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# taz.de -- Boris Becker renoviert eine Schule im TV: Jo, wir schaffen das!
> Boris Becker hat ein neues Projekt – er renoviert eine marode Schule.
> Oder sollte man von Berufung sprechen? Becker geht dahin wo's weh tut:
> 20.15 Uhr auf Kabel eins.
Bild: Dieser Mann könnte wegsehen. Aber er packt mit an: Boris Becker "macht S…
BERLIN taz | Die deutsche Tennislegende Boris Becker ist auf ein Neues
ausgezogen, endlich die Karriere nach der Karriere zu finden. Was er nun
mit "Boris macht Schule" gefunden hat, ist mehr als das – es ist seine
Berufung. Daran wird niemand zweifeln, der die Entschlossenheit gesehen
hat, mit der er zur Tat schreitet.
Er und sein dreiköpfiges Expertenteam-Monster organisieren die Renovierung
der maroden Georg-Weerth-Oberschule im Berliner Stadtteil Friedrichshain –
und alle, aber wirklich alle müssen mithelfen. Jeder Schüler und jeder
Lehrer. Sonst ist so ein gewaltiges Projekt nicht zu stemmen. Und sonst
kann man auch nicht wirklich etwas verändern. Schon gar nicht in den Köpfen
– und da soll ja in der Schule was passieren.
"Ich verstehe nicht, das so was mitten in Berlin passiert. Es sieht aus wie
im tiefsten Afrika!", ruft BB erschrocken, als er mitansehen muss, wie in
dem Schulgebäude der Putz bröckelt und Kabel aus den Decken hängen. Dazu
Graffiti an den Wänden: "Das sieht aus, als wären wir mitten im Ghetto! Und
das, wo junge Menschen ausgebildet werden aufs Leben!"
Drei Viertel Migranten, 30 Nationen, deutsche Kinder in der Minderheit – da
ist die entsprechende musikalische Untermalung zwingend, wenn die
Halbstarken durch die Gänge laufen: Gangsters Paradise. So kann Lernen
keinen Spaß machen, da sind sich BB, die Schüler und das Lehrerteam einig.
Die Bildungseinrichtung muss verändert werden – und das Leben der Schüler
gleich mit.
Wenn sich abends ein Schülerpärchen noch in den Fluren rumdrückt und nicht
nach Hause will, würde nur ein Schelm fragen, was denn BB und seine hübsche
Assistentin da noch zu suchen haben. Nein, es geht natürlich darum, dem
strengen Vater des Mädchens auf den Zahn zu fühlen, Schulschwänzer zu
motivieren und Außenseiter mit Gesang zu integrieren.
Zum krönenden Abschied gibt es einen in der neuen Aula vor Berlins
Bürgermeister Klaus Wowereit vorgetragenen Miley-Cyrus-Song – und die
Hollywood-Highschool-Dramaturgie ist perfekt. Nur gemeinsam können wir
etwas verändern. Die Message ist angekommen.
Ja, BB schaut nicht weg. Er könnte sich in diesem Moment überall auf der
Welt ein schönes Leben machen, stattdessen nimmt er den Vorschlaghammer und
zertrümmert altes Gemäuer. Er könnte Restaurants testen, Autos pimpen oder
Deutschlands neuen Tennisstar suchen.
Aber nein: Er motiviert, organisiert und packt mit an. Er ist uns allen ein
Vorbild. "Wollt ihr die Schule verändern?", ruft er auf dem Schulhof der
Schülermenge zu. "Ja!", rufen die zurück. BB ist Bob der Baumeister. BB ist
Deutschland.
31 May 2011
## AUTOREN
Julia Niemann
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