# taz.de -- Kommentar Krise in Griechenland: Das abschreckende Beispiel | |
> Zeit erkauft haben sie jetzt genug – die Euroländer müssen endlich | |
> entscheiden: Soll Griechenland abdriften oder gerettet werden? | |
Worum geht es bei der Griechenlandhilfe wirklich? Diese Frage müssen die | |
restlichen Euroländer endlich beantworten. Bisher haben sie sich mit vielen | |
Milliarden Euro Ausreden und Zeit erkauft. Aber das wird nicht mehr lange | |
funktionieren - schon allein weil die Kosten mit jedem Hinauszögern weiter | |
steigen und die Wähler nicht mehr lange mitmachen. | |
Wie soll denn gerechtfertigt werden, dass der Rest des Euroraums den | |
Kreditgebern der Griechen und anderer hoch verschuldeter Länder immer | |
weiter die Zinsen und das Umschulden bezahlt und sich in der ganzen Zeit | |
Finanzjongleure aller Art eine goldene Nase verdienen? | |
Das Zeit-Erkaufen war nötig, weil bei der Schaffung des Euros niemand | |
Regelungen für eine Staatspleite mit getroffen hat. Das wäre damals | |
politisch auch gar nicht durchsetzbar gewesen. Deshalb konnten die | |
Finanzminister und Zentralbankchefs auch nicht öffentlich eingestehen, dass | |
Griechenland bankrott ist - wie bankrott, kann man daran sehen, dass nach | |
all den Sparbeschlüssen in Athen aktuell noch immer neue Schulden | |
aufgenommen werden und nicht etwa alte zurückgezahlt. | |
Nun aber müssen sich die Euroländer endlich entscheiden: Soll Griechenland | |
mit immer neuen Sparrunden in eine Spirale nach unten getrieben werden und | |
so als abschreckendes Beispiel für andere Kandidaten mit Haushaltsproblemen | |
dienen? Das ist, was derzeit passiert. Oder soll es einen möglichst | |
abgefederten Staatsbankrott geben, nach dem die Griechen - wie manches | |
andere Land der Welt zuvor - irgendwann wieder aus eigener Kraft | |
vorankommen? | |
Ob und wie so ein Staatsbankrott im starren Korsett des Euros funktioniert, | |
würde eine spannende Frage. Und die Auswirkungen auf griechische Banken und | |
Rentenfonds wären selbst bei einem Gelingen niederschmetternd für die gut | |
elf Millionen Griechen. Aber trotz immer neuen Sparens und Schrumpfens | |
immer mehr Kredite bedienen zu können ist ein Wunderglaube, den die | |
Euro-Finanzminister lange genug verbreitet haben. | |
In der Eurozone sind Kreditgeber und -nehmer zusammengebunden. Wenn es | |
nicht gelingt, die Praxis des Eurogebildes an die aktuellen Probleme | |
anzupassen, werden die Verluste für beide so lange steigen, bis die | |
gemeinsame Währung an ihre Belastungsgrenze gerät. Das wäre dann erheblich | |
teurer als jede vorstellbare Griechenlandhilfe. | |
20 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Reiner Metzger | |
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