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# taz.de -- Klimaschutz in Australien: CO2-Abgabe eingeführt
> Australien will gegen den Widerstand der Rohstoffindustrie eine Abgabe
> auf Emissionen von Kohlendioxid einführen. Doch Gewinneinbußen sollen
> entschädigt werden.
Bild: Soll den Gewinn nicht schmälern lassen: Stahlindustrie in Australien.
CANBERRA taz | Nach Jahren der Polemik, bitterer politischer Grabenkämpfe
und sogar Todesdrohungen gegen Klimawissenschaftler erreichte die
Labor-Regierung von Premierministerin Julia Gillard in der Frage des
Klimaschutzes am Wochenende eine Kompromisslösung. Mit der nun garantierten
Unterstützung der Grünen und mehrerer Unabhängiger im Parlament soll ein ab
2012 geltendes Gesetz eingeführt werden.
Danach müssten 500 Unternehmen eine Steuer in Höhe von etwa 23
australischen Dollar - rund 17 Euro - pro Tonne CO2-Emissionen entrichten.
Die Abgabe werde jährlich um 2,5 Prozent steigen, um schließlich 2015 zu
einem marktorientierten Handelssystem zu werden, meinte die
Ministerpräsidentin. Bis 2020 würden auf diese Weise 159 Millionen Tonnen
Emissionen verhindert. Im Vergleich zum Jahr 2000 sei dies ein Rückgang um
5 Prozent.
Laut Gillard wollten "die Australier das Richtige für die Umwelt tun". In
der Tat wird das Gesetz von Kommentatoren als bedeutender Durchbruch
gefeiert in einem Land, das wegen seiner Abhängigkeit vom Brennstoff Kohle
im Pro-Kopf-Vergleich einer der größten Treibhausgas-Emittenten der Welt
ist.
Was Umweltschutz angeht, liegt Australien dagegen weit hinter
vergleichbaren Ländern. Solar- und Windenergie machen nur einen Bruchteil
des Energiemix aus, obwohl der Kontinent nicht nur eines der sonnigsten,
sondern auch der windigsten Länder der Welt ist. Die im Gesetz vorgesehene
Schaffung eines Fonds zur Finanzierung von erneuerbaren Energien wurde von
der Alternativenergie-Industrie einhellig begrüßt.
Experten zufolge würde Australien mit dem Gesetz das umfassendste System
zum Kauf und Verkauf von Verschmutzungszertifikaten außerhalb von Europa
einführen. Die mächtige australische Bergbauindustrie meinte jedoch, die
CO2-Abgabe werde zu Stellenabbau in den Minen führen. Das ist laut
unabhängigen Beobachtern unwahrscheinlich. Nicht nur erlebt die
australische Ressourcenindustrie dank einer steigenden Nachfrage in China
nach Rohstoffen wie Kohle, Eisenerz und Kupfer einen historischen Boom.
Die Kohlendioxidabgabe wird den Preis für Rohstoffe nur minimal
beeinflussen, meinen selbst kritische Analysten. Zudem sollen besonders
umweltschädliche Industrien wie die Stahl- und Aluminiumbranche vorerst
großzügig mit Steuergeldern für eventuelle Gewinneinbußen entschädigt
werden.
11 Jul 2011
## AUTOREN
Urs Wälterlin
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