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# taz.de -- Helmkameras für deutsche Soldaten: "Neue Politik der Bilder"
> Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist bisher gesichtslos, sagt
> Medienwissenschaftler Karl Prümm. Das soll sich nun ändern - mit
> Helmkameras für die Soldaten.
Bild: Authentisches Bild vom Krieg: Helmkameras sollen den Alltag der Soldaten …
taz: Herr Prümm, die Bundeswehr will ihren Soldaten in Afghanistan nun ganz
offiziell mit Helmkameras ausstatten. Warum tut sie das?
Karl Prümm: Sie beginnt damit eine neue Politik der Bilder. Die Deutschen
erleben Afghanistan als einen gesichtslosen Krieg. Auch deshalb sehen sie
ihn in großer Mehrheit als illegitim an – und wir werden in Zukunft noch
mehr getötete Soldaten erleben.
Woher kommt die Bilderarmut?
So wie der Krieg momentan abläuft, ist er Medien schwer darstellbar. Er
läuft nicht in den Mustern ab, die wir kennen. Es gibt kaum konkrete
Fortschritte: Die Medien zeigen Patrouillenfahrten oder wie Minen beseitigt
werden. In den Köpfen bleiben nur die Bilder von Zinksärgen hängen, nicht
aber von den Einsätzen. Die Aufnahmen von den Helmkameras sollen ein
Gegengewicht dazu bilden.
Der Bundeswehr zufolge geht es nur um Informationsgewinn.
Daran glaube ich nicht. Es geht eher um das Gefühl, unmittelbar dabei zu
sein. Dies begann mit dem Embedded Journalism während des zweiten
Golfkriegs. Die Helmkameras sind nochmal eine Steigerung davon. Man
beobachtet das Geschehen aus dem Kopf des Kämpfers.
Wie wirken solche Aufnahmen auf uns?
Wir erleben den Einsatz hautnah mit und sind doch geschützt, [1][wie in
einem Kinofilm]. Durch Helmkameras, die zeigen, wie die Soldaten
Feindberührung haben, oder jemand verfolgt wird, wird der Afghanistankrieg
in ganz anderer Weise erlebbar. Man wird sehen, wie emotionsgeladen das
Geschehen ist, man spürt die Angst der Beteiligten. Manche Bilder erinnern
an ein Egoshooter-Videospiel. Gleichzeitig können die Bilder auch extrem
Angst machen.
Die Bundeswehr beteuert, dass es keine Egoshooter-Szenen geben soll.
Die offiziellen Aufnahmen werden in geschnittener und bereinigter Form,
vielleicht zu kompletten Geschichten ausgestaltet, bei den Medien ankommen.
Zugleich wird die Bundeswehr versuchen zu verhindern, dass die Filme von
den Soldaten privat ins Netz gestellt werden. Doch das wird schwierig.
Schon jetzt ist das Netz voll mit privaten Aufnahmen.
Die Wehrpflicht ist ausgesetzt – sind die neuen Bilder nicht auch die beste
Werbung für neue Rekruten?
Die Anziehungskraft auf Jugendliche mag auch ein Hintergedanke sein. Man
hat gemerkt, dass die bisherigen Werbeaktionen relativ wenig Erfolg
gebracht haben. Und dass man den Reiz eines Krieges so darstellbar machen
kann.
Die Soldaten zeigen sich in Internetforen jedenfalls hocherfreut..
Natürlich, denn sie stören sich an der bisherigen Nichtbeachtung des
Krieges. Sie hoffen, dass ihre Leistung endlich öffentlich sichtbar wird,
und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. Dieses Bedürfnis nimmt die
Bundeswehr jetzt ganz offiziell auf und hofft, dass es zu einer
Neubewertung in der Öffentlichkeit kommen könnte.
Interview: Martin Rank
22 Jun 2011
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=IcqZKBJMNhI&feature=player_embedded
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