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# taz.de -- Hofberichterstattung zum Royal Wedding: Westminster Abbey? Klingt w…
> Die Hochzeit von Kate Middleton und Prince William: Ein Fest für
> Hofberichterstatter. Wir haben den größten Quark schon mal vorab
> imaginiert, von Bunte bis Bild.
Bild: Wenn die Kate den William heiratet, verbeugt sich die Welt: wie dieses M�…
Dieser Moment auf dem Balkon des Buckingham Palace, wenn sich die Lippen
der Liebenden berühren und tosend ihnen der Jubel des Volkes zubrandet -
das ist ganz großes Kino. Gänsehaut-Zeit. Eine Hochzeit, das ist eine
hochemotionale Inszenierung der Gefühle. Man muss schon ein Herz aus
Bernstein haben, wenn da keine Tränen fließen. So ein royales Jawort ist
unterhaltsam und bewegend zugleich. Während bei uns gerne hinter
verschlossenen Türen geheiratet wird, wissen die Windsors, was sie ihrem
Publikum schuldig sind: Luxus pur! Klar, Kritiker werden wieder daran
erinnern, dass es schon einmal eine Hochzeit gab und eine wunderschöne
Braut, deren Leben in einem Pariser Tunnel verblühte, früh, ach!, viel zu
früh. Ich bin sicher: Wäre meine alte Freundin Diana noch am Leben, sie
würde mit der einen Hand den Champagner halten, mit der anderen den Daumen
drücken, dass sich bald ein kleines süßes Bäuchlein rundet. Erst dann ist
das royale Glück perfekt. Patricia Riekel (Bunte)
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Dies ist ein Kommentar zur Hochzeit von Mann und Frau. Und über etwas sehr
schönes Seltsames, das zwischen ihnen passieren kann - die Liebe. Die Liebe
ist das beliebteste Thema des Menschen. Romane ohne Liebe sind selten,
Filme ohne Liebe noch seltener, und Sachbücher ohne Liebe verkaufen sich
nicht so dolle. Friedrich Schlegel, Arthur Schopenhauer, Sören Kierkegaard,
Friedrich Nietzsche, Jean-Paul Sartre, Roland Barthes, Michel Foucault oder
Niklas Luhmann mögen noch so viel Bedenkenswertes über die Liebe gesagt
haben - lesen sollten die Leute aber, was Richard David Precht dazu
eingefallen ist. Ich liebe nämlich meine Krokodillederschuhe. Geld und
Erfolg bedeuten für mich nur, dass ich meine Kinder auf eine englische
Eliteschule schicken kann. Eine, die richtig Geld kostet. Wo nur solche
Kinder beisammen sind, die mit einem goldenen Schaufelbagger im Mund
geboren wurden. Wo man nette Leute kennen lernen kann, etwa Prinz William.
Wer weiß, ob mehr draus wird? Richard D. Precht
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Westminster Abbey, kennste? Klingt wie 'n englischer Porno, ey, bin ich
dabei. Mario Barth
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Die Reichen sind zurzeit noch eine Klasse und keine Spezies, aber sie
könnten es werden, wenn man nicht aufpasst. Aus den Vermögenseliten bildet
sich ein abstraktes Übervolk, das dieselben Eigenschaften aufweist, die man
vom alten europäischen Adel kannte: Sie denken kosmopolitisch, sie reisen
viel, sie leben mehrsprachig. Beim Volksthema Sex bleiben sie diskret.
Prinz William und seine Braut Kate gehen hier gewissermaßen mit gutem
Beispiel voran, um das zivilgesellschaftliche Treibhaus nicht zu
überhitzen. Wer die Hochglanzfotos der kenianischen Lodge gesehen hat, in
der er ihr den Antrag machte - übrigens eine klassenübergreifende Geste, in
der das "Übergriffige" nicht umsonst eingeschrieben ist -, der weiß, wovon
ich rede. Unzählige Menschen glauben heute, das Leben sei ihnen einen
Schatzfund schuldig. Kate hat ihren Schatz gefunden. Ihre Hochzeit wird
eine große Party. Ich bin eingeladen, werde aber nicht hingehen. Ich mag es
nicht, essenden Menschen zuzusehen. Wenn sie so kauen und sich etwas in den
Mund schieben. Das ist für mich falsche Intimität. Noch Fragen? Peter
Sloterdijk (Cicero)
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Ich kann von mir sagen, ich kenne mich aus unter den Linken, ich habe mein
halbes Leben unter ihnen verbracht. Am Anfang versuchte ich, meine
konservativen Neigungen zu unterdrücken. In der Meinungswirtschaft, in der
ich mein Geld verdiene, gibt es praktisch nur Linke. Niemand also, der sich
mit mir die Hochzeit von William und Kate anschauen wird. Denn Linke sind
meistens dagegen - gegen McDonalds, gegen Radioaktivität, gegen die
Monarchie. Schließlich sind Linke ja auch gegen die Liebe. Kindersex und
Sodomie, klar, das geht in Ordnung. Sobald aber das Sakrament der Ehe ins
Spiel kommt, wendet der Linke sich schulterzuckend seinem Biomüsli zu und
fragt laut schmatzend, was das wieder alles kostet und ob sich mit dem
vielen Geld nicht besser irgendwelches "Unrecht" oder der Hunger in Mali
aus der Welt schaffen ließe. Ich hingegen bin jetzt mal ganz mutig und
meine: Wir bräuchten auch mehr royalen Glanz in unserer grünlinken
Janosch-Republik. Deshalb werde ich am 29. April, wenn die Ringe getauscht
werden, anstelle eines Kernkraftwerkes vorübergehend sogar mein patentiert
schelmisches Grinsen abschalten. Das Bild geht meinen Followern zeitnah via
Twitter zu. Jan Fleischhauer (Spiegel)
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Der offene Landauer zählt zu den Ferraris unter den Kutschen. Rote
Radspeichen, rote Samtkissen, hochwertige Bordüren und dezent verbaute
Aschenbecher zählen zur Grundausstattung. Das Modell von 1902 ist nie
überarbeitet worden, zum Einsatz kommt es meist ohnehin nur bei royalen
Hochzeiten. Zwar ist die Blattfederung reichlich antiquiert und sportlich
hart, doch wurden unterdessen die Straßen von London mit Asphalt
aufgerüstet, sodass kein Kopfsteinpflaster das königliche Gleiten stört.
Auch auf einen Motor wurde komplett verzichtet. Weniger ist hier mehr:
Sechs Pferdchen reichen zum Cruisen aus und wissen, wos langgeht. (Auto,
Motor und Sport)
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Liebe Engländer, wenn das Wetter mitspielt, werdet ihr am 29. April das
glücklichste Volk der Welt sein. Weil Euch das Brautpaar mit seinem
auberginefarbenen Rolls-Royce Phantom VI direkt in die Seele rollt. Es gibt
50.431.700 Briten. Glücks-Briten. Aus 100.863.400 Augen werden an diesem
Tag heiße Tränen des Glücks kullern. Ein Ärmelkanal der Rührung, den wir
Deutsche nie verstehen werden. Wenn ich am Grab meiner Mutter stehe, dann
erzähle ich ihr nichts von der Hochzeit. Sie hat Churchill immer misstraut,
konnte zu den Beatles nicht tanzen und hasste Auberginen. Die Triebwerke
der Bomber, die ihre Heimat in Schutt und Asche legten, waren von
Rolls-Royce. Ich aber sehe Prinz William, wie er vor 13 Jahren hinter dem
Sarg seiner Mutter schreitet. Der Junge war so tapfer, dass er nicht
weinte. Dieser Junge will nun heiraten. Dieser Junge ist jetzt ein Mann.
Der Mann glaubt an die Liebe. Die Liebe ist ein Märchen. Wir lieben
Märchen.
Herzlichst, Franz Josef Wagner (Bild)
9 Apr 2011
## AUTOREN
Arno Frank
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