# taz.de -- Carsten Schneider über Steuersenkungen: "Die Regierung verjuxt das… | |
> Mit den Steuergeschenken lenkt die Bundesregierung von der Diskussion um | |
> die EU-Maßnahmen ab. Das ist der Vorwurf von Carsten Schneider, | |
> Haushaltspolitiker der SPD. | |
Bild: Konsolidierung versus Steuerentlastungen: "In guten Zeiten sollte man all… | |
taz: Immer mehr Hilfsgelder gehen nach Griechenland, und die schwarz-gelbe | |
Regierung will die Steuern senken. Wie geht das denn zusammen, Herr | |
Schneider? | |
Carsten Schneider: Eigentlich gar nicht. Die ganze Diskussion ist eine | |
Bluttransfusion für die FDP, damit die Partei zeigen kann, dass sie noch | |
lebt. Mir scheint es, als wolle die Regierung ablenken von der Diskussion | |
um die Euro-Maßnahmen. Mit der Realität hat das aber nichts zu tun. | |
Die Realität heißt allerdings: mehr Geld für Griechenland. | |
Wir brauchen klare Ansagen, wie es in Europa weitergehen soll. Die aktuelle | |
Regierung verjuxt das Geld der nächsten Regierung, egal wie die aussehen | |
mag. | |
Was macht Sie denn da so sicher? | |
Ich gehe fest davon aus, dass Griechenland umgeschuldet wird. Anders kommt | |
das Land nicht mehr auf die Beine. Je mehr sich Deutschland an | |
Rettungsmaßnahmen beteiligt und private Gläubiger rauskauft, desto größer | |
ist dann hinterher natürlich die Belastung. Deswegen fordert die SPD einen | |
Schuldenschnitt für Griechenland, nur so gibt es eine substanzielle | |
Beteiligung der privaten Banken. Diese Geldinstitute müssen sich nämlich | |
auch an den Kosten der Krise beteiligen - was nicht passieren würde, wenn | |
Länder wie Deutschland ihnen die Anleihen abkaufen. | |
Wann spürt das der deutsche Steuerzahler? | |
Ich schätze 2015, wenn Griechenland wieder an die Kapitalmärkte gehen soll. | |
Dann wird es einen Schuldenschnitt geben, und das Geld muss dann in den | |
Haushalten der anderen EU-Länder ganz real eingespart werden. Jetzt geht es | |
ja nur um Garantien, also um Bürgschaften. Wir müssen uns aber wappnen für | |
das, was noch kommt. | |
Deshalb hat Sparen jetzt oberste Priorität? | |
Sollte es zumindest sein. In guten Zeiten sollte man alles daran setzen, | |
die Neuverschuldung des Haushalts schneller abzubauen und Vorsorge zu | |
treffen, damit man in schlechten Zeiten wieder ein wenig Luft hat. Die | |
schwäbische Hausfrau und jeder ordentliche Kaufmann würde das so machen. | |
Was die Bundesregierung macht, ist, alle Probleme in die nächsten vier bis | |
fünf Jahre zu verschieben. | |
Mal angenommen, es gebe diese europäische Krise um Griechenland nicht. | |
Könnte man dann an Steuerentlastungen denken? | |
Nur wenn es ein Konzept zur Gegenfinanzierung gäbe. | |
Gibt es aber nicht. | |
Genau. Die Regierung will das aus dem Off machen, also mit den | |
Steuermehreinnahmen. Das ist sehr kurzsichtig, denn diese Mehreinnahmen | |
werden nicht ewig so hoch sein. | |
Die Bundesjustizministerin hat vor ein paar Tagen mit einem rot-gelben | |
Bündnis geliebäugelt. Lassen Sie mich raten: Derzeit ist die FDP kein | |
alternativer Partner? | |
Die Diskussion stellt sich gerade nicht. Grundsätzlich muss die SPD in alle | |
Richtungen gesprächsfähig sein. Aber Sie haben Recht: Attraktiv ist die FDP | |
für SPD derzeit nicht. Herr Rösler macht genau den gleichen Fehler wie Herr | |
Westerwelle: Er macht die FDP zu einer ein-Thema-Partei. Solange sich das | |
nicht ändert, sehe ich kein rot-gelbes Bündnis. | |
5 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffi Dobmeier | |
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