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# taz.de -- Kolumne Wortklauberei: Das Böse im Ersten
> Sowohl akute als auch chronische Probleme: Die FDP und das bisschen
> Restwelt drumherum.
"Für einen smarteren Planeten" tut er das alles, behauptet der Mann von IBM
im Werbespot, aber das nehme ich ihm nicht ab. Jetzt gibt's IBM schon so
lange, und der Planet wird im Gegenteil doch immer noch bescheuerter; so
zumindest mein sich in diesen Tagen wiederum erhärtender Eindruck. Dann
kommt der andere Mann von "Das Böse im Ersten", den ich ja bis zum Beweis
des Gegenteils weiterhin in Verdacht habe, dass es Olli Dittrich ist, der
da in einer neuen Maske subversive Späße macht. Er erzählt etwas von rapide
steigenden Kursen bei Herstellern von analogen Chips - davon können
Hersteller von analogem Käse nur träumen - und endet sinngemäß, Portugal
gehe jetzt wohl endgültig den Bach runter, "Ihnen einen schönen Abend."
Der Abend wird dann aber doch nur so mittel, denn erstens sitzt mir
weiterhin die Erkältung in Gliedern und Stirnhöhlen, die mir gestern
ungefragt in selbige fuhr. Und zweitens gehts, wie seit Tagen, in den
Nachrichten wieder fast ausschließlich um die FDP. Und das hält man ja
schon bei intakter Gesundheit schwer aus. "Ich glaube, es lohnt sich, einen
näheren Blick auf die FDP zu werfen, denn das ist eine Partei, die sowohl
akute als auch chronische Probleme hat." Als Jörg Schönenborn vor
anderthalb Wochen am Wahlabend diesen schönen Satz sagte, hab ich mich noch
gefreut. Weil, klar: FDP & akute Probleme - endlich kommt zusammen, was
zusammengehört.
Aber wie man seither die Selbstzerlegung dieser Unguten geschildert
bekommt, wie medial minutiös aufbereitet wird, wie scheiße sich diese
ganzen Leute ganz allgemein gegenseitig und Guido Westerwelle im Speziellen
finden - da fragt man sich bang, wie viel näher dieser nähere Blick jetzt
noch herangehen soll und muss. Will man das alles wirklich so genau wissen?
Eine Protagonistin wie diese ominöse Frau Homburger etwa hatte ich in
seliger Unwissenheit bislang gar nicht so präsent - jetzt wird einem diese
Frau minütlich aufs Brot geschmiert als eine der Allerersten, die nach
Meinung dieser oder jener in der FDP oder gar bei den Jungliberalen
(Jesses! Die Jungliberalen!) abserviert gehört. Ja, dann serviert sie halt
ab, aber lasst uns doch bitte damit in Ruhe.
Sonntag bei Anne Will saß der bizarr ondulierte "technologiepolitische
Sprecher" der FDP Martin Lindner und sprach aber nicht etwa über
Technologiepolitik und darüber, warum die Atomkraft jetzt auf einmal total
unberechenbar gefährlich ist in Deutschland bzw. warum sie es bis vor etwa
drei Wochen nicht war, sondern klagte darüber, dass von "den Medien" so
draufgehauen worden sei auf Guido Westerwelle, der "keine Chance" gehabt
hätte. Man hätte sich gern dazugesetzt, dem Aufgeregten die Hand auf den
Arm gelegt und ihm zugeredet: Es werde auf absehbare Zeit nun hoffentlich
eh nicht mehr vorkommen, dass in der ARD am Sonntagabend 60 Minuten beste
Sendezeit daran verschwendet werden, wie es ihm und seiner Kasperlpartei
geht.
Können wir uns jetzt wieder den wichtigen Dingen zuwenden? Es laufen
nämlich gerade Atomkraftwerke aus, Japan geht vor die Hunde und die
arabische Welt wälzt sich um. Danke.
6 Apr 2011
## AUTOREN
Josef Winkler
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