# taz.de -- HSV gegen Hertha BSC: Viel Dusel und etwas Heldentum | |
> Der Hamburger SV und Hertha BSC Berlin trennen sich mit einem 2:2. Und | |
> obwohl Hertha nicht wie ein Aufsteiger spielt und seine Chancen nicht | |
> nutzt, kommt das Remis nur mit viel Glück für den HSV zustande. | |
Bild: Per Ciljan Skjelbred (l.) und Andreas Ottl kämpfen um den Ball. | |
HAMBURG taz | Es gibt ein paar beim Hamburger SV, der, man muss es an | |
dieser Stelle noch mal sagen, von Anfang an dabei und nie aus der | |
Bundesliga abgestiegen ist, die fürchten eine schwere Saison. Falsch: Es | |
wird schwerer. | |
Gegen den Aufsteiger Hertha BSC Berlin, der nicht wie ein Aufsteiger | |
spielt, sind viel Dusel und etwas Heldentum nötig, um vor 52.100 Zuschauern | |
im Volkspark 2:2 (1:1) zu spielen. Dusel haben alle beim HSV, Heldenmut | |
einer. Der HSV beginnt mit einem defensiven Mittelfeldspieler, Heiko | |
Westermann, und einem Vierer-Mittelfeld, in dem der Norweger Per Ciljan | |
Skjelbred sein Debüt gibt, das nach einer Halbzeit zu Ende geht. | |
Ein bisschen nervös, der junge Mann, der ein paar Fehler macht. Im Sturm | |
der indisponierte Mladen Petric, im linken Mittelfeld Eljero Elia, der | |
seine gute Vorbereitung Lügen straft, und nach 57. Minuten gehen muss, in | |
der Innenverteidigung zum ersten Mal Jeffrey Bruma. | |
Das mit dem Dusel fängt damit an, dass der HSV, ohne eine Torchance zu | |
haben, in Führung geht. Der Berliner Innenverteidiger Andre Mijatovic zupft | |
in einer Situation, die nicht nach Tor riecht, HSV-Stürmer Petric am | |
Trikot, der fällt dankbar und verwandelt den von Schiedsrichter Wolfgang | |
Stark gegebenen Strafstoß mit Schmackes in die Tormitte (25.), während | |
Hertha-Keeper Thomas Kraft in die linke Ecke fliegt. | |
Mit dem Dusel geht es weiter, als Berlins rechter Außenverteidiger | |
Christian Lell den Ball über HSV-Keeper Jaroslav Drobn an die Querlatte | |
hebt und Raffaels anschließender Schuss von Drobn an den linken Pfosten | |
gelenkt wird (33.). | |
Die Klage über die ausgelassen Torchancen war Thema vieler Bemerkungen der | |
Berliner zu diesem Spiel: "Schade, dass wir so viele Torchancen ausgelassen | |
haben", sagte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz. "Wir haben so viele | |
Chancen gehabt", sagt Peter Niemeyer, der sicher ist, "dass dies das | |
richtige Gesicht der Mannschaft ist", und nicht das der Niederlage gegen | |
Nürnberg am ersten Spieltag, und Mannschaftskapitän André Mijatovic findet, | |
"dass man den Elfer geben kann, ich hab ein bisschen gezogen". | |
In der 43. Minute wehrt Drobn einen Schuss von Andreas Ottl zu der Seite | |
ab, auf der Tunay Torun, der Ex-HSVer steht, der zum Ausgleich abstaubt. In | |
der zweiten Halbzeit versucht HSV-Trainer Michael Oenning das Spiel seiner | |
Mannschaft dadurch zu stabilisieren, dass er Westermann einen zweiten | |
Sechser zur Seite stellt: Robert Tesche. | |
Als Petric geht, wechselt Heung Min Son in den Sturm, rückt Tesche auf Sons | |
Position und David Jarolim kommt fürs defensive Mittelfeld. Oenning | |
probiert, doch "so richtig", gibt er zu, hat von allen taktischen Varianten | |
"nichts funktioniert". HSV-Kapitän Westermann immerhin, der kämpft, spielt | |
gute Pässe, gewinnt viele Zweikämpfe, hilft den anderen, muss nicht mehr so | |
viel laufen. | |
Kaum beginnt die zweite Halbzeit, schießt der überragende Adrián Ramos den | |
Ball an die Querlatte, Hertha wird besser, dominanter, vom HSV kommt - | |
außer Kampf - nichts mehr. | |
Doch wieder gehen die Rothosen in Führung, Son gewinnt einen Zweikampf, es | |
könnte der einzige in diesem Spiel gewesen sein, und damit den Ball von | |
Niemeyer, läuft auf schnellen Beinen Richtung Hertha-Tor, Niemeyer kommt | |
nicht mit, Son schießt, der Ball setzt auf. Drin (61.). | |
Der HSV hat nun zwei Chancen, das Spiel zu entscheiden, was ziemlich | |
unverdient wäre, und nutzt sie nicht. "Und dann kriegst du kurz vor Schluss | |
aus einer Standardsituation den Ausgleich", schimpft Westermann. Mijatovic | |
köpft einen Eckball von Raffael, an dem Drobn vorbeisegelt, ins Tor (88.). | |
Westermann darf schimpfen, denn er hatte mehr für diesen Punkt getan als | |
jeder andere. "Wir haben es nicht gut gemacht", kritisiert er, "wir haben | |
nicht richtig viel gemacht." | |
Das "wir" ehrt ihn, denn er hatte viel gemacht. So viel, dass er eine halbe | |
Stunde vor Spielende Wadenprobleme bekommt. Das teilt er dem Trainer mit, | |
der will seinen besten Mann auf dem Platz nicht auswechseln, und der will | |
nicht raus: "Ich hab signalisiert, dass ich mal abwarte." | |
Er wartet ab, bis das Spiel zu Ende ist, und legt sich dann ein bisschen | |
auf den Rasen. Wie schlecht ist der HSV, wenn es mit einem solchen | |
Westermann und so viel Glück nur zu einem Remis reicht? | |
14 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Roger Repplinger | |
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