# taz.de -- Fundamentalist in Hamburg: Warten auf den Hassprediger | |
> Erstmals will der islamistische Popstar Pierre Vogel öffentlich in | |
> Hamburg sprechen. Der Protest dagegen eint oberflächlich auch politische | |
> Gegner. | |
Bild: Verbreite demokratiefeindliche Thesen, findet mancher: Pierre Vogel. | |
HAMBURG taz | Bisher trat er dort nur in Moscheen auf. Am heutigen Samstag | |
aber plant der radikal-islamische Prediger Pierre Vogel seine erste | |
öffentliche Veranstaltung in Hamburg: Am Dammtorbahnhof möchte der | |
deutschlandweit bekannte Salafist zu seinen Anhängern sprechen, und wenn er | |
in etwa dem Programm anderer Auftritte treu bleibt, wird es dabei um die | |
Rolle der Frau im Islam gehen oder auch um die Bundeswehr in Afghanistan. | |
Laut einem Gutachten für die Innenminister-Konferenz im Juni 2011 stehen | |
"Kernelemente der salafistischen Ideologie" im "Widerspruch zur | |
freiheitlich-demokratischen Grundordnung". Der gebürtige Rheinländer Vogel | |
selbst sagt: "Ich bin ein muslimischer Fundamentalist." | |
Der ehemalige Box-Juniormeister, der mit 22 Jahren zum Islam übertrat, | |
predigt, dass alleine ein Leben nach dem Koran ins Paradies führe - alles | |
andere bloß in die Hölle. Männer seien Frauen überlegen und dürften sie | |
züchtigen. Auch die Steinigung von Ehebrecherinnen befürwortet der | |
32-Jährige. | |
Über den Auftritt in Hamburg ist die politische Landschaft durchweg nicht | |
erfreut: Salafisten wie Vogel seien "nicht willkommen", sagte Innensenator | |
Michael Neumann (SPD). Der innenpolitische Sprecher der oppositionellen | |
CDU-Fraktion, Kai Voet von Vormizeele, forderte gar: "Der Senat hat die | |
Pflicht, diese demokratiefeindliche Veranstaltung zu verhindern." Ein | |
Verbot aber wäre rechtlich nicht haltbar gewesen, heißt es aus der | |
Innenbehörde. | |
Für die innenpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen, Antje Möller, wäre | |
ein Verbot ohnehin kein taugliches Mittel. Sie hält es aber für "dringend | |
notwendig, über die demokratiefeindlichen und diskriminierenden Thesen von | |
Pierre Vogel aufzuklären". | |
Gegen die Veranstaltung haben mehrere Gruppen und Parteien Protest | |
angekündigt: So will die Jugendorganisation der Linkspartei unter dem Motto | |
"Gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus" protestieren - und warnt | |
vor der am anderen Ende des politischen Spektrums anzusiedelnden Partei | |
"Die Freiheit". Auch deren jüngst gegründeter Landesverband hat eine | |
Kundgebung angemeldet. "Die Freiheit" wirft Vogel vor, gegen Homosexualität | |
und für Geschlechterapartheid zu sein und von einem "islamischen | |
Gottesstaat auf deutschem Boden" zu träumen. Ihr Landesvorsitzender Jens | |
Eckleben sagte der taz, ihr Aufruf "Hamburg gegen Islamismus" werde gut | |
angenommen. | |
Zu Gewalt aufgerufen habe Vogel in seinen Reden bisher nie, heißt es beim | |
Verfassungsschutz (VS). "Er ist ein Straßenprediger, der provokante Thesen | |
in der Öffentlichkeit verbreitet, sie aber am Rande des strafrechtlich | |
Relevanten formuliert", sagt Hamburgs VS-Chef Manfred Murck. | |
Interessant für die salafistische Szene mache Vogel seine Biographie: In | |
Köln aufgewachsen, wurde Vogel zunächst Boxer - bis er fand, Boxen sei mit | |
seinem Glauben nicht vereinbar. Verfassungsschützer Murck nennt ihn "eine | |
besondere Figur", was aber weniger an Vogels Charisma liege als an seiner | |
"Frechheit". | |
## Vogel spricht am Samstag ab 18 Uhr am Dag-Hammarskjöld-Platz in Hamburg | |
8 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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