# taz.de -- Thüringens Ministerpräsidentin: "Es gibt ein Performance-Problem" | |
> Zu viele Debatten, zu wenige konkrete Pläne. So in etwa fasst Thüringens | |
> Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) die Arbeit von | |
> Schwarz-Gelb im Bund zusammen. | |
Bild: "Die Politik hat große Worte in die Welt gesetzt und kann sie jetzt nich… | |
taz: Frau Lieberknecht, in Thüringen läuft es ja ganz gut mit der Großen | |
Koalition. Die SPD ist zufrieden mit Ihnen... | |
Christine Lieberknecht: ...und wir eigentlich auch mit der SPD. | |
Wäre eine Große Koalition auch eine Alternative zu dem Gemurkse von | |
Schwarz-Gelb im Bund? | |
Das Wort Gemurkse teile ich überhaupt nicht. Ich finde, dass die Koalition | |
alle Erwartungen übertroffen hat. | |
Wie bitte? Aber am Thema Steuern zerreibt sich doch die schwarz-gelbe | |
Regierungskoalition. | |
Es gibt ein Performance-Problem. Die Kollegen lassen sich zu viel auf | |
Debatten ein, ohne sie in der Gesamtchoreographie durchdacht zu haben. In | |
der Steuerdebatte werden Stichworte öffentlich gesetzt, ohne dass sie | |
inhaltlich untersetzt sind. So lange es kein klares Konzept gibt, etwa | |
darüber um welches Steuervolumen es gehen soll, werden Sie immer einen | |
mehrstimmigen Chor haben. | |
Haben Sie eine Idee, wie die Steuerdebatte ausgehen wird? | |
Es gibt die Vereinbarung zu Entlastungen, die allerdings nicht sehr groß | |
sein werden. Es geht um etwa 80 Euro Entlastung für eine vierköpfige | |
Familie pro Jahr, wenn man die aktuellen Zahlen als Basis nimmt. Das ist | |
nicht viel. Deshalb sind viele Bürger so verunsichert. Genau das ist das | |
Problem: Die Politik hat große Worte in die Welt gesetzt und kann sie jetzt | |
nicht ganz halten. Wenn man nur die kalte Progression hätte abschaffen | |
wollen – das hätte man auch als einen mehr oder weniger technischen Vorgang | |
an eines der Jahressteuergesetze anhängen können. Dazu hätte es diese ganze | |
Aufregung nicht gebraucht. | |
Wie stehen Sie zu Steuerentlastungen? | |
Wir haben in Thüringen die klare Vereinbarung, dass wir keiner | |
Steuerentlastung zustimmen, die zu Lasten des Landes geht. Zur | |
Gesamtbetrachtung gehört aber auch, dass es Steuern gibt, die zuerst das | |
Land belasten, dann aber auf lange Sicht hin viel Geld in die Landeskasse | |
spülen. Zum Beispiel das Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Zu Beginn war ich | |
dagegen – aber jetzt sehe ich beim Wirtschaftswachstum, dass wir ein | |
Mehrfaches an Steuereinnahmen in den Landeskassen haben, als wir | |
ursprünglich eingebüßt hatten. | |
Wird sich die Bundesregierung an dem Thema aufreiben? | |
Nein, die Kollegen werden nach den ganzen Debatten auch wieder in der | |
Realpolitik ankommen. | |
Es gibt ein neues strittiges Thema im Bund: Baden-Württemberg plant einen | |
neuen Vorstoß einer doppelten Staatsbürgerschaft. Für eine Mehrheit von SPD | |
und Grünen reicht es im Bundesrat nicht – Baden-Württemberg braucht also | |
die Hilfe, unter anderem auch von Thüringen. | |
Es gibt ein ganz reguläres Verfahren. Baden-Württemberg wird diesen Antrag | |
einbringen, er geht anschließend ganz regulär in die Ausschüsse - dann | |
werden wir uns das in Thüringen anschauen. | |
Und zu welchem Ergebnis werden Sie wohl kommen? | |
Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Der Antrag kam, als wir in | |
Thüringen schon in der Sommerpause waren, wir haben noch nicht darüber | |
gesprochen im Kabinett. | |
Also ein Sommerlochthema von Grün-Rot in Stuttgart? | |
Naja, zumindest ist es so, dass das Kabinett in Baden-Württemberg getagt | |
hat, als wir in Thüringen schon Urlaub hatten. Damit haben die Kollegen in | |
Stuttgart sehr große Aufmerksamkeit für sich erhalten. Das war wohl von den | |
Antragstellern auch so gewollt. | |
Wie gesagt: Ein Sommerlochthema? | |
Ich will das nicht weiter qualifizieren, ich will nur den objektiven Fakt | |
beschreiben: Der Vorstoß kam zu einem Zeitpunkt, als andere Kabinette schon | |
Sommerpause hatten. | |
28 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Steffi Dobmeier | |
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