# taz.de -- Abriss im Baurs Park: Hoffnung für Reetdachhäuser | |
> Der Baurs Park in Blankenese darf neu bebaut werden, weil das Bezirksamt | |
> Altona beim Bebauungsplan trödelte. Nun springt der Denkmalschutz in die | |
> Bresche. | |
Hamburg hat bekanntlich keine Schlösser, keine gotische Kathedrale, auch | |
seinen Dom nicht mehr. Hamburg hat aber ein paar hübsche klassizistische | |
Landhäuser. Mit Vorliebe haben sich die Hamburger Koofmichs diese | |
eleganten, in Landschaftsgärten eingefassten Kleinodien entlang der Elbe | |
angelegt: das Jenischhaus, das Elbschlösschen, Landhaus Godeffroy… | |
Als schönste Anlage aber wurde oft der Baurs Park gerühmt. Zwar kann sich | |
dessen Haupthaus, erbaut von Johann Matthias Hansen, nicht mit dem | |
Elbschlösschen vergleichen (das Matthias ungleich genialerer Onkel | |
Christian F. Hansen entwarf). Dafür aber ließ sich der Kaufmann Georg | |
Friedrich Baur seinen Park bei Blankenese vom französischen Architekten | |
Joseph Ramée gestalten, mit einem gotischen Turm, einer chinesischen | |
Pagode, mit Monopteros, Grotten und Aussichtsplattformen am Elbhang. Eine | |
Märchenlandschaft, die heute nur noch auf den Ölgemälden Ludwig Philipp | |
Stracks im Altonaer Museum zu finden ist. | |
Denn in der Wirklichkeit hat die Faust der Veränderung nie aufgehört, den | |
alten Park bis zur Unkenntlichkeit zu malträtieren. Gerade hat sie wieder | |
zugeschlagen: Von mehreren Reetdachhäusern, die im Park hinter niedrigen | |
Hecken liegen, wird nun mindestens eines, vielleicht noch weitere | |
abgerissen. Zum Bedauern des Bezirks, der mit einem 2005 aufgestellten | |
Bebauungsplan den Park in seiner jetzigen Gestalt hätte erhalten wollen. | |
Dumm nur, dass der Plan bis heute nicht beschlossen wurde, die Fristen für | |
Veränderungssperren endeten und dann trudelten gleich mehrere Abriss- und | |
Neubauanträge ein. | |
"Wir haben derzeit so viele Bebauungspläne laufen", sagt | |
Bezirksamtssprecherin Kerstin Godenschwege, "da muss man priorisieren." | |
Laut Hamburger Abendblatt sind es zurzeit 70 Bebauungspläne, die auf den | |
Tischen des Amts liegen, eine Zahl, die Godenschwege auf 45 | |
herunterkorrigiert, aber dennoch: übermäßig viele. Aufstellung und | |
Abschließen eines Bebauungsplans dauerten im Schnitt zwei Jahre, sagt | |
Godenschwege. Nicht immer zu machen bei personeller Unterbesetzung, die | |
durch Sparauflagen des Senats verursacht seien. | |
Im Fall des Bebauungsplans für den Baurspark kann das Bezirksamt noch von | |
Glück reden, dass es nicht schlimmer kommt. Was ein Verdienst des | |
Denkmalschutzamtes ist, die den Park nun unter Schutz stellt. Nicht aber | |
die Gebäude. Die dürfen - mit Ausnahme von Baurs Park 21, 24 und 26, die | |
neu unter Schutz gestellt werden und dem Haupthaus mitsamt Remise, bereits | |
seit 1940 unter Schutz - durch Neubauten ersetzt werden. "Allerdings nur, | |
wenn sie nicht den historischen Charakter des Parks gefährden", teilte der | |
Denkmalschutz mit. Das heißt, sie müssten in etwa das gleiche Bauvolumen, | |
eine ähnliche Größe und den gleichen Standort haben. | |
Das ist zwar nicht mit der Großtat des Altonaer Baudirektors Gustav | |
Oelsners zu vergleichen, der 1923 als Beginn seines Grüngürtelplans für den | |
Hamburger Westen die komplette Parzellierung des bis dahin privaten Parks | |
verhinderte, aber immerhin in seinem Geist gehandelt. | |
27 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Maximilian Probst | |
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