# taz.de -- KIinderbetreuung in Hamburg: Kitas wieder günstiger | |
> Bürgerschaft beschließt die Rücknahme der Kita-Beitragserhöhung und die | |
> Volksinitiative wird zurückgezogen. Aber eine Lösung für Kinder ohne | |
> Aufenthaltsstatus gibt es nicht. | |
Bild: Erfolgreicher Protest: Kita-Eltern und -Kinder demonstrierten vor einem J… | |
Hamburgs Kinder bekommen in den Kindertagesstätten wieder ein kostenloses | |
Mittagessen, die Kita-Gebühren werden gesenkt. Beides wird zum 1. August | |
wirksam, nachdem die Bürgerschaft am Donnerstag das entsprechende Gesetz | |
beschlossen hat: SPD, GAL und Linksfraktion votierten dafür, CDU und FDP | |
enthielten sich. | |
"Das ist ein großer Tag für Hamburgs Familien", schwärmte | |
SPD-Familienpolitikerin Melanie Leonhard. Vom Wegfall des Essenszuschusses | |
profitierten 70.000 Kinder, von der Gebührensenkung mehr als 19. 000 | |
Familien. Die GAL begrüße diesen Schritt "ausdrücklich", sagte die | |
Abgeordnete Christiane Blömeke. Der eine Euro, der nun pro Essen wegfalle, | |
sei aber nicht das Hauptproblem, wichtiger sei es, in die | |
Betreuungsqualität zu investieren. | |
Anders als die GAL tat sich die CDU deutlich schwerer, sich von der | |
Gebührenerhöhung zu distanzieren, die Schwarz-Grün erst 2010 beschlossen | |
hatte. Die Abschaffung des Essenszuschusses "ist falsch", sagte der | |
Abgeordnete Christoph de Vries: "Diese 21 Millionen fehlen uns an anderer | |
Stelle." | |
Nach der Debatte provozierte Parlamentspräsidentin Carola Veit (SPD) eine | |
Sitzungsunterbrechung. Sie hatte getwittert, "die Opposition" wolle ein | |
bestimmtes Detail "nicht wahrhaben". CDU und GAL witterten einen Bruch der | |
Unparteilichkeit der Präsidentin. Diese entschuldigte sich im eilig | |
einberufenen Ältestenrat. | |
Nach der Abstimmung zog der Landeselternausschuss (LEA) seine | |
Volksinitiative für kostenfreie frühkindliche Bildung zurück. SPD-Chef Olaf | |
Scholz und LEA hatten vor der Wahl eine Vereinbarung getroffen. Die sei nun | |
erfüllt, sagte LEA-Sprecherin Claudia Wackendorff. | |
Das "Kita-Sofortprogramm" kostet in diesem Jahr 19 und im nächsten 46 | |
Millionen Euro. Es entlastet vor allem Familien mit mittleren und höheren | |
Einkommen. Ein Elternpaar mit 3.700 Euro Netto im Monat und einem Kind | |
musste beispielweise bisher 448 Euro für einen Acht-Stunden-Platz zahlen. | |
Ab August sind es 383 Euro. Die Abschaffung des Essensgeldes von derzeit 21 | |
Euro entlastet alle und hilft damit vor allem Ärmeren. | |
Das Paket enthält weitere Punkte: Für behinderte Kinder wird künftig wieder | |
der Mindestsatz erhoben, das letzte Kita-Jahr wird auch für "Kann-Kinder", | |
die mit fünf zur Schule kommen, kostenfrei. Zudem dürfen Kinder | |
Berufstätiger bis 14 Jahre in den Kita-Hort. | |
Dem LEA macht der SPD-Senat noch weitere Versprechen: Noch in dieser | |
Legislatur soll der fünfstündige Kita-Besuch für alle Kinder kostenfrei | |
sein. Ferner sollen ab August 2012 auch alle Zweijährigen einen | |
Kita-Rechtsanspruch haben. Kitas in ärmeren Stadtteilen sollen mehr | |
Personal bekommen. | |
Einige Probleme indes bleiben ungelöst: So ist die Personallage in vielen | |
Krippen so dünn, dass manche keine Kinder unter einem Jahr aufnehmen. | |
Außerdem gibt es nach Expertenschätzung knapp 1.000 Kinder ohne | |
Aufenhaltsstatus, die keine Möglichkeit haben, offiziell in einer Kita | |
aufgenommen zu werden. | |
Der Familienausschuss der Bürgerschaft hatte dazu im November eine Anhörung | |
durchgeführt. Dabei berichteten Sozialarbeiterinnen von Kleinkindern, die | |
tagsüber in der Wohnung eingeschlossen würden, weil die Mütter arbeiten | |
gehen müssten. Zwar sind Kitas nicht verpflichtet, Illegale zu melden - sie | |
erhalten für sie aber auch kein Geld. | |
Die Linksfraktion beantragte dazu vor zwei Wochen eine Gesetzesänderung: | |
Auch Kinder ohne Aufenthaltsstatus sollten demnach Anspruch auf einen | |
Kita-Platz erhalten, denn die UN-Konvention für Kinderrechte bezieht auch | |
frühkindliche Bildung mit ein. In der Regel sollten diese Kinder | |
Ganztagsplätze erhalten. Den Kitas will die Linke ermöglichen, die | |
Betreuung in einem "anonymisierten Verfahren" abzurechnen. | |
Die SPD verabschiedete mit ihrer absoluten Mehrheit einen eigenen Antrag: | |
Der Senat solle "prüfen", wie diesen Kindern der Zugang zu frühkindlicher | |
Bildung ermöglicht werden kann. Das dürfe aber nicht zu einer | |
"Besserstellung" gegenüber Kindern mit legalem Status führen. | |
23 Jun 2011 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ausbau der Kita-Plätze: Noch viel zu tun | |
Der Ausbau von Betreuungsplätzen für die unter Dreijährigen hinkt | |
hinterher. Während das Bundesministerium an die Länder appelliert, | |
verweisen diese auf Erfolge. | |
Kommentar Kita-Sofortpaket: Trügerischer Sonnenschein | |
Kinder brauchen bezahlbare Kita-Plätze - aber sie werden auch groß und | |
brauchen Studienplätze. Mit den Kita-Eltern schließt Olaf Scholz Verträge. | |
Mit den Hochschulen spricht er nicht mal. |