# taz.de -- Kolumne Kriegsreporterin: Hagel soll die Fotografenschädel spalten | |
> Rumpupsen ist aktuell. Der Kachelmannjörg etwa ist voll dabei. Voll | |
> hammerhart krass wehrt er sich gegen Paparazzi, indem er sie fotografiert | |
> und das Bild ins Netz stellt. | |
Da bin ich wieder! Auf Papier! Letzte Woche hatte man mich wegen des | |
Feiertags in die Online-Ecke verbannt, dafür hatte ich mich mit "Ich halte | |
mich an keine Zeilenvorgabe" gerächt und alles voll geschrieben. Was | |
natürlich großartig war, so viel schreiben, bis man keine Lust mehr hat. | |
Statt sich an dieses Zeilengepupse zu halten. | |
Wobei Pupsen aktuell ziemlich in ist. Rumpupsen zumindest. Der | |
Kachelmannjörg etwa ist voll dabei. Voll hammerhart krass wehrt er sich | |
gegen Paparazzi, indem er sie fotografiert und das Bild ins Netz stellt. | |
Und dazu rumätzt, als wäre er Vorsitzender des Jüngsten Gerichts. Das find | |
ich so was von … das ist so extrem … langweilig! Auf die Idee ist ja auch | |
noch keiner vor ihm gekommen. Anstatt dass er Blitz und Donner runterfahren | |
lässt, Hagelkörner bestellt, die den Unterschichtsfotografen die Schädel | |
spalten, macht er süße Fotos. | |
Und nun noch die Revision. Gisela Friedrichsen, Sabine Rückert und Alice | |
Schwarzer, die Rächerinnen ihrer eigenen Wahrheit, tanzen um den | |
verlassenen Scheiterhaufen und singen jucheihassa!, schließlich gehen für | |
sie die Lichter nun doch noch nicht aus. | |
Das Licht am Leuchten oder zumindest den Docht am Glimmen halten, das will | |
auch Konstantin Neven DuMont, der sich letzte Woche meldete, um | |
mitzuteilen: "Bislang habe ich lediglich 10.000 Euro in eine Webseite | |
investiert, nicht 200.000 Euro". Das hatte ich geschrieben, nachdem ich | |
gelesen hatte, er habe 200.000 Euro ausgegeben. Dummerweise war das | |
schlampig gelesen, denn: 200.000 Euro hat er in die zur Website gehörende | |
Firma gesteckt. | |
Es war also ziemlich dämlich von mir, 200.000 Euro zu schreiben, wenn er | |
gerade mal lächerliche 10.000 für die Website ausgegeben hat. Für die man | |
noch dazu nicht mal was Vernünftiges bekommt. Das muss man auch mal sehen. | |
Jetzt regiert Schmalhans beim langen Lulatsch. Bei dem man sich bewerben | |
kann. Nicht beim Schmalhans, beim langen Lulatsch. Wenn man auf seiner | |
Seite schreiben möchte. Natürlich gehe ich davon aus, Konstantin Neven | |
DuMont würde sich vor Freude krümmen, wenn ich mich bewürbe, bin aber etwas | |
enttäuscht. Schließlich dachte ich, er schreibt selbst. Aber er lässt | |
schreiben. Bzw. wird schreiben lassen. Das ist irgendwie nicht das, was ich | |
mir von einem Mann mit Visionen erwarte … | |
Bewerben kann man sich auch noch immer beim Axel Springer Auto Verlag. Die | |
suchen jemanden, der am Standort Schwabach über Autos schreibt. "Dort | |
recherchieren Sie eigene Geschichten", heißt es in der Ausschreibung. Und | |
während man sich freut, eigene Geschichten recherchieren zu können und | |
nicht etwa die von Goofy, denke ich, es wird an dem kleinen Wort "dort" | |
liegen, dass die schon seit Wochen suchen. | |
Während die Konkurrenz sich nach Las Vegas oder Katar fliegen lässt, um im | |
Hotelzimmer Briefumschläge mit Scheinen darin vorzufinden, muss so ne arme | |
Sau von "Auto-Test" in Schwabach ihre Runden drehen. Es mag den | |
gegenteiligen Eindruck machen, aber auch ich feile unablässig an meiner | |
Karriere. Und wundere mich, dass folgende Veranstaltung dieser Tage ohne | |
mich stattgefunden hat: Deutschlands erster Soap-Award. | |
Irgendwie scheine ich mich dort noch nicht empfohlen zu haben. Was mir | |
natürlich auch für meine geneigte Leserschaft sehr leidtut. Nur allzu gern | |
hätte ich davon berichtet, wer zum "Sexiest Man" gekürt wurde oder zum | |
"Bösesten Fiesling". Eine Träne füllt die grau-grünen Augen der | |
Kriegsberichterstatterin, deren Blick sich in der Ferne verliert. Versunken | |
in Gedanken an ihre Zukunft und an die des Soap-Awards gibt sie zurück nach | |
Berlin! | |
7 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Silke Burmester | |
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