# taz.de -- Umfrage unter Ärzten: Mediziner wollen entschleunigen | |
> Ärzte in der Region klagen über zu viel Arbeit. Sie möchten lieber mehr | |
> Freiheit als mehr Geld | |
Bild: Er wünscht sich ein bisschen mehr Freizeit | |
Geld allein macht nicht glücklich - das gilt auch für Ärzte: | |
Krankenhausmediziner in Berlin und Brandenburg klagen über hohe | |
Arbeitsbelastung. Sie hätten gern mehr Ausgleich für ihre Überstunden und | |
möchten ihre Arbeit anders strukturieren, bilanzierte die Ärztegewerkschaft | |
Marburger Bund eine Umfrage unter Krankenhausärzten. "Fast die Hälfte der | |
Befragten erwägen, ihre Tätigkeit im Krankenhaus aufzugeben", sagte der | |
Landesverbandsvorsitzende Kilian Tegethoff am Mittwoch. Zugleich werden | |
Krankenhäuser für die Versorgung wichtiger - auf dem Land, wo es an | |
niedergelassenen Ärzten fehlt, sind Kliniken entscheidende Anlaufstellen, | |
und auch in den Städten werden Behandlungen zunehmend in Krankenhäuser | |
verlegt. | |
Krankenhausärzte arbeiten im Schnitt mehr als 50 Stunden pro Woche, in | |
Brandenburg etwas länger als in Berlin. Immerhin werden im Vergleich zur | |
vorigen Umfrage vor vier Jahren mehr Überstunden bezahlt oder in Freizeit | |
abgegolten. Lieber wäre den Ärzten allerdings, sie müssten gar nicht erst | |
länger arbeiten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ihnen deutlich | |
wichtiger als etwa eine höhere Vergütung. | |
Zudem sind die Ärzte mit der Arbeit selbst nicht zufrieden: Sie müssen | |
ihrer Ansicht nach zu viele Verwaltungsaufgaben übernehmen und können sich | |
in dieser Zeit nicht um Patienten kümmern. Die meisten Ärzte sitzen zwei | |
bis drei Stunden pro Tag an Abrechnungen. "Für eine Viertelstunde | |
Behandlung ist oft eine halbe Stunde Schreibkram notwendig", sagte | |
Tegethoff. Er forderte, mehr spezielle Assistenzkräfte einzustellen, wie es | |
etwa an der Charité oder bei Vivantes erprobt werde. | |
Der Präsident der Ärztekammer Brandenburg, Udo Wolter, sieht im | |
Bürokratieaufwand eine Ursache der hohen Fluktuation an Krankenhäusern. Auf | |
manchen Stellen blieben Ärzte im Durchschnitt nur drei Monate. Wolter | |
schätzte, dass 30 bis 40 Mediziner im ambulanten und etwa 40 Fachärzte im | |
stationären Bereich fehlen. Dass zudem an die 200 Hausärzte im Land fehlen, | |
mache die Versorgungslage in Brandenburg nicht besser. | |
Die brandenburgische Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) plädierte | |
daher für rechtliche Änderungen auf Bundesebene, damit Ärzte sowohl | |
stationär als auch ambulant arbeiten könnten. Das bestehende System, nach | |
dem die Länder für die stationäre Betreuung in Krankenhäusern, dagegen | |
Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen für die ambulante | |
Versorgung zuständig sind, wird ihrer Meinung nach schon lange nicht mehr | |
den Erfordernissen gerecht. | |
13 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Kristina Pezzei | |
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