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# taz.de -- Polnische Arbeiter in Irland: Die grüne Insel schottet sich ab
> Krise in der früheren Boom-Region, Aufschwung in Polen - viele polnische
> Arbeiter kehren heim. Die irische Regierung hat ihre Integration
> versäumt.
Bild: Die Arbeitslosigkeit in Irland liegt wieder bei 14 Prozent.
DUBLIN taz | Die Zeiten, in denen Immigranten in Irland mit offenen Armen
empfangen wurden, sind vorbei. Als Irlands Wirtschaft Anfang der neunziger
Jahre zu boomen begann, wandelte sich die Insel vom Auswanderer- zum
Einwandererland. Es kamen Chinesen, Nigerianer und mit der EU-Erweiterung
Polen und Balten. Die Zahl der Immigranten versechsfachte sich zwischen
1987 und 2007. Sie trugen erheblich zum Wirtschaftswachstum bei.
Vorbei. Die Arbeitslosenrate, die zwischen 1994 und 2001 von 16 auf 4
Prozent gesunken war, liegt nun wieder bei über 14 Prozent. Die Zahl der
Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern sank 2010 um 19 Prozent. Neben der
Arbeitslosigkeit spielt vor allem die Verschärfung bei der Bewilligung von
Arbeitserlaubnissen eine Rolle. Gefragt sind ausländische Arbeitskräfte
derzeit noch im Gesundheitsbereich.
Seit 2009 müssen Arbeitgeber einen Job länger für Iren und für Arbeiter aus
anderen EU-Ländern freihalten, bevor sie ihn einem Arbeiter aus einem
Nicht-EU-Land anbieten dürfen. Für Lkw-Fahrer und Haushaltshilfen sowie für
Stellen, die weniger als 30.000 Euro im Jahr einbringen, werden gar keine
Genehmigungen mehr ausgestellt. Darüber hinaus gibt es nur noch in
Ausnahmefällen Visa für Ehegatten.
Diese Restriktionen betreffen jedoch nicht die Migranten aus den Staaten
Osteuropas, die der EU angehören. Wie alle anderen EU-Bürger haben sie auch
dasselbe Recht auf Arbeit wie Iren, doch ihre Zahl ist rückläufig.
## Es kamen rund 300.000 Polen
Nach der Osterweiterung der EU 2004 kamen vor allem Polen ins Land, denn
Irland war eines der wenigen Länder, das auf eine Übergangsregelung
verzichtete und die neuen EU-Bürger sofort ins Land ließ. Es kamen rund
300.000 Polen. Zwischenzeitlich machten sie etwa 8 Prozent der Bevölkerung
aus.
Doch allein 2010 kehrten rund 100.000 Migranten in ihre Heimat zurück. Das
hängt zwar mit dem Wirtschaftsaufschwung in Polen zusammen, doch die
mangelhafte irische Integrationspolitik spielt dabei auch eine Rolle.
So hat eine Studie des Dubliner Integrationszentrums ergeben, dass
ausländische Arbeitskräfte ihren Job schneller verlieren als Iren. In den
Jahren 2008 und 2009 ging die Beschäftigung um 12,5 Prozent zurück. Die
Zahl der Arbeitskräfte aus EU-Ländern sank in diesem Zeitraum um 30
Prozent, die der Iren nur um 9 Prozent.
Ein Sprecher des Integrationszentrums stellte der neuen Regierung ein
schlechtes Zeugnis im Bereich Integration aus. So seien etwa die Mittel für
den Englischunterricht für Ausländer gekürzt worden und in der Regierung
gebe es nicht einmal den Posten eines Immigrationsbeauftragten. Nur in
einem Punkt kommt Irland gut weg: Bei Lokalwahlen ist jeder Bürger
wahlberechtigt, egal woher er kommt.
29 Apr 2011
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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