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# taz.de -- Streik in der NBA: Sie sind dann mal weg
> In der NBA wird weiter gestreikt, Spieler und Vereine haben sich bei den
> Gehältern nicht geeinigt. Und jetzt verabschieden sich auch noch Shaq und
> Yao Ming.
Bild: Das war's dann wohl: Yao Ming verkündet seinen Rückzug aus der NBA.
Es war eine lohnende Kurzreise. 400.000 US-Dollar bekamen NBA-Granden wie
Kobe Bryant, Kevin Durant oder Derrick Rose für ein paar Showspiele auf den
Philippinen – pro Person. Die Basketballprofis nehmen das Sümmchen gerne
mit, denn in der Liga sind die Verdienstmöglichkeiten ja derzeit
eingeschränkt.
Probleme gibt es derzeit viele. Durch den Arbeitskampf ruhen alle
Geschäfte. Millionenschwere Sportler streiten sich mit milliardenschweren
Klubbesitzern um ihre üppigen Gehälter. Imagemäßig ist das ein Fiasko.
Ungünstig für die Liga könnten sich auch die Rücktritte der Center Yao Ming
und Shaquille ONeal erweisen, die beide ihre Karrieren beendeten.
"Es war keine einfache Entscheidung, aber es ist für mich das Beste", sagte
der 30-jährige Ming auf einer Pressekonferenz. Chronische Verletzungen
zwangen den chinesischen Star der Houston Rockets zum frühen Aus. Nun hat
die Liga einen charismatischen Center weniger. Das könnte die NBA
verschmerzen, wäre da nicht Mings Werbekraft auf dem asiatischen Markt
gewesen. Ming war wichtig als ein Teilchen in der Marketing-Maschinerie der
Liga, deren Chef David Stern immer wieder betont, dass Asien "der Markt der
Zukunft" sei. Mings US-Debüt im Jahr 2002 löste einen wahren Boom besonders
im Reich der Mitte aus.
Die Begeisterung der neu gewonnenen Anhänger machte sich nicht nur in den
Fan-Abstimmungen zu den All-Star-Games bemerkbar, in denen der
2,29-Meter-Mann immer wieder Topakteure hinter sich lassen konnte. Seit
Mings Popularität ist es fast schon Tradition, für Spielergrößen wie Bryant
oder LeBron James in der beschäftigungslosen Zeit auf große Werbetour durch
Fernost zu gehen. Sie sind omnipräsent in TV-Spots und Plakaten, bekommen
asiatisch angehauchte Basketballschuhe von ihren Sponsoren entworfen, und
chinesische Ausrüster nehmen zunehmend US-Stars unter Vertrag. "Wir lernen
China kennen, und China lernt uns kennen", umschrieb Stern Mings Wirkung
einmal mit simplen Worten.
## "Yao hat die Globalisierung beschleunigt"
Das Land gilt längst als attraktive Karriereoption für Spieler, denen der
Durchbruch in der NBA verwehrt geblieben ist. "Für mich ist Yao ein
legitimer Kandidat für die NBA-Hall of Fame", sagt sein ehemaliger Trainer
Jeff van Gundy, heute TV-Experte. "Nicht nur als Sportler, sondern vor
allem dafür, wie er die NBA und die Basketballwelt verändert hat. Yao hat
die Globalisierung in unserem Sport nicht nur vorangetrieben, sondern
beschleunigt. Er war unser größter Botschafter."
Dieses Bindeglied fehlt nun, auch wenn Bryant und Kollegen in der Gunst der
Chinesen längst vor Ming liegen. Nicht umsonst liebäugeln dem Vernehmen
nach viele Akteure mit einem kurzfristigen Engagement in China, bis eine
Einigung erzielt wird. "Ich würde überall spielen", sagt Bryant, der
Topstar, der auch durch seine Jugend in Italien bereits Erfahrung mit
anderen Kulturen gesammelt hat. Selbst Center Enes Kanter, gerade erst in
die NBA gekommen, zieht die Option in Betracht: "Wir haben Angebote, und
Enes ist sehr interessiert. Er ist ein Basketballspieler, und er muss
spielen", wird der Berater des 19-Jährigen zitiert.
## Sympathischer Koloss
Solche Statements gehören schon zu den deutlicheren unter den Spielern.
Gerade hier wiegt der Abgang von Center-Legende Shaq schwer. Der 39-Jährige
war der vielleicht letzte Lautsprecher der Liga, berühmt und beliebt auch
für seine Komik, seine PR-Aktionen, seine augenzwinkernd-selbstbewussten
Schmähungen der Konkurrenz. "Ich habe eine große Karriere hinter mir, auch
im Filmgeschäft, mit preisgekrönten Streifen wie ,Kazaam'", sagte ONeal auf
seiner Abschiedskundgebung in Anspielung auf seine eher ungeschickten
Ausflüge auf die Leinwand.
Selbstkritik, freimütige Äußerungen - ONeal mag der letzte Spieler gewesen
sein, der sich nicht selbst zensierte. Denn nicht nur die Ligaführung
achtet mit Adleraugen auf das, was ihre Angestellten sagen, tun oder gar
anziehen, auch die Akteure selbst sind immer vorsichtiger in ihrem Handeln.
Stromlinienförmig, nett, unverbindlich – das ist das Bild der NBA-Stars im
Jahre 2011. "Brand Marketing" heißt das im Fachjargon, das Managen der
eigenen Marke.
Jedes Produkt muss potenziell von einem NBA-Profi angepriesen werden
können, von der Versicherung bis zum Rasenmäher. Das ist die Maßgabe. Dumm
nur, dass gerade im wichtigsten Aspekt des Geschäfts - der gesicherten
Fortsetzung des Spielbetriebs - ebendieses Markenbewusstsein aussetzt.
2 Aug 2011
## AUTOREN
David-Emanuel Digili
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