# taz.de -- Boni 20 mal so hoch wie ein Monatslohn: Pikante Details aus dem EU-… | |
> Das EU-Parlament gibt einen Bericht über Geldverschwendung von | |
> Abgeordneten frei. Seit zwei Jahren wurde der Bericht geheim gehalten. | |
Bild: In den Jahren 2004/05 wurden viele Steuergelder verschwendet: EU-Parlamen… | |
BRÜSSEL taz | Während auf dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs | |
wieder einmal über Geld und Kredite an Griechenland und andere diskutiert | |
wird, muss das Europäische Parlament einen Bericht veröffentlichen, der | |
massive Verschwendung von Steuergeldern durch EU-Abgeordnete aufdeckt. | |
Zwar geht es in dem Bericht, der seit zwei Jahren von der | |
Parlamentsverwaltung geheim gehalten und erst jetzt, nach einem Urteil des | |
Europäischen Gerichtshofs, veröffentlicht wurde, um Vorfälle aus den Jahren | |
2004/2005, trotzdem wirft er kein gutes Licht auf die EU-Institution. "Die | |
konkreten Probleme, die in dem Bericht aufgedeckt worden sind, sind zwar | |
weitgehend behoben worden, aber nach wie vor gibt es ein | |
Transparenzdefizit, wenn es darum geht, offenzulegen, wofür die | |
Parlamentarier die Steuergelder ausgeben", sagt Jana Mittermaier von | |
Transparency International in Brüssel. | |
Der nach seinem Autor benannte "Galvin-Report" deckt unter anderem auf, | |
dass EU-Abgeordnete teilweise Gehälter an Mitarbeiter bezahlten, die gar | |
nicht am Europäischen Parlament akkreditiert waren. Vor zwei Jahren waren | |
Teile des Berichts an die Öffentlichkeit gelangt. Das Parlament hatte es | |
jedoch abgelehnt, den gesamten Bericht freizugeben. Die Details sind | |
tatsächlich pikant, wenn auch keine Abgeordneten namentlich genannt werden. | |
Die Prüfer haben zum Beispiel festgestellt, dass zahlreiche Abgeordnete | |
ihren Assistenten am Jahresende einen dicken Bonus zukommen ließen, der - | |
rein zufällig - genau dem Betrag entsprach, der ihnen für das laufende Jahr | |
noch als Rest im Budget zur Verfügung stand. Die Boni waren teilweise | |
20-mal so hoch wie ein normales Monatsgehalt. Außerdem bezahlten | |
Abgeordnete Geld an Firmen, die rein gar nichts mit ihrer politischen | |
Arbeit zu tun hatten. Und einige bezahlten Verwandte als Mitarbeiter, die | |
teilweise noch nicht einmal tatsächlich tätig wurden. | |
Für die CDU-Abgeordnete Inge Grässle ist die Veröffentlichung des Berichts | |
"kalter Kaffee": "Wir haben alle Missstände, die darin angesprochen werden, | |
in der Zwischenzeit beseitig", sagt Grässle. Tatsächlich hat das Parlament | |
die Bezahlung der Mitarbeiter komplett neu geregelt. Die Abgeordneten | |
dürfen ihre Assistenten nicht mehr direkt selbst bezahlen. Das übernimmt | |
die Parlamentsverwaltung. Dafür stehen knapp 21.000 Euro im Monat zur | |
Verfügung. | |
24 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Ruth Reichstein | |
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