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# taz.de -- Playboy zeigt, was Männer wollen: Süße Mädels spielen Fußball
> Ein paar Fußballerinnen posieren nackt im "Playboy". Man könnte fast
> denken, die Nackten wären Weltmeisterschafts-Spielerinnen. Schade für
> die, die das glauben.
Bild: Ein Schelm, wer denkt, dass der "Playboy" uns hier fünf Nationalspieleri…
BERLIN taz | Katarina Witt hat damit angefangen. Als erste Sportlerin hat
sie sich für den Playboy nackig gemacht. Das war vor 13 Jahren. Witt,
derzeit Olympiafrontfrau der Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2018,
überraschte die Leser mit textilarmen Fotos, galt sie doch eher als brave,
disziplinierte und immer auch linientreue Eisprinzessin. Das zweite Mal
nach Marilyn Monroe war eine Auflage der Zeitschrift weltweit ausverkauft.
Die deutschen Fußballspielerinnen, die sich jetzt ausgezogen haben, dürften
nicht so ein Verkaufschlager wie weiland Witt werden, auch wenn der Playboy
keck und unter Verdrehung der Tatsachen ankündigt: "Weltmeisterlich! So
schön sind Deutschlands Fußball-Nationalspielerinnen."
Im Heft "zum Sommermärchen 2011", also zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft,
die am 26. Juni beginnt, sind nicht etwa Fatmire Bajramaj zu sehen oder
Birgit Prinz und Nadine Angerer, sondern junge Spielerinnen aus der ersten
und zweiten Bundesliga, die nicht im aktuellen WM-Kader von Bundestrainerin
Silvia Neid stehen. Sie heißen Selina Wagner und Julia Simic, Annika
Doppler, Kristina Gessat und Ivana Rudelic. Sie spielen beim FC Bayern
München, FSV Gütersloh und dem VfL Wolfsburg, sind aber schon U20- und
U17-Weltmeisterinnen geworden. Immerhin etwas.
## Hauptsache, die Optik stimmt
Vielleicht haben sich die Blattmacher bei ihrer kühnen Aufmachung gedacht:
Der männliche deutsche Fußballfan kennt die A-Nationalspielerinnen eh
nicht, da können wir schon mal ein bisschen schummeln, Hauptsache die Optik
stimmt. Es ist interessant, dass das Männermagazin keine einzige
A-Nationalspielerin kriegen konnte, sondern in die Niederungen der Liga
herabsteigen musste. Hat der Deutsche Fußball-Bund etwa Weisung gegeben,
die Imagekampagne vom attraktiven, heterosexuellen Fußballmädel nicht zu
überdrehen? Lebhaftes Interesse an einer Feminisierung des Frauenfußballs
hat der Verband ja zweifellos, allein schon, um das männliche Publikum zu
gewinnen. Zu weit durften es die Kickerinnen aber offenbar nicht treiben.
Am liebsten hätte der Playboy natürlich Bajramaj abgelichtet, doch die zum
Starlet dieser WM aufgebaute Angreiferin mit kosovarischen Wurzeln kann
ihren Marktwert anscheinend noch subtiler nach oben treiben. In einem
Interview mit der taz hat sie unlängst über das Konsumverhalten des Mannes
spekuliert: "Viele gucken sich nun mal die Spiele an und sagen: Die ist
hübsch, die ist nicht hübsch. Statt zu sagen: Die spielt gut, die nicht
so."
## Männerphantasie am Flussufer
Die Spielerinnen im Playboy haben sich entschieden, nicht als
Fußballerinnen in Erscheinung zu treten, sondern als reine Männerfantasie:
halbnackt bei der gegenseitigen Massage oder fidel am Flussufer. "Es
spielen immer mehr süße, hübsche Mädels Fußball, die auch shoppen gehen und
Wert auf ihr Äußeres legen", tut Simic im Playboy-Interview kund. Sie wolle
mit ihren Kolleginnen das Klischee von den Mannweibern im Frauenfußball
widerlegen.
Gessat wird zitiert mit dem Satz: "Die Botschaft ist: ,Seht her, wir sind
ganz normale - und hübsche - Mädels!' " Größer könnte der Kontrast, der da
gezeichnet wird, nicht sein: Hier die burschikosen Dampfwalzen, dort die
hüllenlosen Zirzen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben.
## Standardbegründung für Playboy-Fotos
Die übliche Selbstrechtfertigung für Nacktfotos (die auch immer gut bezahlt
werden) klingt in etwa so: "Ich wollte meinen Freund mit besonders
ästhetischen Fotos überraschen; ich hatte das eigentlich schon immer vor,
habe mich aber irgendwie nie getraut."
So haben es viele Sportlerinnen gehalten, die Eiskünstläuferin Tanja
Szweczenko zum Beispiel, die Box-Weltmeisterin Regina Halmich, die
Bob-Weltmeisterin Susi Erdmann, die drei Olympia-Teilnehmerinnen Fanny
Rinne, Kathy Radzuweit (Volleyball) und Britta Heidmann (Fechten) sowie die
Leichtathletin Sina Schielke. Sportler und Sportlerinnen betreiben ein
Business. Sie sind käuflich. Manche verkaufen ihren Körper, wenn sich die
Gelegenheit dazu bietet. Das heißt: Die Enthüllungen im Playboy sind
ziemlich gewöhnlich. Da hätte schon eine Birgit Prinz kommen müssen.
9 Jun 2011
## AUTOREN
Markus Völker
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