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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Mutti zahlt den Griechen später, die Bahn ist was für lange Reisen und
> die Agro-Industrie-Lobby sollte "entaignert" werden.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Merkel erspart den Banken, den Gläubigern, die
Haftung für ihre windigen Griechenland-Geschäfte.
Was wird besser in dieser?
Ich geh mich beim Griechen überfressen und sag, Mutti käme später bezahlen,
ihr kennt das ja.
Letzte Woche riefen griechische Bürger über Facebook zu Streiks gegen den
neuen Sparkurs auf. Hat das "Gesichtsbuch" Ambitionen, als politisches
Werkzeug angesehen zu werden?
Ist Hiob eine Partei? Die Verlockung, die Botschaft mit ihrem Übermittler
zu verwechseln, ist groß. Doch umgekehrt: Die ersten Gewerkschaften in
Deutschland wurden von den Druckern gegründet. Schlicht - weil sie lesen
konnten, im Gegensatz zu anderen frühindustriellen Arbeitern. Trotzdem
dauerte es Jahrhunderte, bis der Buchdruck Adel und Kirche entmachtete,
Maschinendruck das Proletariat bildete. Das meinungsfrei Werkzeughafte
neuer Medien haben Radio und Film z. B. in der Nazizeit vorgeführt. Also:
Die Dinge entwickeln sich explosionsartig schneller und ich hoffe: weniger
zentral steuerbar. Das wäre in der Tat politisch.
Die Bauarbeiten am Bahnprojekt "Stuttgart 21" sind seit Dienstag wieder
aufgenommen worden. Dabei will die Bahn mehr Grundwasser abpumpen als
bisher genehmigt. Wem wird als Erstes die Pumpe ausgehen: den
Sitzblockierern oder den Bauvorantreibern?
Nun hält der ekle Kamerad Sachzwang seine altverhasste Visage auch aus den
Fenstern der grünen Regierung in Stuttgart. Mängel im Grundwassermanagement
und fragliche Tunnelbaugenehmigungen sind so Winkelzüge, mit denen man das
populäre "Nein, danke" in ministerielles Klein-klein verdolmetschen muss.
Dass die Bahn weiterbaut, ohne den Geißlerschen Stresstest abzuwarten,
stärkt die Kretschmänner hingegen. Freut euch nicht zu früh - im ersten
Durchgang scheiterte auch der Anti-Atom-Minister Fischer in Hessen. Die
Bahn ist was für lange Reisen.
Was den schwarz-gelben Atomanstieg angeht, spalten sich die Meinungen der
Grünen. Wird es bis zum Sonderparteitag noch zu einer kernigen Fusion
kommen?
Der Atomausstieg ist der Antrag der Regierung, der Opposition zustimmen zu
dürfen. Da sollte man großzügig sein, innerparteilich macht sich Merkel zum
Obst. Und außenrum sagen die Leute: Wenn selbst die CDU den Grünen recht
gibt, können wir die ja nächstes Mal direkt wählen. Es wird ein bisschen
knirschen, doch durchgehen. Wichtiger ist, nicht die Laufzeit dieser
Regierung zu verlängern, der schlechtesten jemals, wie Jürgen Tritten
vorsorglich warnt: Aussteigerhilfe ja, Koalition nein.
Die Biobranche gibt nun wieder Entwarnung vor dem Ehec-Erreger. Biologisch?
"Es war schon immer klar: Bio-Lebensmittel sind nicht per se gesünder oder
sicherer", antwortet Landwirtschaftsministerin Aigner. Auf welche Frage? Ob
sie mal was Nettes für McDonalds sagen kann? Die Verbraucher werden diese
Agro-Industrie-Lobby entaignern.
Im neuen "Cyber-Abwehrzentrum" werden polizeiliche, militärische und
nachrichtendienstliche Tätigkeiten zusammengeführt. Doch die Mitarbeiter
können im besten Fall nur auf einen Hackerangriff reagieren, ihn aber nicht
verhindern. Viel Tamtam um nichts?
Instinktiv lese ich "Angriff", wo der Staat "Abwehr" draufschreibt. Und
eine gemeinsame Plattform von Polizeien, Armee, Geheimdiensten, Behörden
und Ministerien ist mal erst Datenschützers Albtraum. Die Kritik, hier
schnorchle InnenFriedrich Minister unter einem schmucken
Darth-Vader-Karnevalskostüm, nimmt dem etwas die Spitze: der Laden ist zu
klein und Computernerds könne man eh nicht verbeamten.
Nach Atomkraftwerken will die CDU jetzt auch die Hauptschulen in
Deutschland abschaffen. Der neue Lifestyle der Schwarzen?
Wenn ich Berlusconi, Sarkozy, die rechtspopulistischen Mitregierer à la
Wilders und in Skandinavien oder Ungarn hinzuzähle, hat Deutschland derzeit
Glück. Mehr als Verstand, doch immerhin.
Und was machen die Borussen?
Die Bezirksvertretung Dortmund-Brackel stimmt dem Bau einer weiteren Halle
am BVB-Trainingszentrum Hohenbuschei zu. Zwar sei die Vorlage erst am Tag
der Sitzung eingegangen und arbeite erneut mit einer "Befreiung vom
Bebauungsplan". Da in der Halle jedoch eine Ballwurfmaschine stehen solle,
setze man auf die Verbesserung der Elfer-Ausbeute des BVB und stimme
zähneknirschend zu.
19 Jun 2011
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