# taz.de -- Doku über Frauenfußball in Nordkorea: Als ob einem die ganze Welt… | |
> In dem Film "Hana, dul, sed" begleiten zwei österreichische | |
> Regisseurinnen vier nordkoreanische Fußballspielerinnen des | |
> Nationalteams. | |
Bild: Eine der Protagonistinnen in "Hana, dul, sed": Nationalspielerin Ri Hyang… | |
Anders als das Herrenteam spielt die Frauenfußballmannnschaft Nordkoreas | |
seit Jahren in der Weltspitze. Die österreichischen Filmemacherinnen Karin | |
Macher und Brigitte Weich haben in Zusammenarbeit mit der nordkoreanischen | |
Filmagentur Korfilm eine interessante Dokumentation über vier Spielerinnen | |
dieser Mannschaft verwirklicht. | |
Über mehrere Jahre haben sie die Spielerinnen Ri Jong Hi, Ra Mi Ae, Jin | |
Pyol Hi und Ri Hyang Ok begleitet: bei den großen Erfolgen der | |
nordkoreanischen Frauenfußballmannschaft, die 2001 und 2003 die | |
Asienmeisterschaft gewann, und in der Zeit, als der Kader - nachdem | |
Nordkorea die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Athen verpasst | |
hatte - umgestellt wurde und sich die Spielerinnen ihren Platz im | |
Zivilleben suchen mussten. | |
Wie schon in der britischen Dokumentation "The Game Of Their Lives" (2002) | |
über die nordkoreanische Herrenmannschaft, die bei der WM 1966 sensationell | |
Vierter wurde, ist der Fußball sozusagen ein kleines Loch im Zaun, durch | |
das man in das hermetisch abgeriegelte Land schauen kann. Manches ist hier | |
kaum anders als in anderen Ländern - wenn die Spielerinnen davon erzählen, | |
wie die Eltern ihrer Fußballbegeisterung eher skeptisch begegneten, wenn | |
sie große Siege und Niederlagen im Gegenschnitt noch einmal Revue passieren | |
lassen. | |
Manches rührt einen, so etwa, wenn die Nationalspielerinnen von ihren | |
Kosenamen erzählen - "die Geradlinige", "die duftende Jade" oder "die | |
schöne Lieblichkeit" - oder wenn eine Spielerin sagt: "Wenn man das große | |
Feld betritt, ist es, als wenn einem die ganze Welt gehören würde." | |
## Pflicht, das Land zu repräsentieren | |
Mehr noch als die Nationalspielerinnen reicherer Länder lastet auf den | |
vergleichsweise "kleinen und mageren" Spielerinnen die Pflicht, ihr Land | |
repräsentieren zu müssen. Vor einem Spiel gegen die USA, besuchen sie ein | |
Museum, das von den Verbrechen des Erzfeindes im Koreakrieg berichtet. Beim | |
Spiel gegen Japan geht es nicht nur um Ruhm und Ehre: "Selbst wenn es das | |
Leben kostet, muss ich gegen Japan gewinnen." | |
Verglichen damit, klingen Berichte über große Triumphe, wie etwa das | |
entscheidende Tor im Endspiel um die Asienmeisterschaft asiatisch höflich | |
verhalten: "Wir haben die Torschützin umarmt und gesagt ,Gut gemacht' - die | |
Szene war unbeschreiblich." | |
Anderes klingt erwartungsgemäß seltsam, fast wie eine Theaterszene. Nach | |
dem Triumph bei der Asienmeisterschaft schickten die Spielerinnen einen | |
Brief an ihren Anführer, in dem sie ihm von ihrem Triumph berichteten. | |
"Obwohl er sehr beschäftigt war, hat er an den Rand des Briefs "großartig" | |
geschrieben und den Brief zurückgeschickt." Der Film erzählt aber nicht nur | |
von Siegen und Niederlagen des nordkoreanischen Teams, sondern auch davon, | |
wie die vier ehemaligen Nationalspielerinnen versuchen, wieder in einem | |
teils kulissenhaften Alltag heimisch zu werden. | |
Durch ein kleines Astloch im Zaun sozusagen beobachtet man sie; wie die | |
eine Bötchen fährt mit ihrem zukünftigen Mann, wie eine andere mit ihrer | |
Familie einen Zoo besucht, wie die ehemalige Torfrau nun als | |
Torwarttrainerin, eine andere in der Natursteinverarbeitungsgesellschaft | |
tätig ist und sagt: "Früher bin ich auf dem großen Feld herumgerannt. Nun | |
fühle ich mich in meinem kleinen Büro manchmal beengt." | |
"Hana, dul, sed", Dokumentarfilm, A 2009, 98 Minuten. Seit 9. Juni im Kino | |
10 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Detlef Kuhlbrodt | |
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