# taz.de -- Wirtschaftssenator Frank Horch: "Von Verboten halte ich nichts" | |
> Der parteilose Senator Frank Horch im taz-Interview über Radfahren und | |
> Stadtbahn, Hafengebühren und Hamburgs Einstieg in die regenerativen | |
> Energien. | |
Bild: Tatort Hamburger Dom: Frank Horch (rechts) spricht mit einem Kleinunterne… | |
taz: Herr Horch, sind City-Maut oder Umweltzone für Sie Folterinstrumente | |
von Autohassern? | |
Frank Horch: Das sind nicht die Rezepte, die für Hamburg sinnvoll sind. Sie | |
tragen nicht zur Lebendigkeit der Stadt bei. Aber was Belastungen der Luft | |
und der Umwelt angeht, werden wir zusammen mit der Umweltbehörde sinnvolle | |
Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn sie notwendig sind. | |
Sie könnten einfach das Radfahren und den HVV attraktiver machen. | |
Ja, natürlich. Die Gesamtheit des Verkehrs in Hamburg muss jedoch | |
partnerschaftlich organisiert werden, nicht in Gegnerschaft zwischen | |
Fahrrad und Auto. Alle haben ihren Platz in der Stadt. Die Menschen steigen | |
um auf Fahrrad oder Bus und Bahn, wenn es dafür Anreize gibt. Die müssen | |
wir in einem Gesamtkonzept setzen. | |
Dann könnte man doch im Umkehrschluss das Autofahren unattraktiv machen, | |
damit die Leute umsteigen? | |
Von Verboten und Schikanen halte ich nichts. | |
Und von der Stadtbahn offenbar auch nichts? | |
Politik ist ja kein Wunschkonzert. Wir können nur das Geld ausgeben, das | |
wir haben. Deshalb müssen wir Prioritäten setzen. Die Stadtbahn im gesamten | |
50-Kilometer-Netz ist zurzeit leider nicht finanzierbar. Es ist im Grunde | |
ein schönes Projekt, aber auf absehbare Zeit nicht realistisch. | |
Aber die U 4, die doch viel teurer ist als eine Stadtbahn, wird verlängert? | |
Die wird weitergebaut bis an die Elbbrücken. Das ist sinnvoll, denn sie | |
existiert nun mal. Ich muss doch die Realitäten akzeptieren: Die U 4 ist | |
schon da und wird deshalb zu Ende gebaut, auch wenn es nicht das günstigste | |
Projekt ist. Die Stadtbahn ist nur eine nette Vision. | |
Keine nette Vision ist für Naturschützer die Elbvertiefung: Sie wollen die | |
Fahrrinnenanpassung schnell und bedingungslos? | |
Der Zeitplan steht, wir werden ihn umsetzen. In einem Jahr soll der Bau | |
beginnen, Ende 2013 soll er beendet sein. Hamburg braucht die | |
Fahrrinnenanpassung, und wir werden ein Konzept vorlegen, das auch | |
Naturschutzbedenken Rechnung trägt. | |
Es wird also weiterhin keine Hafenkooperation im Norden geben? | |
Kooperation muss immer eine Win-Win-Situation sein. Ich bin sehr für den | |
Dialog mit Bremerhaven und auch dem künftigen Jade-Weser-Port in | |
Wilhelmshaven. Das wird ein Ergänzungshafen zu Hamburg werden. Eine | |
Beteiligung Hamburgs halte ich zurzeit nicht für sinnvoll. Ich kann aber | |
nicht ausschließen, dass sich das auf lange Sicht ändert. | |
Bürgermeister Olaf Scholz hat das Konzept "Hafen finanziert Hafen" des | |
schwarz-grünen Senats als Irrweg bezeichnet, Sie aber wollen die | |
Hafennutzungsgebühren erhöhen - ein Widerspruch? | |
Nein. Der Hamburger Hafen muss öffentlich finanziert werden und von denen, | |
die dort ihre Geschäfte betreiben. Für die Nutzung von Kaianlagen und | |
anderen Flächen müssen bestimmte Abgaben geleistet werden. | |
Aber das will Scholz doch nicht mehr? | |
Die nutzerspezifische Teilfinanzierung muss in Zukunft verstärkt angewandt | |
werden, da sind der Bürgermeister und ich uns einig. Aber es geht natürlich | |
nicht ums Schröpfen. Nur aus Nutzergebühren ist der Hafen nicht zu | |
finanzieren, Stadt und Bund werden da immer Beiträge leisten müssen. Diese | |
Kombination ist zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Hafens | |
unabdingbar. | |
Es wird also teuer für Bürger und Firmen, sich diesen Hafen zu leisten? | |
Das sind Investionen in Wachstum und Arbeitsplätze und Steueraufkommen. Sie | |
stärken den Kreislauf der Wirtschaft, der allen nutzt. | |
Investitionen in den Hafen werden aber vermutlich nicht reichen? | |
Ja. Deshalb gehört ja auch der Bereich Innovation zur Wirtschaftsbehörde. | |
Da müssen die Erneuerbaren Energien Schwerpunkt sein, für uns hier im | |
Norden in erster Linie die Windenergie. Wir brauchen die Zusammenarbeit im | |
Norden zwischen Universitäten und Wissenschaft und den Unternehmen, die | |
Windanlagen herstellen, errichten, betreiben und warten. Montagearbeiten | |
und Ähnliches werden direkt an den Küstenhäfen vorgenommen werden, wir in | |
Hamburg können und müssen die Innovationen für regenerative Energien | |
beisteuern. | |
Dürfen wir daraus schließen, dass neuerdings sogar in der Hamburger | |
Wirtschaftspolitik das Denken erneuerbar ist? | |
Wenn die taz das sagt … Danke. | |
26 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
G. Knödler | |
S.-M. Veit | |
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