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# taz.de -- Japan-Ticker vom 27.3.2011: AKW-Betreiber entschuldigt sich
> Tepco entschuldigt sich für die Angabe falscher, millionenfach erhöhter
> Strahlenwerte aus dem Reaktor 2 von AKW Fukushima. Die Werte seien
> 100.000fach erhöht.
Bild: Anti-AKW-Demonstranten vor dem Gebäude eines Energieversorgers im japani…
21.07 Uhr: Greenpeace für größere Evakuierungszone
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Ausweitung der
Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima gefordert.
Nach Angaben von Greenpeace herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer
nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn
Microsievert pro Stunde. Eine solcher Wert mache eine Evakuierung
notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil
sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung
ausgesetzt seien, teilte Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte am
Sonntagabend mit.
Um das Kraftwerk gilt derzeit eine 20 Kilometer weite Evakuierungszone. Die
Regierung legte Bewohnern im Umkreis zwischen 20 und 30 Kilometern
Entfernung nahe, freiwillig die Gegend zu verlassen.
18.36 Uhr: Strahlung in Reaktorwasser 100.000fach erhöht
Die Strahlung im Wasser aus dem Reaktor 2 des Krisen-Atomkraftwerks
Fukushima liegt nach neuen Angaben des Betreibers Tepco 100 000 Mal höher
als Normal. Damit berichtigte das Unternehmen am frühen Montagmorgen
(Ortszeit) laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo
frühere Angaben vom Sonntag. Tepco hatte in ersten Angaben berichtet, dass
das Wasser in dem Turbinenhaus zehn Millionen Mal höher als sonst belastet
gewesen sein soll. Danach hatte Tepco von Messfehlern gesprochen und die
ursprünglichen Angaben zurückgezogen, ohne zunächst mit neuen Zahlen
aufzuwarten.
18.34 Uhr: Gedenkfeier in Düsseldorf für japanische Opfer
Mehrere hundert Menschen haben am Sonntag in Düsseldorf der
Katastrophenopfer von Japan gedacht. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore
Kraft fand im Rahmen einer buddhistischen Andacht und vor Mitgliedern der
größten japanischen Gemeinde Deutschlands Worte des Trostes und Beistandes.
In Nordrhein-Westfalen leben 12 000 Japaner, davon rund 8000 im Raum
Düsseldorf.
Der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma bekundete seinen Respekt
gegenüber den Helfern, die derzeit versuchten, die Strahlengefahr zu
bannen. Die Solidarität der Deutschen gegenüber dem japanischen Volk in
dieser gefährlichen Lage werde man nie vergessen, betonte er.
18.31 Uhr: Tepco entschuldigt sich für Verwirrung
Panik im Reaktor 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1: Nachdem sie
eine um zehn Millionen mal erhöhte Strahlenbelastung des Wassers gemessen
haben, verlassen Techniker am Sonntag fluchtartig das Gebäude. Die Anlage
wird evakuiert, die Bemühungen somit erst einmal gestoppt, die Kühlung der
überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne wieder in Gang zu bringen. Stunden
später erklärt Kraftwerksbetreiber Tepco, man habe sich vermessen.
Angesichts des Kampfs gegen eine drohende Atomkatastrophe ein peinlicher
Fehler, der kostbare Zeit gekostet hat. Das Wasser im Reaktor sei zwar
radioaktiv verseucht, der zuvor gemessene Extremwert von millionenfach
erhöhter Strahlung sei aber ein Fehler gewesen, erklärte Tepco am
Sonntagabend. "Diese Zahl ist nicht glaubhaft", sagte der Sprecher Takashi
Kuratia. "Das tut uns sehr leid."
Die Techniker verließen den Reaktorblock 2 vor dem Ergebnis einer
Kontrollmessung, hieß es weiter. Kuratia stand bei seiner Entschuldigung
ohne eine verifizierte Messung da, sagte aber, diese werde nachgeholt. Er
wisse nicht, wann er das Ergebnis verkünden könne. Die Strahlenbelastung
der Luft erreichte in Block 2 unterdessen 1.000 Millisievert - das
Vierfache der zulässigen Strahlendosis an Arbeitsplätzen in Japan. Dieser
Wert war erst nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März erhöht worden.
Angesichts dieser Entwicklung beharrte Regierungssprecher Yukio Edano
darauf, dass es gelungen sei, das Schlimmste in Fukushima zu verhindern.
Der Kampf gegen die überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne werde Höhen und
Tiefen haben, das habe man erwartet, aber auch von Rückschlägen werde man
sich nicht von den Reparaturarbeiten abbringen lassen. Als Edano das auf
einer Pressekonferenz sagte, wusste er noch nichts vom Messfehler der
Tepco-Techniker.
Seit dem 11. März sind die meisten der sechs Reaktoren in Fukushima-Daiichi
ohne ausreichende Kühlung. Das Meerwasser vor der Anlage wies am Wochenende
nach amtlichen Angaben einen Wert auf, der 1.850 mal über dem Normalen lag.
Ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, sagte, dies
sei Anlass zur Sorge. Die Region sei aber kein Fischereigebiet und die
Kontaminierung stelle keine unmittelbare Bedrohung für die Gesundheit von
Menschen dar. Auch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde
erklärten, der Ozean würde die meiste Kontamination schnell verdünnen.
17.15 Uhr: Konzentration von radioaktivem Jod in Deutschand sinkt wieder
In Deutschland ist die Konzentration von radioaktiven Jodpartikeln aus
Japan in der Luft wieder leicht gesunken. Messungen an der Station
Schauinsland bei Freiburg ergaben nach Angaben des Bundesamtes für
Strahlenschutz (BfS) vom Sonntag einen vorläufigen Wert von 300
Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft. Am Samstag waren laut abgeschlossener
Auswertung noch 530 Mikrobecquerel nachgewiesen worden. Die Dosis sei so
gering, dass es keine gesundheitlichen Bedenken gebe, betonte das BfS.
16.37 Uhr: Geringe radioaktive Spuren in China entdeckt
Nach der Atomkatastrophe in Japan sind geringe radioaktive Spuren auch in
Chinas Nordosten entdeckt worden. Die Luftwerte von Jod 131 in der Provinz
Heilongjiang lägen aber "unter einem hunderttausendstel des jährlich
zulässigen Grenzwertes" und seien nicht gefährlich, berichtete die
chinesische Behörde für die Koordinierung im nuklearen Notfall am Sonntag
nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Wegen der minimalen Messwerte gebe es keine Bedrohung der öffentliche
Gesundheit, betonte die nationale Gesundheitsbehörde (CDC). Die
chinesischen Behörden beobachteten, inwieweit das Reaktorunglück in
Fukushima auch China betreffe. Die Regierung in Peking werde die
Informationen "zeitnah" veröffentlichen. Nach dem Reaktorunglück hatten
schon Gerüchte, dass jodiertes Salz gegen radioaktive Strahlung helfen
soll, zu einem Ansturm auf Geschäfte in China geführt, so dass Salz
vielerorts nicht mehr zu bekommen war.
14.53 Uhr: Trittin fordert deutsche Hilfe für Japan
Nach den rapide gestiegenen Strahlenwerten im havarierten japanischen
Kraftwerk Fukushima fordern die Grünen internationale Hilfe für Japan. "Die
internationale Gemeinschaft, auch Deutschland, ist aufgerufen, der
japanischen Regierung jede erdenkliche technische Hilfe anzubieten, um die
Gefahren der atomaren Verseuchung einzudämmen", verlangte
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Sonntag in Berlin. Die millionenfach
erhöhten Radioaktivitätswerte im Reaktorwasser machten klar, dass alle
bisherigen Beschwichtigungsversuche der Betreiberfirma Tepco falsch und
fahrlässig gewesen und der Kontrollverlust total sei, erklärte Trittin.
Als zynisch wertete er vor diesem Hintergrund die Ankündigungen der
deutschen Atomwirtschaft, gegen die vorübergehende Abschaltung der ältesten
Atomkraftwerke hierzulande zu klagen. Diese maroden Anlagen gehörten nicht
für nur drei Monate vom Netz, sondern endgültig, entschädigungsfrei und
ohne, dass ihre Restlaufzeiten auf andere Anlagen übertragen werden können,
sagte Trittin.
14.50 Uhr: Winde tragen Radioaktivität aufs Meer hinaus
Westwinde über Japan tragen zwar auch in den kommenden Tagen einen Großteil
der radioaktiven Partikel von den Unglücksreaktoren in Fukushima auf das
Meer hinaus - wie lange dies so bleibt, ist nach Angaben des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) in Offenbach vom Sonntag aber ungewiss. Denn
spätestens am Dienstag dreht der Wind auf Nord. Dann könnte sich die
Strahlenwolke auch an der Küstenregion ausbreiten. Tokio, das im Südosten
des Landes liegt, soll nach Einschätzung des DWD verschont bleiben.
Unterdessen herrschen in der Region um Fukushima weiter winterliche
Temperaturen mit Werten um Null Grad am Tag und Nachtfrost.
14.38 Uhr: Verwirrung um Strahlenbelastung
Der japanische Atomkonzern Tepco stellte am Sonntag seine eigenen Angaben
zu Ursache und Stärke der Radioaktivität in Block 2 des Kraftwerks
Fukushima infrage. Das berichteten die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji.
Laut Tepco seien womöglich andere radioaktive Substanzen als das bisher
gemeldete Jod-134 im Wasser im Turbinenhaus enthalten. Zudem habe es bei
der Berechnung der Zahlenwerte womöglich Fehler gegeben. Nach den
bisherigen Angaben war die Radioaktivität in dem Wasser etwa zehn Millionen
Mal höher gewesen als normalerweise. Daraufhin hatten Arbeiter das Feld
räumen müssen. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht.
14.12 Uhr: Hunderte Japaner demonstrieren gegen Atomkraft
Angesichts der Katastrophe in Fukushima haben hunderte Japaner für ein Ende
der Atomkraft demonstriert. In der Hauptstadt Tokio und in Nagoya im
Zentrum des Landes versammelten sich am Sonntag jeweils rund 300
Demonstranten. "Wir brauchen keine Kernkraft", skandierten die
Protestteilnehmer in Tokio, die auch am Sitz des für Fukushima
verantwortlichen Energiekonzerns Tepco vorbeimarschierten. Einige
Protestteilnehmer trugen Gasmasken.
In Nagoya wandten sich die Protestteilnehmer in Sprechchören lautstark
gegen "ein zweites Fukushima". Insbesondere forderten sie die Stilllegung
des etwa 120 Kilometer entfernten Atommeilers Hamaoka in einem
Erdbebengebiet an der Südküste der Insel Honshu. Mit herzförmigen
Luftballons zogen auch sie vor das Gebäude eines Energieversorgers.
"Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen können und nachfolgenden
Generationen keine Giftstoffe hinterlassen", sagte die 63 Jahre alte
Shigeko Furumichi. Der 36-jährige Student Kenjirou Goto fügte hinzu, die in
Fukushima austretende radioaktive Strahlung verursache "enorme Schäden für
die Landwirtschaft". Der aus Tokio angereiste Atsuchi Fujuki zeigte sich
"traurig und enttäuscht" angesichts der Katastrophe. "Japan hat immer
gelogen, wenn es die Vorteile der Atomenergie angepriesen hat", sagte er.
13.08 Uhr: Reedereien meiden Tokio
Internationale Reedereien wollen aus Angst vor Strahlenbelastungen die
Häfen von Tokio und Yokohama nicht mehr ansteuern. Wie die Zeitung New York
Times berichtet, hätten mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt
oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten
Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen.
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd bedient die Häfen Tokio, Yokohama und
Nagoya seit zehn Tagen nicht mehr, sondern leitet den Verkehr nach Kobe um.
Bis jetzt betrifft das rund ein Dutzend Schiffe. Bei den meisten ist das
bereits so geschehen, bei anderen geplant. Anders hat sich die Reederei
Hamburg Süd entschieden, die weiterhin Tokio anläuft, das nächste Mal
planmäßig am 1. April.
Chinesische Häfen verlangen laut New York Times inzwischen Strahlentests
für Schiffe aus Japan. Zuvor seien an einem Schiff, das in weniger als 120
Kilometer Entfernung Fukushima passiert habe, eine erhöhte
Strahlenbelastung gemessen worden. Das Schiff sei unter Quarantäne gestellt
worden.
Auch im kalifornischen Hafen von Long Beach überprüfte die US-Küstenwache
ein erstes Schiff aus Japan. Die Inspektion erfolgte im Hafenbecken, bevor
die Erlaubnis zum Andocken erteilt wurde. Hafen-Sprecher Art Wong rechnet
wegen Transportschwierigkeiten im Norden Japans mit einem Rückgang des
Frachtverkehrs. "Wir erwarten Verzögerungen bei der Anlieferung von Autos
und Autoteilen. Das wird uns in wenigen Wochen treffen", sagte Wong der New
York Times.
12.44 Uhr: Deutsche Maschinenbauer warnen vor Atomausstieg
Die deutschen Maschinenbauer haben vor den Folgen eines schnellen
Atomausstiegs gewarnt. Alternative Energien könnten Strom aus Kernenergie
nicht ersetzen, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau (VDMA), Thomas Lindner, der Zeitung Euro am Sonntag. Es nütze
nichts, "wenn am Ende 80 Prozent der Atommeiler vom Netz gehen, wir keinen
Wind haben und der Himmel vielleicht auch noch bedeckt ist". Dann könnten
das deutsche und sogar das europäische Stromnetz zusammenbrechen. Außerdem
wären energieintensive Unternehmen wie zum Beispiel kupfer-, stahl- oder
aluminiumverarbeitende Betriebe bei einem weitreichenden Atomausstieg in
ihrer Existenz bedroht, sagte Lindner.
Die Autokonzerne Volkswagen und Daimler sehen hingegen nach einem Bericht
der Wirtschaftswoche einem solchen Szenario gelassen entgegen. Auch die
Pläne der Konzerne für einen höheren Anteil von Elektroautos müssten nicht
geändert werden. "Bis die Elektromobilität in vollem Umfang auf unseren
Straßen vertreten ist, werden wir auch alternative Energien haben, die aus
erneuerbaren Quellen stammen", hieß es demnach bei VW. Daimler verwies
darauf, dass sich der Strombedarf selbst beim Einsatz von einer Million
Elektroautos nur um 0,3 Prozent erhöhen würde.
Auch Strompreiserhöhungen infolge eines schnellen Ausstiegs aus der
Atomkraft wären zumindest für die Autoindustrie zu verkraften, hat das
Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen nach
Angaben der "Wirtschaftswoche" errechnet. Die Herstellung eines 20
000-Euro-Fahrzeugs würde sich demnach um 190 Euro verteuern, wenn der
Strompreis um zehn Prozent steigt. Dies bedeute aber nicht automatisch,
dass Autos langfristig teurer werden oder die Gewinne der Hersteller
schrumpfen. "Höhere Strompreise würden die Hersteller zwingen, die
Effizienz zu steigern", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Autor der Studie, dem
Magazin.
12.34. Uhr: Grünen-Politikern Harms misstraut Sicherheitschecks für AKWs
Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms misstraut den angekündigten
Sicherheitschecks für die Atomkraftwerke und zweifelt an der Unabhängigkeit
der Experten. Die aus dem Wendland stammende Fraktionschefin der Grünen im
Europaparlament sagte in Hannover: "Bei der Überprüfung muss man dafür
sorgen, dass nicht die alten Pappenheimer wieder die Anlagen prüfen, die
sie schon immer geprüft haben und bei denen sie nie ein Problem gefunden
haben." Aus Sicht der Atomkraftgegnerin gibt es nicht genügend Distanz
zwischen den Aufsichtsbehörden, den AKW-Betreibern und etwa dem TÜV, der
die Kontrollen in Kraftwerken durchführe. "Mit den Jahren ist eine große
Nähe entstanden und die Toleranz gegenüber Schwächen in den Kraftwerken ist
eindeutig. Man kennt sich zu gut." Harms kritisierte zugleich, die
Bundesregierung und die Europäische Kommission wollten mit den geplanten
Sicherheitschecks in erster Linie die Bürger beruhigen. "Die Aktivitäten
dienen der Beschwichtigung und nicht der Sicherheit."
12.12 Uhr: Grenzwerte im Meerwasser um das 1850-fache erhöht
Das Meer vor Fukushima wird zunehmend radioaktiv mit dem Isotop Jod-131
verseucht. Am Sonntag übertraf die Strahlung den zulässigen Grenzwert
bereits um das 1850-fache. Am Samstag war es noch das 1250-fache. Tepco
räumte ein, dass wahrscheinlich radioaktives Wasser aus dem Atomwrack ins
Meer geflossen sei. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die
Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass
derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. 11.55 Uhr:
Süßwasser soll in die havarierten Reaktoren gepumpt werden
Der Betreiber von Fukushima 1, Tepco, hat sich am Wochenende darauf
konzentriert, mehr und mehr Süßwasser in die havarierten Reaktoren zu
pumpen. Im Laufe des Sonntags sollten dafür noch stärkere Pumpen eingesetzt
werden, kündigte die Reaktorsicherheitsbehörde NISA an. Süßwasser
hinterlässt beim Verdampfen kein Salz, das den Fluss des Kühlwassers
behindern könnte. Unter anderem sei die US-Marine mit einer großen
Wasserladung nach Fukushima unterwegs. Ins Abklingbecken des vierten
Reaktors, in dem abgebrannte Brennelemente gekühlt werden müssen, werde am
Sonntag aber weiterhin Salzwasser geleitet, kündigte der NISA-Sprecher an.
Die Kapazitäten seien begrenzt - so stand bisher für Reaktor 1 nur eine
Pumpe zur Verfügung. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Dampf aus den
beschädigten Reaktorgebäuden austrat.
11,19 Uhr: US-Umweltbehörde: Gemessene Werte können schwere Blutungen
auslösen
Die Radioaktivität innerhalb von Reaktor zwei erreichte am Sonntag einen
Wert, der tödlich sein kann. Die von Tepco im Reaktor gemessenen mehr als
1000 Millisievert pro Stunde können nach Einschätzung der US-Umweltbehörde
schwere Blutungen auslösen. Nach japanischen Standards wird eine Belastung
von 250 Millisievert pro Jahr noch als sicher gewertet. Tepco betonte, dass
das radioaktive Jod aber eine Halbwertszeit von weniger als einer Stunde
habe. Das bedeutet, dass es innerhalb eines Tages zerfällt. Am Donnerstag
waren in Fukushima drei Techniker verstrahlt worden. Sie waren in einem
anderen Reaktor mit Wasser in Berührung gekommen, das eine 10.000-fache
Strahlung aufwies.
11.14 Uhr: UN-Atomaufsicht: Krise kann noch Monate dauern
Der Chef der International Atomic Energy Agency (IAEA) Amano sagte am
Wochenende, die Krise um das AKW Fukushima I könne noch Wochen bis Monate
dauern. Schließlich seien sich die Behörden noch immer nicht sicher, ob die
Reaktorkerne und verbrauchten Brennstäbe mit ausreichend Wasser zum Kühlen
bedeckt seien. Zumindest ein gutes Zeichen sei, dass die Stromversorgung
der Anlage teilweise wiederhergestellt sei. "Aber um die Krise zu
überwinden, muss mehr getan werden", sagte der Japaner. Er betonte, die
Regierung nicht zu kritisieren. Die IAEA schickte in den vergangenen zwei
Tagen zwei weitere Expertenteams nach Japan. Sie sollen den Behörden
helfen, die Strahlung zu messen und eine mögliche Verseuchung von
Lebensmitteln im Blick zu behalten.
10.40 Uhr: Mehrheit in Japan unzufrieden mit Regierungshandeln in der
Atomkrise
Laut einer Umfrage der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News sind 58.2
Prozent der befragten JapanerInnen nicht damit einverstanden, wie ihre
Regierung die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu bewältigen
versucht. 39.3 Prozent äußerten ihre Zustimmung.
10.37 Uhr: Wulff soll Atom-Debatte moderieren
Der Klimaberater der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, fordert
von Bundespräsident Christian Wulff eine aktive Rolle in der Atomdebatte.
"Der Bundespräsident könnte seine parteiübergreifende Autorität nutzen, um
die Debatte über einen neuen Gesellschaftsvertrag anzustoßen", sagte der
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung dem Berliner
Tagesspiegel vom Sonntag. Wulff solle eine breite Debatte über die
zukünftige Energieversorgung in Deutschland anstoßen und moderieren.
Wulff solle die treibende Kraft werden, weil er unter anderem die nötige
Distanz zum politischen Alltagsgeschäft habe. "Er kann glaubwürdig in die
Rolle des ehrlichen Maklers in einem Dialog über die Zukunft unserer
Gesellschaft hineinwachsen. Das wäre eine noble Aufgabe", sagte
Schellnhuber.
Wulff hatte nach der Atomkatastrophe in Japan ein neues Nachdenken über die
Nutzung der Kernenergie und die künftige Energieversorgung gefordert.
Außerdem sprach er sich für eine stärkere internationale Atomenergiebehörde
aus.
9.15 Uhr: Arbeiten am AKW werden ausgesetzt
Laut Tepco werden die Arbeiten im stark verseuchten Reaktorblock 2 wegen
der erhöhten Strahlenwerte zunächst nicht fortgesetzt. Es seien auch hohe
Werte an Cäsium und anderen Substanzen festgestellt worden. Es sei daher
wahrscheinlich, dass die Brennstäbe beschädigt worden seien, so ein
Tepco-Sprecher.
9 Uhr: Japan sorgt sich um Exporte
Japan sorgt sich nach dem Atomunfall in Fukushima um seine
landwirtschaftlichen Exporte. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag
unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtete, will Japan die Mitglieder
der Welthandelsorganisation WTO bei einem informellen Treffen am Dienstag
vor Überreaktionen warnen.
Aus Sorge vor Verstrahlung haben einige Länder wie Australien, Singapur
oder Hongkong Importbeschränkungen für Agrarprodukte aus dem Nordosten
Japans verhängt. Andere - darunter Deutschland - haben die Kontrollen bei
Einfuhren verschärft.
8.30 Uhr: Formel 1 betet für Japan
Die Formel 1 hat unmittelbar vor dem ersten WM-Saisonlauf der Opfer der
verheerenden Naturkatastrophe in Japan gedacht. Fahrer, Verantwortliche und
Zuschauer hielten am Sonntag in Melbourne eine Schweigeminute. "Es ist gut
und wichtig, dass wir das machen", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die
Autos beim Großen Preis von Australien trugen zudem einen Aufkleber mit der
Aufschrift "We pray for Japan"
8 Uhr: Strahlung im Wasser dramatisch gestiegen
Der Kraftwerksbetreiber Tepco misst im Reaktor Nummer zwei der
Nachrichtenagentur Jiji zufolge einen drastischen Anstieg an
Radioaktivität. Die Strahlung im Wasser des Reaktors sei zehn Millionen mal
höher als der Normalwert, meldete die Agentur. Die Arbeiter hätten
abgezogen werden müssen.
Quellen: dpa, dapd, rtr, afp, kyodo, nhk, Asahi Shimbun
27 Mar 2011
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