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# taz.de -- Schwulen-und Lesbenparade in Split: Hasstiraden gegen Homosexuelle
> Bei der Schwulen-und Lesbenparade in Split ist es zu schweren
> Ausschreitungen gekommen. 140 Gegendemonstranten wurden festgenommen.
Bild: Kroatien begrüßt seine Besucher an der Grenze zu Slowenien. Schwule und…
SPLIT taz | Die Kommentatoren des Spliter Rundfunks waren sich nach den
militanten Auseinandersetzungen anlässlich einer Schwulen und Lesbenparade
vom Samstag in der Spliter Innenstadt ziemlich einig. In besorgtem Ton
stellten fast alle Journalisten die Frage, ob die gewalttätige
Gegendemonstration von Tausenden Bewohnern der Stadt das "Image" der
kroatischen Haftenstadt Split und Kroatiens insgesamt beschädigt hat.
Daran gibt es den Fernsehbildern kaum Zweifel: ein kleines Häuflein der
Schwulenbewegung demonstrierte auf der Hafenpromenade, während sich in den
Seitenstraßen Tausende von Menschen versammelt hatten, um mit Schmährufen,
Hassreden, Steinen, Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen, gegen die
Demonstration vorzugehen. Nur ein dichter Polizeikordon verhinderte direkte
Übergriffe, 140 Gegendemonstranten wurden festgenommen. Dennoch sprachen
die Verstalter von Verfehlungen der Polizei - sie hätte zu spät und lasch
eingegriffen - und forderten den Rücktritt des Innenministers.
Dass kurz nach der Empfehlung des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel
Barroso, Kroatien im Sommer 2013 als 28. Mitglied in die Union aufzunehmen,
Teile der Bevölkerung derart hasserfüllt auf die knapp 200 Schwulen und
Lesben reagierten, wirft in der Tat kein gutes Licht auf die Stadt und das
Land. Die Frage, ob Kroatien wirklich reif für die Union ist, steht im
Raum.
Zur Verteidigung führten die kroatischen Journalisten an, in Deutschland
und anderen Ländern Europas habe es in der Vergangenheit ebenfalls Angriffe
auf Schwule, Lesben und Transsexuelle gegeben. Dass zur gleichen Zeit 300
000 Homosexuelle in Rom für ihre Rechte und für Toleranz demonstrierten,
ohne dass es zu Zwischenfällen kam, wurde kaum erwähnt.
Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema Akzeptanz von sexuellen und
anderen Minderheiten hat bisher - außer in einschlägigen
Intellektuellenzirkeln - nicht stattgefunden. Die katholische Kirche
Kroatiens hat in der Vergangenheit immer wieder gegen Lesben, Transsexuelle
und Schwule Stimmung gemacht. Sie hat zudem die eigene Vergangenheit in
bezug auf Homosexualität und Kindesmißbrauch durch Priester verdrängt.
Immerhin verurteilten der kroatische Staatspräsident und die
Premierministerin die Gegendemonstrantion. Jetzt könne das von Barroso
gelobte reformierte Justizsystem zeigen, dass die Rechte Homosexueller
geschützt und Hasstiraden gegenüber Minderheiten nicht geduldet würden,
erklärten Stimmen aus dem liberalen Lager.
13 Jun 2011
## AUTOREN
Erich Rathfelder
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