# taz.de -- Finanzpolitik der G-20-Staaten: Stresstest für Staaten | |
> Gewaltige Kapitalströme bedrohen nach wie vor die Weltwirtschaft. IWF und | |
> Weltbank vereinbaren deshalb, Ungleichgewichte zwischen Industriestaaten | |
> abzubauen. | |
Bild: Sollen ihre Länder im Gleichgewicht halten: Frankreichs Christine Lagard… | |
NEW YORK taz | Die Finanzminister der G-20-Staaten sind offenkundig | |
beunruhigt, dass eine nächste Finanzkrise drohen könnte. Auf der | |
Frühjahrskonferenz von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in | |
Washington vereinbarten sie eine "Risikoüberprüfung" von sieben Ländern, zu | |
denen auch Deutschland gehört. | |
Es geht um die globalen "wirtschaftlichen Ungleichgewichte": Manche Länder | |
wie China und Deutschland bauen riesige Exportüberschüsse auf, während | |
umgekehrt die USA inzwischen ein Haushaltsdefizit von knapp 11 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts aufweist. Das Resultat sind enorme Kapitalmengen, die | |
weltweit neue Kreditblasen finanzieren könnten. | |
Die Finanzminister haben sich daher nicht zum ersten Mal mit den | |
wirtschaftlichen Ungleichgewichten befasst. Bereits im Februar hatten sich | |
die G-20 darauf geeinigt, welche Messgrößen bestimmen sollen, ob ein Land | |
ein Risiko für die Weltwirtschaft darstellt. Dazu gehören die | |
außenwirtschaftliche Bilanz, die Höhe der Staatsschulden und der | |
Verschuldungsgrad der Privathaushalte. In Washington vereinbarte man nun | |
"Referenzwerte", die allerdings recht unverbindlich bleiben dürften. Es | |
wurde ein kompliziertes Messverfahren beschlossen, das statistische | |
Methoden mit politischen Bewertungen verbindet. Die Ergebnisse sollen dann | |
in einen Aktionsplan mit "korrigierenden und vorbeugenden Maßnahmen" | |
einfließen, mit dem sich der G-20-Gipfel im Herbst in Cannes befassen wird. | |
Die Abschlusserklärung von Washington erwähnt nicht, welche Staaten sich | |
diesem Prüfverfahren unterziehen sollen. Aber Bundesfinanzminister Wolfgang | |
Schäuble (CDU) bestätigte, dass Deutschland dazugehört. Weitere Länder | |
werden wohl Frankreich, die USA, Großbritannien, Japan, China und Indien | |
sein. Explizite Vorgaben soll es nicht geben. Es bleibt den jeweiligen | |
Regierungen überlassen, die festgestellten Ungleichgewichte abzubauen. "Ich | |
hoffe, es ist dann genug guter Wille vorhanden", sagte die französische | |
Finanzministerin Christine Lagarde. | |
Die Schuldenkrise in Griechenland war offiziell kein Thema, beschäftigte | |
die G-20-Finanzminister aber dennoch. Unisono bestritten IWF und | |
Griechenland, dass demnächst eine Umschuldung anstehen könnte. | |
Die WTO-Verhandlungen scheinen dagegen endgültig gescheitert zu sein. Sie | |
sollten dazu führen, dass weltweit Handelsbeschränkungen abgebaut werden. | |
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) warnte vor den Folgen für die | |
Entwicklungsländer, die noch immer darunter leiden, dass Europa seine | |
Agrarprodukte zu Schleuderpreisen auf den Weltmarkt drückt. "Europa muss | |
mit gutem Beispiel vorangehen und die Agrarexportsubventionen bis 2013 | |
beenden", sagte er. | |
17 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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