# taz.de -- Das Maritime Museum schwächelt: Tamm will mehr | |
> Das Internationale Maritime Museum in der Hafencity hat zu wenig | |
> Besucher. Dessen Ausstatter, Peter Tamm, sucht die Schuld überall - nur | |
> nicht bei sich. Eine Polemik. | |
Bild: Fühlt sich hintan gestellt: Schiffs- und Militaria-Sammler Peter Tamm. | |
Peter Tamm ist keiner, der sich ziert. Aber wie sollte das auch gehen, wenn | |
einer sich als Zierde empfindet? Lesen wir nur mal die Präambel, mit der | |
Ziel und Zweck der Peter Tamm Sen. Stiftung erläutert werden. | |
Absatz eins: "Im Laufe meines Lebens habe ich, Peter Tamm Sen., eine | |
umfassende Sammlung… bla, bla." Absatz zwei: "Es ist meine tiefe | |
Überzeugung, dass es zur Aufgabe jedes mündigen Bürgers… blub." Absatz | |
drei: "Ich, Peter Tamm Sen., gründete die ,Peter Tamm Sen. Stiftung' mit | |
dem Ziel, nachfolgende Generationen..." Ja, da verschlägt es einem aus der | |
nachfolgenden Generation wirklich die Worte. Gehts noch eine Nummer größer? | |
Es geht. Denn mittlerweile spricht Peter Tamm im Pluralis Majestatis: "Wir | |
sind unverzichtbar für die Hafen-City, wir sind der älteste Speicher, der | |
erste, in den eine Eisenbahn reinfahren konnte", sagte er kürzlich der DPA. | |
Trotzdem darf man für diesen Satz dankbar sein. Er sagt mehr über das | |
Internationale Maritime Museum, als Tamm wohl wollte: Denn darin steckt ja | |
das Eingeständnis, dass - anders als der Denkmalwert des Gebäudes und seine | |
Eisenbahnhistorie - Peter Tamm Seniors Schiffchen sehr wohl verzichtbar | |
sind. Auch wenn das erst eine "nachfolgende Generation" am Ende der | |
Erbpacht erleben darf. | |
Oder vielleicht doch schon früher? Schließlich ist der Grund, dass sich | |
Tamm wieder zu Wort meldete, wohl das Ausbleiben ausreichender Besucher. | |
100.000 seien es jeweils in den letzten beiden Jahren gewesen, "Aber wir | |
brauchen mehr, wir sind ein privates Museum, wir bekommen keine | |
Unterstützung vom Staat. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu allen | |
anderen Museen", sagt Tamm. 150.000 Besucher seien da nötig. | |
Dass der Eintrittspreis vor kurzem von zehn auf zwölf Euro angehoben wurde, | |
lässt den Strom sicher auch nicht anschwellen. Aber die wahren Schuldigen | |
sind bekanntlich immer die anderen, in diesem Fall: die Behörden! | |
"Es werden Schwierigkeiten gemacht mit Hinweisschildern. Man war nicht sehr | |
entgegenkommend", sagt Tamm, der das sicher schon kennt, nachdem ihn die | |
Stadt mit 30 Millionen Anschubfinanzierung, 99 mietfreien Pachtjahren und | |
weiteren fünf Millionen Euro für die Erschließungskosten des Gebäudes, etwa | |
mit der 60 Meter langen Fußgängerbrücke, die nicht einmal von Sir Norman | |
Foster gebaut wurde, ja schon einmal brüskiert hatte. | |
Mit den Bauarbeiten der Hafencity rings um ist nun der Schlammassel | |
perfekt: "Das häufigste, das wir von Leuten hören, ist: ,Wir wollten ja | |
kommen, aber wir haben Sie nicht gefunden'", sagt Tamm. Dann sei auch noch | |
die Straße umbenannt worden und das "ist bis heute immer noch nicht bei | |
allen Taxifahrern angekommen". | |
Oder ist einfach bei vielen angekommen, dass sich der Besuch nicht lohnt? | |
Dass es für alle, die nicht Peter Tamm Sen. heißen, ermüdend und wenig | |
erkenntnisfördernd ist, sich mit Ergebnis einer wahllosen, in Redundanz | |
erstarrenden Sammelwut zu konfrontieren? | |
Dafür spräche vielleicht, dass der Anteil von Besuchern aus dem Ausland mit | |
20 Prozent angeblich sehr hoch ist. Tamm begrüßt das mit den Worten: "Wir | |
sind das einzige internationale Museum hier, es passt zum Tor zur Welt." | |
Was sich auch so sagen ließe: Draußen in der Welt hat sich halt noch nicht | |
herumgesprochen (wie auch!), dass das Tor zur Welt keins ist. Seit der | |
Provinzposse verschleuderter Millionen für eine Handvoll Schiffe, während | |
der Kultursektor austrocknete, weniger denn je. | |
20 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Maximilian Probst | |
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