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# taz.de -- Sex-Skandal bei den US-Demokraten: Abgeordneter gibt Cyber-Sex zu
> Er hatte Twitter-Sex und schickte erotische Fotos an Studentinnen:
> Anthony Weiner hat öffentlich seine virtuellen Affären zugegeben - und
> wird für die Demokraten zum Problem.
Bild: Gibt sich zerknirscht: Der Kongressabgeordnete Anthony Weiner bei seiner …
WASHINGTON taz | Die Demokratische Partei in den USA hat einen neuen
Sex-Skandal: In einer Pressekonferenz hat ihr Abgeordneter Anthony Weiner
am Montag gestanden, dass er die Öffentlichkeit belogen hat. "Ich habe mich
geschämt", begründete der 46-jährige Abgeordnete vom linken Parteiflügel,
warum er zuvor tagelang geschwiegen hatte. Bereits seit einer Woche gab es
Schlagzeilen über den Politiker, der Fotos seines erigierten Penis in einer
grauen Unterhose an eine Studentin verschickt hatte.
Schluchzend gab Weiner nun zu, dass er Internet- und Twitter-Sex mit
"ungefähr sechs" Frauen gehabt habe. Und dass er dabei auch "unpassende"
Fotos und Texte versandt habe. Bei seinen Angehörigen – insbesondere seiner
Frau - entschuldigte sich Weiner in der Pressekonferenz vielfach.
An seinem Amt will der New Yorker Kongressabgeordnete jedoch festhalten.
Doch PolitikerInnen rechts und links verlangen bereits seinen Rücktritt.
Andere, darunter die Chefin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy
Pelosi, wollen einen Ethikausschuss einberufen. Der soll unter anderem
klären, ob Weiner öffentliche Mittel – wie Telefone und Computer des
US-Kongresses – für seinen virtuellen Sex benutzt hat.
Die Affären des Abgeordneten hatten bereits vor der Pressekonferenz in
einem New Yorker Hotel einen harten Titel bekommen: "Weiner-Gate". Damit
war der Abgeordnete, der sich einen Namen mit besonders kämpferischen Reden
gemacht hat, seit einer Woche in den Schlagzeilen. Vorausgegangen war die
Enthüllung der rechtsstehenden Web-Seite "[1][Biggovernment]", Weiner habe
Fotos von seinem erigierten Penis in einer grauen Unterhose an eine
21-jährige Studentin in Seattle verschickt.
Zunächst hatte der Abgeordnete alles geleugnet. Sprach von "Hackern", die
auf seine Facebookseite gekommen seien und suggerierte eine Verschwörung.
Je mehr er log, desto tiefer manövrierte er sich selbst in die Sackgasse.
Als am Montag klar wurde, dass mehr kompromittierende Fotos und
Stellungnahmen im Umlauf sind, trat er die Flucht nach vorn an. Seine mehr
als halbstündige Pressekonferenz wurde von den großen TV-Sendern live und
in kompletter Länge übertragen. Wenige Minuten vor Ankunft des Abgeordneten
ging jedoch der Journalist Andrew Breitbart, der hinter der Enthüllung
steckt, in dem Konferenzsaal unerwartet ans Mikrofon und kündigte weitere
Enthüllungen an. "Breitbart hat die Pressekonferenz als Geisel genommen",
meldeten mehrere Agenturen.
Der Abgeordnete Weiner ist in Washington als "testosteronstarker" Politiker
bekannt: Wegen seiner leidenschaftlichen politischen Auftritte – unter
anderem zugunsten der Gesundheitsreform – und wegen seiner zahlreichen
Affären. Er gehört nicht zu den aggressiven Vertreten der "family values",
der Familienwerte, in den USA.
Doch seit seiner Hochzeit im vergangenen Juli mit Huma Abedin, einer
Beraterin von Außenministerin Hillary Clinton, änderte sich die
Erwartungshaltung an ihn. Auch er selbst gab in der Pressekonferenz zu
verstehen, dass er seine Sex-Kontakte nach der Eheschliessung für besonders
verwerflich hält.
"Ich bedauere zutiefst", sagte Weiner, "es war ein schwerer Fehler und ich
weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Aber ich weiß, dass es
verletzend und falsch und zerstörerisch war." Anders als es konservative
Politiker in den USA zu tun pflegen, wenn ihre außerehelichen Affären
bekannt werden, ließ Weiner sich nicht von seiner Gattin begleiten.
Er stand allein vor den Journalisten. Nach einer kurzen, vom Blatt
abgelesenen Ansprache stellte er sich ihren Fragen. "Ich habe es heute
morgen meiner Frau gesagt und mich bei ihr entschuldigt", sagte er
schniefend. "Sie ist enttäuscht und sie liebt mich. Wir wollen uns deswegen
nicht trennen."
Weiner vertritt einen sicheren demokratischen Wahlkreis in Brooklyn, New
York. Doch selbst demokratische Unterstützer betrachten ihn nun als Last
für die Partei, die sich bereits auf die Wahlen im November 2012
vorbereitet.
"Er hat gelogen", sagt der Journalist Ed Schultz, der ihn früher gern in
seine Abendsendung auf MSNBC eingeladen hat: "Seine Worte haben nun nicht
mehr denselben Wert." Und die Politologin Melissa Harrys-Perry von der
Tulane University spricht von "unberechenbaren möglichen politischen
Auswirkungen" der Affäre.
7 Jun 2011
## LINKS
[1] http://biggovernment.com/
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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