Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Afghanischer Zentralbank-Chef: Nach Todesdrohungen geflohen
> Rückschlag beim Versuch, Afghanistans korruptes Finanzwesen zu
> stabilisieren: Zentralbank-Chef Abdul Qadir Fitrat ist in die USA
> geflohen, weil er um sein Leben fürchtet.
Bild: "Ich habe glaubhafte Informationen, dass man mir nach dem Leben trachtet"…
DUBAI taz | Afghanistans Zentralbankchef Abdul Qadir Fitrat ist in die USA
geflohen. Er sagte, er habe Todesdrohungen erhalten, nachdem er gegen
mächtige Personen im Skandal um die bankrotte Kabul Bank ermittelt hatte,
die eng mit der Regierung verbunden sind. "Ich habe glaubhafte
Informationen, dass man mir nach dem Leben trachtet", sagte Fitrat in
Washington.
Fitrat will nicht nach Afghanistan zurückkehren. Seine Flucht ist ein
schwerer Rückschlag für den Versuch der internationalen Gemeinschaft,
Afghanistans marodes und korruptes Finanzwesen zu stabilisieren, das ganz
von ausländischen Geldgebern abhängig ist. Im September 2010 hatte die
Zentralbank die beiden Topmanager der Kabul Bank wegen Veruntreuung in
Milliardenhöhe abgesetzt und das bankrotte Finanzhaus übernommen. Seither
bemühte sie sich mit dem Internationalen Währungsfonds um eine
Konsolidierung.
Der Skandal um die Kabul Bank zeigte, dass das Geldhaus ein
Selbstbedienungsladen für die afghanische Elite um Präsident Hamid Karsai
war. Die Bankbesitzer sollen sich undokumentierte Kredite in Höhe von 900
Millionen US-Dollar genehmigt haben, um etwa Grundstücke in Dubai zu
kaufen, ohne je dafür zu zahlen. Karsais Bruder, Mahmud Karsai,
drittgrößter Bankteilhaber, lieh sich das Geld für seine Anteile am
Finanzhaus von der Bank selbst - ohne Gegenleistung.
Offenbar spekulierten die Teilhaber, dass die internationale Gemeinschaft
der Bank bei einer Zahlungskrise helfen würde. Die Bank hat eine Million
Kunden und zahlt alle Gehälter afghanischer Beamten und Soldaten aus. Ein
Kollaps der Bank käme einem Staatsbankrott gleich. Die Kabul Bank war 2004
von Sherkhan Farnood, einem internationalen Pokerspieler, gegründet worden.
Fitrat nannte im April einige der in den Skandal verwickelten Personen. So
soll Mahmud Karsai 22 Millionen US-Dollar des Bankvermögens veruntreut
haben. Hassin Fahim, der Bruder des Vizepräsidenten, soll sich 78 Millionen
Dollar genehmigt haben. Khalil Ferzoi, Finanzberater für Präsident Karsai,
soll 67 Millionen US-Dollar erhalten haben, um Karsais Wiederwahl 2009 zu
garantieren. Laut Fitrat bemühte sich die Regierung nicht, gegen die
Verantwortlichen vorzugehen. Die Regierung bestritt dies. Ein Sprecher
Karsais beschuldigte Fitrat selbst der Korruption.
28 Jun 2011
## AUTOREN
Agnes Tandler
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.