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# taz.de -- Touristische Zielgruppen: Wer bin ich?
> Die TUI teilt ihre Kunden nach Befragung von 12.000 Haushalten in 15
> Lifestyle-Gruppen ein. Sie will so bessere Geschäfte machen.
Bild: Wer bin ich fragt sich so macher Touristen vielleicht ohnehin beim bescha…
Prince Charles und Ozzy Osbourne sind gleich alt, vermögend und zudem beide
Väter von zwei Kindern, lieben Hunde und reisen gern in die Alpen. Dennoch
haben sie ganz unterschiedliche Vorlieben und Vorstellungen von ihrem
Leben. Europas größtem Reiseveranstalter TUI hat die Erkenntnis, dass
„Alter, Schulbildung und Einkommen nur bedingt Auskunft über das Verhalten
ebenso wie über die Urlaubswünsche“ geben, keine Ruhe gelassen.
Zusammen mit der Gesellschaft für Konsumforschung hat man 12.000
„reiseaktive“ Haushalte in Deutschland nach ihren Urlaubsbedürfnissen und
Lebensstilen befragt und aus den Antworten 15 verschiedene Typen von
Touristen identifiziert. „Nie zuvor wurden die Bedürfnisse von Urlaubern
auf diese Weise untersucht“, so TUI-Marketing-Direktor Michael Lambertz
kürzlich in der Mitarbeiterzeitung seines Konzerns.
19 zentrale Urlaubsbedürfnisse hat TUI dabei ermittelt. Einige Feriengäste
möchten sportlich aktiv sein, genießen und sich verwöhnen lassen, andere
Körper und Geist anregen oder viel Zeit mit Partner und Familie verbringen.
Diese Antworten wurden zusammen mit den Ergebnissen zum Lebensstil der
Interviewten analysiert und daraus das so genannte Travel Lifestyle Cluster
gebildet. Da gibt es zum Beispiel den modebewussten Sonnenanbeter, den
angepassten Relaxer, den weltoffenen Entdecker, den wissbegierigen
Kulturliebhaber und den trendorientierten Spaßtyp. Wer zu welcher Gruppe
gehört, wie man etwa einen naturorientierten Wellnessliebhaber von einem
sicherheitsorientieren Cocooner unterscheidet, darin sind die Mitarbeiter
der TUI-Reisebüros umfassend geschult worden.
Sie sollen mit erfahrenem Blick ihre Kundschaft einer „Bedarfsanalyse“
unterziehen, um ihnen dann gezielte Angebote für ihre – vermeintlichen –
Bedürfnisse zu unterbreiten. Wie sie das genau machen, davon erfährt der
Kunde nichts. Auch sonst ist TUI eher zurückhaltend mit näheren
Informationen zu seinem Travel Lifestyle Cluster. So gelten Angaben, wie
viel Prozent der Reisenden den einzelnen Zielgruppen zugeordnet werden, als
vertraulich. „Für alle Cluster der neuen TUI Segmentlandkarte wurden
ausführliche Steckbriefe erstellt, in denen Informationen zu
Urlaubsbedürfnissen, Reiseverhalten, Lebensstil, Trends,
soziodemographischen Daten und Kennzahlen wie zum Beispiel Umsatz
zusammengetragen wurden“, heißt es in der TUI-Mitarbeiterzeitung. Welche
Daten das genau sind, möchte man nicht verraten.
Immerhin gibt es von der TUI-Pressestelle doch noch einige Aussagen über
den „angepassten Familienmenschen“. Der legt im Urlaub Wert auf eine
kindgerechte Anlage, will viel Zeit mit Familie und Partner verbringen. Für
ihn sind materielle Sicherheit wichtig, er geht vorsichtig mit Geld um,
achtet auf Recht und Ordnung. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe lebt in
kleinen Gemeinden.
Warum betreibt TUI so einen großen Aufwand? Für Edgar Kreilkamp, Professor
für Tourismusmanagement an der Uni Lüneburg, ist die Sache klar: „TUI ist
bei Reisen stark im Massenmarkt, hat aber bei Spezialreisen viele Kunden im
Internet an andere Anbieter verloren. Für sie entwickelt TUI auf Grundlage
dieser Typologie neue, maßgeschneiderte Angebote.“ Letztlich bleiben nach
Kreilkamps Überzeugung Zielgruppen-Einteilungen wie der modebewusste
Aktivtyp oder der wissbegierige Naturliebhaber immer Kunstbegriffe – ein
grobes Raster, mit dem man versucht, sich der Realität zu nähern.
TUI-Marketingleiter Lambertz formuliert das so: „Trifft man die Wünsche der
Kunden genauer, sind diese zufriedener und loyaler – und auch bereit,
höhere Reisepreise zu zahlen.“
5 Aug 2011
## AUTOREN
Joachim Göres
## TAGS
Reiseland Deutschland
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