere Evakuierungszone | |
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Ausweitung der | |
Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima gefordert. | |
Nach Angaben von Greenpeace herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer | |
nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn | |
Microsievert pro Stunde. Eine solcher Wert mache eine Evakuierung | |
notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil | |
sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung | |
ausgesetzt seien, teilte Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte am | |
Sonntagabend mit. | |
Um das Kraftwerk gilt derzeit eine 20 Kilometer weite Evakuierungszone. Die | |
Regierung legte Bewohnern im Umkreis zwischen 20 und 30 Kilometern | |
Entfernung nahe, freiwillig die Gegend zu verlassen. | |
18.36 Uhr: Strahlung in Reaktorwasser 100.000fach erhöht | |
Die Strahlung im Wasser aus dem Reaktor 2 des Krisen-Atomkraftwerks | |
Fukushima liegt nach neuen Angaben des Betreibers Tepco 100 000 Mal höher | |
als Normal. Damit berichtigte das Unternehmen am frühen Montagmorgen | |
(Ortszeit) laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo | |
frühere Angaben vom Sonntag. Tepco hatte in ersten Angaben berichtet, dass | |
das Wasser in dem Turbinenhaus zehn Millionen Mal höher als sonst belastet | |
gewesen sein soll. Danach hatte Tepco von Messfehlern gesprochen und die | |
ursprünglichen Angaben zurückgezogen, ohne zunächst mit neuen Zahlen | |
aufzuwarten. | |
18.34 Uhr: Gedenkfeier in Düsseldorf für japanische Opfer | |
Mehrere hundert Menschen haben am Sonntag in Düsseldorf der | |
Katastrophenopfer von Japan gedacht. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore | |
Kraft fand im Rahmen einer buddhistischen Andacht und vor Mitgliedern der | |
größten japanischen Gemeinde Deutschlands Worte des Trostes und Beistandes. | |
In Nordrhein-Westfalen leben 12 000 Japaner, davon rund 8000 im Raum | |
Düsseldorf. | |
Der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma bekundete seinen Respekt | |
gegenüber den Helfern, die derzeit versuchten, die Strahlengefahr zu | |
bannen. Die Solidarität der Deutschen gegenüber dem japanischen Volk in | |
dieser gefährlichen Lage werde man nie vergessen, betonte er. | |
18.31 Uhr: Tepco entschuldigt sich für Verwirrung | |
Panik im Reaktor 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1: Nachdem sie | |
eine um zehn Millionen mal erhöhte Strahlenbelastung des Wassers gemessen | |
haben, verlassen Techniker am Sonntag fluchtartig das Gebäude. Die Anlage | |
wird evakuiert, die Bemühungen somit erst einmal gestoppt, die Kühlung der | |
überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne wieder in Gang zu bringen. Stunden | |
später erklärt Kraftwerksbetreiber Tepco, man habe sich vermessen. | |
Angesichts des Kampfs gegen eine drohende Atomkatastrophe ein peinlicher | |
Fehler, der kostbare Zeit gekostet hat. Das Wasser im Reaktor sei zwar | |
radioaktiv verseucht, der zuvor gemessene Extremwert von millionenfach | |
erhöhter Strahlung sei aber ein Fehler gewesen, erklärte Tepco am | |
Sonntagabend. "Diese Zahl ist nicht glaubhaft", sagte der Sprecher Takashi | |
Kuratia. "Das tut uns sehr leid." | |
Die Techniker verließen den Reaktorblock 2 vor dem Ergebnis einer | |
Kontrollmessung, hieß es weiter. Kuratia stand bei seiner Entschuldigung | |
ohne eine verifizierte Messung da, sagte aber, diese werde nachgeholt. Er | |
wisse nicht, wann er das Ergebnis verkünden könne. Die Strahlenbelastung | |
der Luft erreichte in Block 2 unterdessen 1.000 Millisievert - das | |
Vierfache der zulässigen Strahlendosis an Arbeitsplätzen in Japan. Dieser | |
Wert war erst nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März erhöht worden. | |
Angesichts dieser Entwicklung beharrte Regierungssprecher Yukio Edano | |
darauf, dass es gelungen sei, das Schlimmste in Fukushima zu verhindern. | |
Der Kampf gegen die überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne werde Höhen und | |
Tiefen haben, das habe man erwartet, aber auch von Rückschlägen werde man | |
sich nicht von den Reparaturarbeiten abbringen lassen. Als Edano das auf | |
einer Pressekonferenz sagte, wusste er noch nichts vom Messfehler der | |
Tepco-Techniker. | |
Seit dem 11. März sind die meisten der sechs Reaktoren in Fukushima-Daiichi | |
ohne ausreichende Kühlung. Das Meerwasser vor der Anlage wies am Wochenende | |
nach amtlichen Angaben einen Wert auf, der 1.850 mal über dem Normalen lag. | |
Ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, sagte, dies | |
sei Anlass zur Sorge. Die Region sei aber kein Fischereigebiet und die | |
Kontaminierung stelle keine unmittelbare Bedrohung für die Gesundheit von | |
Menschen dar. Auch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde | |
erklärten, der Ozean würde die meiste Kontamination schnell verdünnen. | |
17.15 Uhr: Konzentration von radioaktivem Jod in Deutschand sinkt wieder | |
In Deutschland ist die Konzentration von radioaktiven Jodpartikeln aus | |
Japan in der Luft wieder leicht gesunken. Messungen an der Station | |
Schauinsland bei Freiburg ergaben nach Angaben des Bundesamtes für | |
Strahlenschutz (BfS) vom Sonntag einen vorläufigen Wert von 300 | |
Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft. Am Samstag waren laut abgeschlossener | |
Auswertung noch 530 Mikrobecquerel nachgewiesen worden. Die Dosis sei so | |
gering, dass es keine gesundheitlichen Bedenken gebe, betonte das BfS. | |
16.37 Uhr: Geringe radioaktive Spuren in China entdeckt | |
Nach der Atomkatastrophe in Japan sind geringe radioaktive Spuren auch in | |
Chinas Nordosten entdeckt worden. Die Luftwerte von Jod 131 in der Provinz | |
Heilongjiang lägen aber "unter einem hunderttausendstel des jährlich | |
zulässigen Grenzwertes" und seien nicht gefährlich, berichtete die | |
chinesische Behörde für die Koordinierung im nuklearen Notfall am Sonntag | |
nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. | |
Wegen der minimalen Messwerte gebe es keine Bedrohung der öffentliche | |
Gesundheit, betonte die nationale Gesundheitsbehörde (CDC). Die | |
chinesischen Behörden beobachteten, inwieweit das Reaktorunglück in | |
Fukushima auch China betreffe. Die Regierung in Peking werde die | |
Informationen "zeitnah" veröffentlichen. Nach dem Reaktorunglück hatten | |
schon Gerüchte, dass jodiertes Salz gegen radioaktive Strahlung helfen | |
soll, zu einem Ansturm auf Geschäfte in China geführt, so dass Salz | |
vielerorts nicht mehr zu bekommen war. | |
14.53 Uhr: Trittin fordert deutsche Hilfe für Japan | |
Nach den rapide gestiegenen Strahlenwerten im havarierten japanischen | |
Kraftwerk Fukushima fordern die Grünen internationale Hilfe für Japan. "Die | |
internationale Gemeinschaft, auch Deutschland, ist aufgerufen, der | |
japanischen Regierung jede erdenkliche technische Hilfe anzubieten, um die | |
Gefahren der atomaren Verseuchung einzudämmen", verlangte | |
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Sonntag in Berlin. Die millionenfach | |
erhöhten Radioaktivitätswerte im Reaktorwasser machten klar, dass alle | |
bisherigen Beschwichtigungsversuche der Betreiberfirma Tepco falsch und | |
fahrlässig gewesen und der Kontrollverlust total sei, erklärte Trittin. | |
Als zynisch wertete er vor diesem Hintergrund die Ankündigungen der | |
deutschen Atomwirtschaft, gegen die vorübergehende Abschaltung der ältesten | |
Atomkraftwerke hierzulande zu klagen. Diese maroden Anlagen gehörten nicht | |
für nur drei Monate vom Netz, sondern endgültig, entschädigungsfrei und | |
ohne, dass ihre Restlaufzeiten auf andere Anlagen übertragen werden können, | |
sagte Trittin. | |
14.50 Uhr: Winde tragen Radioaktivität aufs Meer hinaus | |
Westwinde über Japan tragen zwar auch in den kommenden Tagen einen Großteil | |
der radioaktiven Partikel von den Unglücksreaktoren in Fukushima auf das | |
Meer hinaus - wie lange dies so bleibt, ist nach Angaben des Deutschen | |
Wetterdienstes (DWD) in Offenbach vom Sonntag aber ungewiss. Denn | |
spätestens am Dienstag dreht der Wind auf Nord. Dann könnte sich die | |
Strahlenwolke auch an der Küstenregion ausbreiten. Tokio, das im Südosten | |
des Landes liegt, soll nach Einschätzung des DWD verschont bleiben. | |
Unterdessen herrschen in der Region um Fukushima weiter winterliche | |
Temperaturen mit Werten um Null Grad am Tag und Nachtfrost. | |
14.38 Uhr: Verwirrung um Strahlenbelastung | |
Der japanische Atomkonzern Tepco stellte am Sonntag seine eigenen Angaben | |
zu Ursache und Stärke der Radioaktivität in Block 2 des Kraftwerks | |
Fukushima infrage. Das berichteten die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji. | |
Laut Tepco seien womöglich andere radioaktive Substanzen als das bisher | |
gemeldete Jod-134 im Wasser im Turbinenhaus enthalten. Zudem habe es bei | |
der Berechnung der Zahlenwerte womöglich Fehler gegeben. Nach den | |
bisherigen Angaben war die Radioaktivität in dem Wasser etwa zehn Millionen | |
Mal höher gewesen als normalerweise. Daraufhin hatten Arbeiter das Feld | |
räumen müssen. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht. | |
14.12 Uhr: Hunderte Japaner demonstrieren gegen Atomkraft | |
Angesichts der Katastrophe in Fukushima haben hunderte Japaner für ein Ende | |
der Atomkraft demonstriert. In der Hauptstadt Tokio und in Nagoya im | |
Zentrum des Landes versammelten sich am Sonntag jeweils rund 300 | |
Demonstranten. "Wir brauchen keine Kernkraft", skandierten die | |
Protestteilnehmer in Tokio, die auch am Sitz des für Fukushima | |
verantwortlichen Energiekonzerns Tepco vorbeimarschierten. Einige | |
Protestteilnehmer trugen Gasmasken. | |
In Nagoya wandten sich die Protestteilnehmer in Sprechchören lautstark | |
gegen "ein zweites Fukushima". Insbesondere forderten sie die Stilllegung | |
des etwa 120 Kilometer entfernten Atommeilers Hamaoka in einem | |
Erdbebengebiet an der Südküste der Insel Honshu. Mit herzförmigen | |
Luftballons zogen auch sie vor das Gebäude eines Energieversorgers. | |
"Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen können und nachfolgenden | |
Generationen keine Giftstoffe hinterlassen", sagte die 63 Jahre alte | |
Shigeko Furumichi. Der 36-jährige Student Kenjirou Goto fügte hinzu, die in | |
Fukushima austretende radioaktive Strahlung verursache "enorme Schäden für | |
die Landwirtschaft". Der aus Tokio angereiste Atsuchi Fujuki zeigte sich | |
"traurig und enttäuscht" angesichts der Katastrophe. "Japan hat immer | |
gelogen, wenn es die Vorteile der Atomenergie angepriesen hat", sagte er. | |
13.08 Uhr: Reedereien meiden Tokio | |
Internationale Reedereien wollen aus Angst vor Strahlenbelastungen die | |
Häfen von Tokio und Yokohama nicht mehr ansteuern. Wie die Zeitung New York | |
Times berichtet, hätten mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt | |
oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten | |
Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen. | |
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd bedient die Häfen Tokio, Yokohama und | |
Nagoya seit zehn Tagen nicht mehr, sondern leitet den Verkehr nach Kobe um. | |
Bis jetzt betrifft das rund ein Dutzend Schiffe. Bei den meisten ist das | |
bereits so geschehen, bei anderen geplant. Anders hat sich die Reederei | |
Hamburg Süd entschieden, die weiterhin Tokio anläuft, das nächste Mal | |
planmäßig am 1. April. | |
Chinesische Häfen verlangen laut New York Times inzwischen Strahlentests | |
für Schiffe aus Japan. Zuvor seien an einem Schiff, das in weniger als 120 | |
Kilometer Entfernung Fukushima passiert habe, eine erhöhte | |
Strahlenbelastung gemessen worden. Das Schiff sei unter Quarantäne gestellt | |
worden. | |
Auch im kalifornischen Hafen von Long Beach überprüfte die US-Küstenwache | |
ein erstes Schiff aus Japan. Die Inspektion erfolgte im Hafenbecken, bevor | |
die Erlaubnis zum Andocken erteilt wurde. Hafen-Sprecher Art Wong rechnet | |
wegen Transportschwierigkeiten im Norden Japans mit einem Rückgang des | |
Frachtverkehrs. "Wir erwarten Verzögerungen bei der Anlieferung von Autos | |
und Autoteilen. Das wird uns in wenigen Wochen treffen", sagte Wong der New | |
York Times. | |
12.44 Uhr: Deutsche Maschinenbauer warnen vor Atomausstieg | |
Die deutschen Maschinenbauer haben vor den Folgen eines schnellen | |
Atomausstiegs gewarnt. Alternative Energien könnten Strom aus Kernenergie | |
nicht ersetzen, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und | |
Anlagenbau (VDMA), Thomas Lindner, der Zeitung Euro am Sonntag. Es nütze | |
nichts, "wenn am Ende 80 Prozent der Atommeiler vom Netz gehen, wir keinen | |
Wind haben und der Himmel vielleicht auch noch bedeckt ist". Dann könnten | |
das deutsche und sogar das europäische Stromnetz zusammenbrechen. Außerdem | |
wären energieintensive Unternehmen wie zum Beispiel kupfer-, stahl- oder | |
aluminiumverarbeitende Betriebe bei einem weitreichenden Atomausstieg in | |
ihrer Existenz bedroht, sagte Lindner. | |
Die Autokonzerne Volkswagen und Daimler sehen hingegen nach einem Bericht | |
der Wirtschaftswoche einem solchen Szenario gelassen entgegen. Auch die | |
Pläne der Konzerne für einen höheren Anteil von Elektroautos müssten nicht | |
geändert werden. "Bis die Elektromobilität in vollem Umfang auf unseren | |
Straßen vertreten ist, werden wir auch alternative Energien haben, die aus | |
erneuerbaren Quellen stammen", hieß es demnach bei VW. Daimler verwies | |
darauf, dass sich der Strombedarf selbst beim Einsatz von einer Million | |
Elektroautos nur um 0,3 Prozent erhöhen würde. | |
Auch Strompreiserhöhungen infolge eines schnellen Ausstiegs aus der | |
Atomkraft wären zumindest für die Autoindustrie zu verkraften, hat das | |
Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen nach | |
Angaben der "Wirtschaftswoche" errechnet. Die Herstellung eines 20 | |
000-Euro-Fahrzeugs würde sich demnach um 190 Euro verteuern, wenn der | |
Strompreis um zehn Prozent steigt. Dies bedeute aber nicht automatisch, | |
dass Autos langfristig teurer werden oder die Gewinne der Hersteller | |
schrumpfen. "Höhere Strompreise würden die Hersteller zwingen, die | |
Effizienz zu steigern", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Autor der Studie, dem | |
Magazin. | |
12.34. Uhr: Grünen-Politikern Harms misstraut Sicherheitschecks für AKWs | |
Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms misstraut den angekündigten | |
Sicherheitschecks für die Atomkraftwerke und zweifelt an der Unabhängigkeit | |
der Experten. Die aus dem Wendland stammende Fraktionschefin der Grünen im | |
Europaparlament sagte in Hannover: "Bei der Überprüfung muss man dafür | |
sorgen, dass nicht die alten Pappenheimer wieder die Anlagen prüfen, die | |
sie schon immer geprüft haben und bei denen sie nie ein Problem gefunden | |
haben." Aus Sicht der Atomkraftgegnerin gibt es nicht genügend Distanz | |
zwischen den Aufsichtsbehörden, den AKW-Betreibern und etwa dem TÜV, der | |
die Kontrollen in Kraftwerken durchführe. "Mit den Jahren ist eine große | |
Nähe entstanden und die Toleranz gegenüber Schwächen in den Kraftwerken ist | |
eindeutig. Man kennt sich zu gut." Harms kritisierte zugleich, die | |
Bundesregierung und die Europäische Kommission wollten mit den geplanten | |
Sicherheitschecks in erster Linie die Bürger beruhigen. "Die Aktivitäten | |
dienen der Beschwichtigung und nicht der Sicherheit." | |
12.12 Uhr: Grenzwerte im Meerwasser um das 1850-fache erhöht | |
Das Meer vor Fukushima wird zunehmend radioaktiv mit dem Isotop Jod-131 | |
verseucht. Am Sonntag übertraf die Strahlung den zulässigen Grenzwert | |
bereits um das 1850-fache. Am Samstag war es noch das 1250-fache. Tepco | |
räumte ein, dass wahrscheinlich radioaktives Wasser aus dem Atomwrack ins | |
Meer geflossen sei. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die | |
Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass | |
derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. 11.55 Uhr: | |
Süßwasser soll in die havarierten Reaktoren gepumpt werden | |
Der Betreiber von Fukushima 1, Tepco, hat sich am Wochenende darauf | |
konzentriert, mehr und mehr Süßwasser in die havarierten Reaktoren zu | |
pumpen. Im Laufe des Sonntags sollten dafür noch stärkere Pumpen eingesetzt | |
werden, kündigte die Reaktorsicherheitsbehörde NISA an. Süßwasser | |
hinterlässt beim Verdampfen kein Salz, das den Fluss des Kühlwassers | |
behindern könnte. Unter anderem sei die US-Marine mit einer großen | |
Wasserladung nach Fukushima unterwegs. Ins Abklingbecken des vierten | |
Reaktors, in dem abgebrannte Brennelemente gekühlt werden müssen, werde am | |
Sonntag aber weiterhin Salzwasser geleitet, kündigte der NISA-Sprecher an. | |
Die Kapazitäten seien begrenzt - so stand bisher für Reaktor 1 nur eine | |
Pumpe zur Verfügung. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Dampf aus den | |
beschädigten Reaktorgebäuden austrat. | |
11,19 Uhr: US-Umweltbehörde: Gemessene Werte können schwere Blutungen | |
auslösen | |
Die Radioaktivität innerhalb von Reaktor zwei erreichte am Sonntag einen | |
Wert, der tödlich sein kann. Die von Tepco im Reaktor gemessenen mehr als | |
1000 Millisievert pro Stunde können nach Einschätzung der US-Umweltbehörde | |
schwere Blutungen auslösen. Nach japanischen Standards wird eine Belastung | |
von 250 Millisievert pro Jahr noch als sicher gewertet. Tepco betonte, dass | |
das radioaktive Jod aber eine Halbwertszeit von weniger als einer Stunde | |
habe. Das bedeutet, dass es innerhalb eines Tages zerfällt. Am Donnerstag | |
waren in Fukushima drei Techniker verstrahlt worden. Sie waren in einem | |
anderen Reaktor mit Wasser in Berührung gekommen, das eine 10.000-fache | |
Strahlung aufwies. | |
11.14 Uhr: UN-Atomaufsicht: Krise kann noch Monate dauern | |
Der Chef der International Atomic Energy Agency (IAEA) Amano sagte am | |
Wochenende, die Krise um das AKW Fukushima I könne noch Wochen bis Monate | |
dauern. Schließlich seien sich die Behörden noch immer nicht sicher, ob die | |
Reaktorkerne und verbrauchten Brennstäbe mit ausreichend Wasser zum Kühlen | |
bedeckt seien. Zumindest ein gutes Zeichen sei, dass die Stromversorgung | |
der Anlage teilweise wiederhergestellt sei. "Aber um die Krise zu | |
überwinden, muss mehr getan werden", sagte der Japaner. Er betonte, die | |
Regierung nicht zu kritisieren. Die IAEA schickte in den vergangenen zwei | |
Tagen zwei weitere Expertenteams nach Japan. Sie sollen den Behörden | |
helfen, die Strahlung zu messen und eine mögliche Verseuchung von | |
Lebensmitteln im Blick zu behalten. | |
10.40 Uhr: Mehrheit in Japan unzufrieden mit Regierungshandeln in der | |
Atomkrise | |
Laut einer Umfrage der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News sind 58.2 | |
Prozent der befragten JapanerInnen nicht damit einverstanden, wie ihre | |
Regierung die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu bewältigen | |
versucht. 39.3 Prozent äußerten ihre Zustimmung. | |
10.37 Uhr: Wulff soll Atom-Debatte moderieren | |
Der Klimaberater der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, fordert | |
von Bundespräsident Christian Wulff eine aktive Rolle in der Atomdebatte. | |
"Der Bundespräsident könnte seine parteiübergreifende Autorität nutzen, um | |
die Debatte über einen neuen Gesellschaftsvertrag anzustoßen", sagte der | |
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung dem Berliner | |
Tagesspiegel vom Sonntag. Wulff solle eine breite Debatte über die | |
zukünftige Energieversorgung in Deutschland anstoßen und moderieren. | |
Wulff solle die treibende Kraft werden, weil er unter anderem die nötige | |
Distanz zum politischen Alltagsgeschäft habe. "Er kann glaubwürdig in die | |
Rolle des ehrlichen Maklers in einem Dialog über die Zukunft unserer | |
Gesellschaft hineinwachsen. Das wäre eine noble Aufgabe", sagte | |
Schellnhuber. | |
Wulff hatte nach der Atomkatastrophe in Japan ein neues Nachdenken über die | |
Nutzung der Kernenergie und die künftige Energieversorgung gefordert. | |
Außerdem sprach er sich für eine stärkere internationale Atomenergiebehörde | |
aus. | |
9.15 Uhr: Arbeiten am AKW werden ausgesetzt | |
Laut Tepco werden die Arbeiten im stark verseuchten Reaktorblock 2 wegen | |
der erhöhten Strahlenwerte zunächst nicht fortgesetzt. Es seien auch hohe | |
Werte an Cäsium und anderen Substanzen festgestellt worden. Es sei daher | |
wahrscheinlich, dass die Brennstäbe beschädigt worden seien, so ein | |
Tepco-Sprecher. | |
9 Uhr: Japan sorgt sich um Exporte | |
Japan sorgt sich nach dem Atomunfall in Fukushima um seine | |
landwirtschaftlichen Exporte. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag | |
unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtete, will Japan die Mitglieder | |
der Welthandelsorganisation WTO bei einem informellen Treffen am Dienstag | |
vor Überreaktionen warnen. | |
Aus Sorge vor Verstrahlung haben einige Länder wie Australien, Singapur | |
oder Hongkong Importbeschränkungen für Agrarprodukte aus dem Nordosten | |
Japans verhängt. Andere - darunter Deutschland - haben die Kontrollen bei | |
Einfuhren verschärft. | |
8.30 Uhr: Formel 1 betet für Japan | |
Die Formel 1 hat unmittelbar vor dem ersten WM-Saisonlauf der Opfer der | |
verheerenden Naturkatastrophe in Japan gedacht. Fahrer, Verantwortliche und | |
Zuschauer hielten am Sonntag in Melbourne eine Schweigeminute. "Es ist gut | |
und wichtig, dass wir das machen", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die | |
Autos beim Großen Preis von Australien trugen zudem einen Aufkleber mit der | |
Aufschrift "We pray for Japan" | |
8 Uhr: Strahlung im Wasser dramatisch gestiegen | |
Der Kraftwerksbetreiber Tepco misst im Reaktor Nummer zwei der | |
Nachrichtenagentur Jiji zufolge einen drastischen Anstieg an | |
Radioaktivität. Die Strahlung im Wasser des Reaktors sei zehn Millionen mal | |
höher als der Normalwert, meldete die Agentur. Die Arbeiter hätten | |
abgezogen werden müssen. | |
Quellen: dpa, dapd, rtr, afp, kyodo, nhk, Asahi Shimbun | |
27 Mar 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |