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# taz.de -- Atemaussetzer in der Nacht: Gefährliche Folgen
> Eine Schlafapnoe kommt häufig vor, wird wenig beachtet und oftmals nicht
> behandelt. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben. Bei Verdacht: ab ins
> ein Schlaflabor.
Bild: Im Schlaflabor wird alles registriert, was den Schlaf beeinträchtigt.
BERLIN taz | Plötzlich stockt im Schlaf der Atem - eine Sekunde, eine
Minute, drei Minuten? Die Stille ist beängstigend. Schließlich kommt das
Gehirn nur wenige Minuten ohne Sauerstoff aus, und zu viele Atemaussetzer
beim Schlafen - genannt Schlafapnoe - schädigen es. Oftmals sind die
Weichteile des Gaumens - das Zäpfchen und das Gaumensegel - oder die Zunge
das Problem. Denn sie alle können den Luftstrom behindern.
Beim Schlafen erschlafft das Gewebe, und beim Liegen auf dem Rücken kann
der hintere Teil der Zunge in den Rachen rutschen. Da das Gewebe sich im
Luftstrom bewegt, schnarchen die Schläfer. Manchmal spielt dies keine
Rolle. Hier ist es eine ausbleibende Steuerung des Gehirns, die den
Atemstillstand und damit eine zentrale Schlafapnoe verursacht.
Die Mehrzahl der Betroffenen hat eine Mischform dieser beiden Störungen.
Oftmals setzt 100- bis 500-mal in der Nacht der Atem aus. Schlaf ist für
die Betroffenen keine Erholung mehr. Denn das Gehirn bemerkt den Notstand
und alarmiert den Schlafenden.
Dies stört den natürlichen Schlaf. Der Tiefschlaf kommt zu kurz, und der
Betroffene fühlt sich am Tage unausgeschlafen und müde. Oftmals fällt er
tagsüber in den Sekundenschlaf - sehr gefährlich beim Autofahren.
Wichtig ist es, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Bei Verdacht auf
eine Schlafapnoe erhält der Patient im Allgemeinen zunächst ein kleines
Messgerät, das während der Nacht verschiedene Werte aufzeichnet. Zum
Beispiel misst es die Atemströmung und die Herzfrequenz oder stellt fest,
wie viel Sauerstoff im Blut zirkuliert.
Hierdurch kann ein Arzt erkennen, ob die Atmung während der Nacht stockt.
Bei mehr als zehn Atemaussetzern von zehn oder mehr Sekunden Länge
innerhalb einer Stunde ist eine Schlafapnoe wahrscheinlich.
## Eine Bissschiene kann helfen
Der Arzt überweist den Patienten in ein Zentrum für Schlafmedizin. Dort
wird der Patient in einem Schlaflabor während der Nacht an verschiedene
Messgeräte angeschlossen.
Aufgezeichnet werden unterschiedliche Organaktivitäten wie die Gehirnströme
(Elektroenzephalogramm, EEG), die Augenbewegungen, die Herztätigkeit
(Elektrokardiogramm, EKG), die Muskelaktivitäten an den Beinen und am Kinn
(Elektromyogramm, EMG), die Atmung durch die Nase, eventuelles Schnarchen,
die Atembewegungen von Brustkorb und Bauch und der Sauerstoffgehalt des
Blutes. Eine Kamera filmt. Zumeist lässt sich eine Schlafapnoe sicher
diagnostizieren.
Die Schnarcherapnoe ist zumeist mit relativ einfachen Mitteln in den Griff
zu bekommen - beispielsweise durch eine Bissschiene, die Unterkiefer und
Gewebe in Stellung hält.
Oftmals behindern aber nicht nur Weichteile des Gaumens oder die Zunge die
Atmung. Es gibt viele Ursachen für die obstruktive Schlafapnoe, bei der die
oberen Atemwege die Luft nur unzureichend passieren lassen.
Im Schlaf entspannt sich bei der Erkrankung die Muskulatur in den oberen
Luftwegen so stark, dass diese dem beim Einatmen entstehenden Unterdruck
nicht mehr standhalten und zusammenfallen.
Übergewicht, Fehlstellungen des Unterkiefers oder vergrößerte Rachenmandeln
zählen zu den Risikofaktoren der Krankheit. Auch eine Vielzahl von
Giftstoffen kann eine Schlafapnoe hervorrufen.
## Nicht jeder wird ausreichend behandelt
Nicht selten kommen Menschen berufsbedingt mit diesen gefährlichen Stoffen
in Kontakt. Unter anderem sind es Lösungsmittel wie Perchlorethylen oder
n-Butanol.
Fallbeispiele gibt es viele. Etwa der Chemielaborant, der jahrelang
Lösungsmitteln in so hohen Konzentrationen ausgesetzt gewesen war, dass
täglich akute Vergiftungserscheinungen auftraten. Oder die Künstlerin, die
Xylol in geschlossenen Räumen auf ihre Werke sprayte.
Oftmals hilft ein CPAP-Gerät (continuous positive airway pressure), das
regelmäßig Luft in die Atemwege hineinpustet. Reicht dies nicht aus, ist
ein spezielles Gerät notwendig, das ähnlich wie ein OP-Gerät funktioniert.
Anders als bei der CPAP-Beatmung liegt während des Ausatmens ein zweiter
niedrigerer Druck an. Dies erleichtert das Ausatmen.
Nicht jede Schlafapnoe wird ausreichend behandelt. Dies hat für den
Patienten gefährliche Folgen. Es kann zu Bluthochdruck, Herzinfarkt,
Schlaganfall oder einem plötzlichen Herztod kommen. Magengeschwüre,
Depressionen und Diabetes sind nicht selten. Schlafapnoiker sind weniger
belastbar und sterben früher als Gesunde.
## Begleiterkrankungen kommen oft hinzu
Bei Verdacht auf eine berufliche Verursachung muss die Berufsgenossenschaft
umgehend informiert und eine Berufskrankheitsanzeige erstattet werden.
Doch der Betroffene darf seine Erwartungen nicht allzu hoch schrauben.
Zumeist lässt sich durch eine obstruktive Schlafapnoe alleine keine volle
Erwerbsminderung begründen, da die Therapie zumeist recht wirksam und eine
Teilrehabilitation möglich ist.
Die volle Erwerbsminderungsrente wird im Allgemeinen nur gewährt, wenn
zusätzlich andere Begleiterkrankungen - wie beispielsweise schwere
Herz-Kreislauf-Störungen - bestehen.
Doch der Betroffene sollte die Hoffnung niemals aufgeben: Schlägt eine
Überdruckbeatmung mehrfach fehl, kann er mit einer Erwerbsminderung von
über 50 Prozent rechnen. Begleiterkrankungen kommen oft leider hinzu.
31 Mar 2011
## AUTOREN
Claudia Borchard-Tuch
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