# taz.de -- Entwurf für Tempelhofer Feld: Park-Pläne erzürnen Bürger | |
> Auf einem Bürgerforum hagelt es Kritik am Konzept für das Tempelhofer | |
> Feld. Vor allem die Bebauung der Randbereiche sorgt für Unmut. | |
Bild: Eigentlich genug Platz für alle - auch für alle Ideen? | |
Martin Seebauer wird an diesem Montagabend von niemandem beneidet. Der | |
Stadtplaner moderiert die Bürgerinformation zur geplanten Gestaltung des | |
ehemaligen Tempelhofer Flughafens. Er steht vor einer breiten Fensterfront, | |
die den Blick auf die weite Fläche des Tempelhofer Feldes freigibt, | |
Schautafeln neben ihm zeigen, wie das Gelände in ein paar Jahren aussehen | |
soll. Vor Seebauer sitzen mehr als 200 Bürger, von denen viele nicht mit | |
den Plänen einverstanden sind. Sie kommen aus den umliegenden Stadtteilen | |
Neukölln, Tempelhof, Schöneberg und Kreuzberg und sind vom Alter bunt | |
durchmischt. | |
Rund drei Wochen nach der Vorstellung des Siegerentwurfs stößt besonders | |
die geplante Bebauung der Randbereiche mit Wohn- und Gewerbeanlagen auf | |
Kritik. Reiner Nagel, zuständig für die Stadt- und Freiraumplanung bei der | |
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bekommt die aufgestauten Gefühle | |
schnell zu spüren. "Unser Ziel war es von Anfang an, Grünflächen zu | |
sichern", sagt er und erntet prompt Zwischenrufe: "Wir lassen uns doch | |
nicht verarschen! Häuser sind kein Grün!" | |
Lautes Gegröle geht durch das Publikum, als Andreas Kipar, Vorsitzender der | |
Jury, die den Siegerentwurf gekürt hat, sagt: "Ich verstehe auch, wenn Sie | |
gewisse Dinge noch nicht verstehen können." Er höre immer von | |
Bürgerbeteiligung, meldet sich ein Mann aus dem Publikum, dabei "haben 2009 | |
bei der Volksbefragung 68 Prozent, also 630.000 Bürger entschieden, dass | |
sie keinerlei Bebauung auf dem Tempelhofer Feld wollen." Auf dem olivgrünen | |
Parka des Mannes klemmt ein Anstecker, auf dem in roten Digitalbuchstaben | |
"Freiheit für Tempelhof" aufblinkt. | |
Bei der Volksabstimmung sei es einzig um den Weltkulturerbe-Antrag | |
gegangen, antwortet Manfred Kühne, Abteilungsleiter für Städtebau bei der | |
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Deshalb hätte ein Entscheid auf | |
Bezirksebene keinen Einfluss gehabt: "Wir versuchen alles, um die Bürger zu | |
beteiligen. Aber die grundsätzlichen Entscheidungen fallen im | |
Abgeordnetenhaus des Senats." | |
Kühne erklärt auch weitere Details der geplanten Bebauung: Die Entscheidung | |
über den Bau der Zentral- und Landesbibliothek im Westen des Areals stehe | |
bevor, ein Birkenhain im Süden solle die geplanten Gewerbeflächen | |
abschirmen. Auf dem Tempelhofer Feld sollen zudem sechs Fußballplätze sowie | |
ein islamischer Friedhof entstehen. | |
Der Nord-Süd-Weg soll im Süden in einer parallel zu den Ufa-Studios | |
verlaufenden Brücke enden, wo auch ein neuer S-Bahnhof geplant wird. | |
"Die Wohnbebauung auf der Neuköllner Seite soll erst relativ spät kommen", | |
sagt Kühne. Erst müsse geklärt werden, ob Neukölln dort noch Schulen und | |
Kitas benötige. "Die Planung braucht noch lange Zeit." | |
Auch der geplante Kletterfelsen mit darauf postiertem Humboldt-Denkmal | |
stößt bei vielen Anwohnern auf Unverständnis: "Was hat eigentlich dieser | |
Humboldt auf dem Feld verloren?", wundert sich ein Bürger und verweist auf | |
die eigene Geschichte des Flughafens. | |
Reiner Nagel sagt, der Kletterfelsen sei "ein optionales Element", das | |
letzte Wort noch nicht gesprochen. Als Martin Seebauer die Veranstaltung | |
wenig später mit Verweis auf die fortgeschrittene Uhrzeit beendet, ist er | |
sichtlich erleichtert. | |
3 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Fischer | |
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