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# taz.de -- Probleme mit dem Cloud Computing: Wolkenbruch bei Amazon
> Zahlreiche Netzfirmen nutzen das Rechenzentrum von Amazon, um ihre Daten
> auszulagern. Ein tagelanger Ausfall über Ostern sorgte für Ärger. Die
> Angebote waren nicht erreichbar.
Bild: Immer mehr Unternehmer nutzen das Cloud Computing - trotz der Unsicherhei…
Für die Nutzer populärer Web-Dienste wie [1][//a:Foursquare], [2][Reddit]
oder [3][Quora] dürfte Ostern wenig vergnüglich gewesen sein. All diese
Angebote waren seit Gründonnerstag tagelang ganz oder teilweise nicht zu
erreichen. Der Grund: Amazon, eigentlich für seinen gigantischen
Online-Shop bekannt, hatte große Probleme mit einem seiner anderen
Angebote, einem Service, bei dem viele Internet-Firmen ihre Datendienste
unterstellen. Erst am Montag, so jedenfalls laut Amazon, waren die meisten
der sogenannten Cloud-Computing-Dienste wieder verfügbar.
Dieses Cloud Computing ist, wenn es funktioniert, eine feine Sache: Statt
sich ein teures Rechenzentrum mit enorm vielen Servern auf die grüne Wiese
zu stellen, können kleine wie große Internet-Unternehmen einfach auf Zuruf
Kapazität einkaufen, die in wenigen Minuten freigeschaltet ist. Abgerechnet
wird bequem nach Nutzung, etwa in Gigabytes oder abgerufener
Rechenleistung.
Ohne Dienste wie Amazon Web Services (AWS) oder Google App Engine (GAE)
hätten heute prominente und früher sehr kleine Start-ups wie Twitter
(Kurznachrichten), Tumblr (Blogs) oder Dropbox (Online-Festplatte) niemals
so schnell wachsen können. Die Anfangsinvestitionen in die notwendige
Hardware-Infrastruktur wären einfach zu groß gewesen.
Neben rein technischen Ausfällen wie dem bei Amazon zeigen sich
mittlerweile aber auch andere Nachteile beim Cloud Computing. So behalten
sich die Dienste laut Nutzungsbedingungen stets vor, sich ihre Kundschaft
auszusuchen. Das bekam beispielsweise die Whistleblower-Plattform Wikileaks
zu spüren, als sie durch Enthüllungen von US-Geheimdokumenten weltbekannt
wurde. Amazon entschied sich von heute auf morgen, die dort vorgehaltenen
Spiegelserver, die Wikileaks bei der Lastverteilung halfen, zu kappen.
Hätte das Angebot nicht Alternativrechner in petto gehabt, es wäre beinah
komplett offline gegangen. Amazons lapidarer [4][Kommentar]: Wikileaks
verfüge nicht über die "notwendigen Rechte" an den Dokumenten, zudem
"gefährdeten" die Daten möglicherweise unschuldige Menschen. Das verstoße
gegen die AGB. Deswegen habe man den Vertrag gekündigt. "Die Leute müssen
woanders operieren."
Amazons harsches Vorgehen sorgte in der Internet-Szene für viel Kritik -
und zwar nicht nur aus politischen Gründen. Was Wikileaks passiert war, so
wurde diversen Start-up-Firmen klar, könnte ja auch uns passieren. Denn:
Breit ausgebaute Cloud-Computing-Systeme lassen sich nicht so einfach auf
eine andere Plattform "migrieren". So könnte es einem abgeschalteten
AWS-Kunden passieren, dass er noch viele Wochen offline bleibt, während er
versucht, mit Amazon den Streit zu schlichten.
## Lieber eine eigene Datenfarmen
##
Hatte die AWS-Wikileaks-Affäre bereits erste Internet-Start-ups zum
Überdenken ihrer Cloud-Computing-Strategie gebracht, dürfte der jüngste
Vorfall weiter zur Verfestigung einer Bewegung hin zum Aufbau eigener
Infrastrukturen führen. Tatsächlich investieren Unternehmen wie Apple oder
Facebook dreistellige Millionenbeträge in eigene Rechenzentren, die
zunehmend als Erfolgsfaktor gelten. Dort ist es möglich, alles zu
kontrollieren - vom verbauten Speicher auf der Server-Hauptplatine bis zur
Kühlung oder Stromversorgung der eigenen gigantischen Firmengebäude. Im
US-Bundesstaat North Carolina entsteht gerade eine Art "Datenfarm": Gleich
mehrere bekannte Namen aus dem Silicon Valley nutzen kostengünstiges
Bauland in Kombination mit vergleichsweise niedrigen Löhnen und schneller
Internet-Anbindung, um ihre Infrastruktur zu konsolidieren.
Alternativ zum teuren eigenen Rechenzentrum lassen sich auch mehrere
Cloud-Computing-Anbieter parallel nutzen, was allerdings technisch nicht
immer möglich ist. Und so tauscht sich die [5][Start-up-Szene] gerade
darüber aus, wie man künftig am besten vorgehen sollte. "Der Osterhase
hatte Recht", [6][schrieb] etwa das satirische Geek-Angebot "SemiAccurate",
"lege nie all deine wertvollen Eier in einen Korb".
26 Apr 2011
## LINKS
[1] http://onlinetaz.hal.taz.de/http
[2] http://www.reddit.com/
[3] http://www.quora.com/
[4] http://aws.amazon.com/message/65348/
[5] http://news.ycombinator.com/item?id=2469838
[6] http://semiaccurate.com/2011/04/25/amazon-web-services-are-down-%E2%80%93-e…
## AUTOREN
Ben Schwan
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