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# taz.de -- Kommentar Studie sexueller Missbrauch: Neuer Umgang mit sexueller G…
> Wenn es um sexuellen Missbrauch geht, ist es weiter nötig, genau
> hinzuschauen, was in Heimen passiert. Mehr Kontrolle und Fortbildung für
> Lehrer sind überfällig.
Die Gesellschaft schaut gern weg. Gut anderthalb Jahre nach Beginn der
großen Debatte über Kindesmissbrauch nicht nur, aber vor allem in der
katholischen Kirche, sind viele des Themas müde. Zu eklig und zu
aussichtslos schienen die Berichte der einst missbrauchten Kinder und
Jugendlichen, die es oft erst nach Jahrzehnten schafften, über die
Verbrechen zu sprechen, die ihre Seelen geschädigt haben. Da blieb als
schwacher Trost zumindest für Außenstehende nur die Hoffnung, dass die Lage
heute nicht mehr so schlimm sein dürfte.
Diese Hoffnung aber ist mit der neuen Studie des Deutschen Jugendinstituts
zerstoben. Nicht nur in den Schulen, sondern vor allem in den Heimen gibt
es schockierend häufig den Verdacht, dass es sexuellen Missbrauch bei den
Heimkindern untereinander gegeben haben könnte. Auch wenn die Zahlen nicht
leicht zu interpretieren sind, drängt sich der Eindruck auf, dass sich
diese Verbrechen gerade in den Institutionen häufen, in denen Kindern und
Jugendlichen aufgrund ihrer belastenden Lebensgeschichte besonderer Schutz
gewährt werden müsste.
Den meisten Erzieherinnen und Erziehern in diesen Heimen ist da nicht
sofort ein Vorwurf zu machen, denn häufig scheinen die Kinder und
Jugendlichen ja nur zu perpetuieren, was sie in ihren oft zerrütteten
Familien selbst erlitten haben. Und natürlich sind die Heime heute in der
Regel nicht mehr die Prügelanstalten, die sie in den fünfziger und
sechziger Jahren oft waren - und in denen die sexuelle Gewalt "nur" eine
von vielen Gewalterfahrungen darstellte.
Dennoch ist es weiterhin nötig, genau hinzuschauen, was in diesen Heimen
auch heute noch passiert. Die Fachleute mögen beurteilen, ob Heime
überhaupt noch ein adäquates Mittel sind, um Kindern und Jugendlichen auf
ihrem Lebensweg zu helfen - und ziemlich wahrscheinlich ist, dass dies ein
Glaubenskrieg ist, der noch Jahrzehnte andauern dürfte. Eines aber ist in
jedem Fall klar: Die Studie des Deutschen Jugendinstituts fordert mehr
Kontrolle und Fortbildung für Lehrer. Das ist überfällig, damit keine
Schule und kein Heim mehr für Kinder und Jugendliche zu einer Falle werden
kann.
13 Jul 2011
## AUTOREN
Philipp Gessler
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