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# taz.de -- ARD-Chefin Monika Piel: "Unser Vorteil sind die jungen Radios"
> Die ARD-Chefin vor dem Medienforum in NRW über einen Jugendkanal,
> klagende Verleger und zurückgehaltene Smartphone-Apps.
Bild: Muss viele Gespräche führen: Monika Piel.
Am Montag beginnt in Köln das Medienforum NRW. Und damit auch das beliebte
Abstecken des Frontverlaufs zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern,
Privatfunkern, Verlegern und den "Googles dieser Welt". Ein Gespräch mit
WDR-Intendantin Monika Piel.
taz: Frau Piel, gibt es neuen Streit zwischen Ihrem Haus und dem SWR über
einen potenziellen ARD-Jugendkanal?
Monika Piel: Da ist nichts dran - es ist ja auch keine Sache, die zwischen
WDR und SWR entschieden wird. Wir haben einen ARD-Intendantenbeschluss zur
Programmverjüngung, der unsere Strategie festlegt. Und dazu gehört im
Moment kein Jugendkanal. Der wäre nicht nur aus finanziellen Gründen
zurzeit gar nicht durchsetzbar. Wir wollen zuerst diesen Dreiklang
ausprobieren: Verjüngung innerhalb der bestehenden Formate in der ganzen
ARD; Tests von jüngeren Formaten in den Dritten Programmen, die dann
wiederum in die ARD einfließen können; und schließlich EinsFestival. Und
wir haben in der ARD den großen Vorteil, dass wir junge Radios haben - die
spielen bei dieser ganzen Strategie eine große Rolle. Unser Ziel ist hier
eine Verknüpfung von Radio, Internet und Fernsehen.
SWR-Intendant Peter Boudgoust hat sich nach seiner Wiederwahl vor zehn
Tagen das Thema Jugendkanal auf die Fahne geschrieben. Denken Sie, dass der
SWR nun die ARD- Beschlusslage wieder aufdröselt?
Dann müsste Herr Boudgoust das noch einmal in die Intendantenrunde
einbringen. Allerdings liegt die Intendantensitzung, auf der wir unsere
Strategie noch einmal bekräftigt haben, gerade erst acht Wochen zurück. In
der Zwischenzeit haben sich da sicherlich noch keine neuen Erkenntnisse
ergeben.
Nur die Medienpolitik droht in Gestalt des nicht ganz unwichtigen
SPD-Politikers Martin Stadelmaier, sie würde hier eingreifen, wenn die ARD
nicht von allein in die Hufe kommt.
Im Rahmen unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags kann natürlich jeder
Medienpolitiker wie Herr Stadelmaier ein entsprechendes Engagement fordern.
Es gibt auch andere Forderungen, wie die nach einem ARD-Sportkanal. Nur hat
die FDP in NRW wiederum gerade im Landtag einen Beschluss gefordert, dass
es ausdrücklich keinen Jugendkanal gibt. Das wird also politisch auch alles
sehr unterschiedlich bewertet.
Im NRW-Landtag steht auch die Ratifizierung des neuen Gebührenmodells noch
aus. Droht dies jetzt auch - wie der Jugendmedienschutzstaatsvertrag - an
Düsseldorf zu scheitern?
Vier Länder haben ja bereits zugestimmt, und ich bin sehr zuversichtlich,
dass der Landtag in NRW dies auch tun wird. Wir hatten dazu eine
Landtagsanhörung und sind bereit, zu allem Auskunft zu geben. Übrigens ist
auch der Gebührenvertrag noch von der CDU-FDP-Landesregierung unter Herrn
Rüttgers entworfen worden. Ich mag und kann mir auch nicht vorstellen, dass
man das jetzt vielleicht aus parteitaktischen Gründen noch scheitern lässt.
Probleme gibt es auch mit den Zeitungskonzernen: Der Verlegerverband in NRW
droht wegen der Onlineaktivitäten der ARD mit einem erneuten Gang nach
Brüssel. Geht der Stellvertreterkrieg nun von vorne los?
Nein, ich erwarte da keine Neuauflage. Wir wissen auch noch gar nicht, wer
wo klagen will. Ich hoffe immer noch auf die Vernunft, bin zu Gesprächen
bereit und führe auch sehr viele solche Gespräche. Eine Neuauflage dieser
Auseinandersetzung wäre zudem völlig überflüssig.
Immerhin halten Sie in der ARD aber doch einige kostenlose Apps zurück,
damit es nicht noch mehr Ärger gibt.
Wir sind uns in der ARD einig, erst gemeinsame Kriterien zu entwickeln,
damit da nicht unkoordiniert alle möglichen Apps unter dem
ARD-Das-Erste-Label auf den Markt kommen. Weniger kann manchmal ja auch
mehr sein. Ich sehe aber auch nicht, dass wir damit die Geschäfte der
Verleger kaputt machen. Das geplante Angebot zu "W wie Wissen" wird ja wohl
kaum den Markt umkrempeln.
In der WAZ war zu lesen, die WDR-Intendantin Monika Piel und die
WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi seien über Kreuz. Von "zwei
D-Zügen, die aufeinander zurasen" war die Rede …
Die Eloquenz der WAZ kann ich nicht kommentieren. Wir sitzen grundsätzlich
in einem Zug mit einem gemeinsamen Ziel - allerdings mit zwei sehr klar
voneinander getrennten Aufgaben: Ich bin die Intendantin, Frau Hieronymi
ist die Vorsitzende unseres Kontrollorgans.
Wie steht es um das mögliche ARD-Engagement von Thomas Gottschalk? Rechnen
Sie mit Widerstand im Intendantenkreis, wo es beim beim ersten Versuch,
Günther Jauch zu verpflichten, ja den offenbar nicht ganz wirkungslosen
Reim "Ohne Jauch geht's auch" gab?
Da wird es bei "Gottschalk" aber deutlich schwieriger, so einen Slogan zu
dichten. Im Ernst: Wir sind in Gesprächen und erwarten eine Entscheidung
noch vor der Sommerpause.
20 Jun 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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