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# taz.de -- Berlin ist schon wieder Eishockeymeister: Diese Bären wissen, wie …
> Drittes Finalspiel, dritter Sieg: Die Berliner Eisbären schlagen
> Wolfsburg und werden wieder mal Deutscher Meister. Nun steht das Team vor
> dem personellen Umbruch.
Bild: Knut ist tot – andere Berliner Eisbären hingegen quicklebendig: Stefan…
WOLFSBURG taz | Der Duft der Meisterschaft, der sich zu später Stunde in
ihrer Umkleidekabine breitmachte, bestand aus einer interessanten Mischung
aus Schweiß, Bier, Champagner und Zigarrenqualm. "Ich bin stolz, ein Teil
dieser Eisbären zu sein", sagte Don Jackson, dessen feiner Anzug
klitschnass vom vielen Champagner war, den ihm seine Spieler gerade über
den Kopf gegossen hatten.
Dem 5:4 (1:2, 2:0, 2:2)-Erfolg der Eisbären Berlin im dritten
Play-off-Finale bei den Grizzly Adams Wolfsburg war am Dienstagabend eine
überaus ausführliche Jubelarie gefolgt. "Warum nicht jedes Jahr eine solche
Feier – das macht immer wieder Spaß", meinte Eisbären-Kapitän Stefan Ustorf
nach dem fünften Meistergewinn der Berliner innerhalb von nur sieben
Jahren.
Die Dominanz der Berliner, für die um mehr Aufmerksamkeit kämpfende
Deutsche Eishockey-Liga (DEL) nicht gerade das allerschönste Geschenk, ließ
den Traum des frechen Herausforderers schnell und zielstrebig platzen. In
allen drei Finalbegegnungen waren die spielstarken Wolfsburger, nach der
Vorrunde einer elendig langen Saison immerhin selbstbewusster
Tabellenerster, in Führung gegangen. "Aber die Eisbären sind sehr
routiniert und wissen, wie der Hase läuft", sagte Wolfsburgs Verteidiger
Christopher Fischer voller Anerkennung.
Trotzdem waren er und viele seiner Kollegen nach der ausverkauften Partie
vor 4.500 Zuschauern gar nicht gut auf das Schiedsrichtergespann zu
sprechen, das für ein DEL-Finale ungewöhnlich viele Zeitstrafen verhängt
hatte. Eine davon sorgte in der 57. Minute für das Ende aller Wolfsburger
Hoffnungen, weil Eisbären-Verteidiger Constantin Braun mit seinem Treffer
ein Berliner Überzahlspiel zur Entscheidung einer hart umkämpften Partie
nutzen konnte.
## Ungewöhnlich viele Ausrutscher
Als die Eisbären zu später Stunde mit ihrem Mannschaftsbus aufbrachen, um
in Berlin ihren Status als neuer Rekordmeister an der Seite der Mannheimer
Adler gebührend weiterzufeiern, deutete sich eine der zentralen Personalien
für ihre Zukunft bereits an. Obwohl Trainer Jackson im Verlauf einer
Saison, in der sich die Eisbären ungewöhnlich viele Ausrutscher geleistet
hatten, unter Druck gekommen war, soll die Zusammenarbeit mit dem 54 Jahre
alten Amerikaner fortgesetzt werden.
Was das für eine Mannschaft bedeutet, die die Liga beherrscht, in der aber
auch erstaunlich viele ältere Herren beschäftigt sind, bleibt allerdings
abzuwarten. Kapitän Ustorf und Oldie Sven Felski möchten ihre Karriere
gerne noch fortsetzen. Aber der Umbruch eines Erfolgsteams, das mit Florian
Busch und André Rankel zwei wirklich begnadete, jüngere deutsche Spieler
besitzt, wird sich nicht weiter aufschieben lassen.
Die Eisbären hatten die Wolfsburger nur bedingt mit spielerischen Mitteln
besiegt, sondern mussten auf dem Weg zur Meisterschaft mächtig kämpfen.
"Der Wille war der entscheidende Punkt", gestand Ustorf, während hinter ihm
das übliche Konfetti von Maschinen in die Luft gepustet wurde.
Je ausgelassener die Eisbären-Profis mit ihren rund 800 mitgereisten Fans
in der Halle ihres Rivalen feierten, desto deutlicher wurde, wie groß die
Erleichterung über das schnelle Ende dieser Finalserie war. Morgen hätte
das zweite Heimspiel in Berlin vor mehr als 14.000 Zuschauern zwar für eine
weitere stattliche Einnahme sorgen können. Aber bei dem Ausflug der
Eisbären in die niedersächsische Puck-Provinz war schnell deutlich
geworden, dass man nichts dem Zufall überlassen und die Endspielserie so
schnell wie möglich beenden wollte.
Als die Schlusssirene ertönte, schleuderten die Spieler ihre Helme,
Handschuhe und Schläger in alle Richtungen und brachen zu Torhüter Rob Zepp
auf, der von einem Knäuel glücklicher Menschen begraben wurde. Dass es kurz
vor der Siegerehrung laute Pfiffe für die Schiedsrichter, aber auch für den
neuen Titelträger gab, störte die Hauptdarsteller nicht. "Ich möchte das
nicht kommentieren. Wir haben gewonnen und damit fertig", sagte Felski und
brach zu ausgelassenen Feierlichkeiten auf, bei denen tatsächlich keinerlei
Routine zu erkennen war.
20 Apr 2011
## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
Eisbären Berlin
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