# taz.de -- Kolumne Bio: Eine schöne kleine Bauchreligion | |
> Die dunkle Seite der Fleischlosigkeit lauert in der Ideologie: | |
> Tierrechtler_innen begründen gern auch mal mit Auschwitz – auch die | |
> anderen denken doch eh nur an ihren Bauch. | |
Bild: Mimimimimi – süß. Und ganz schön vermenschlicht. | |
Sie sind mitten unter uns: Die Vegetarier, Veganer und Tierrechtler_innen, | |
die mit missionarischem Eifer ihre Mitmenschen davon überzeugen wollen, | |
dass es für das Seelenheil besser ist, fleischfrei zu leben. Oft gewachsen | |
aus einer Verliebtheit in der Pubertät, bleiben viele an der | |
Fleischfrei-Religion hängen. | |
Fleischfrei ist nicht fleischfrei, vegan ist anders als das Engagement für | |
Tierrechte – Empörung, nachdem ich das Kolumnenthema angekündigt hatte. Ich | |
könne doch nicht diese drei "Lebensweisen" in einen Topf werfen! | |
Lebensweisen. Beim Fleisch wird die Lebensweise schnell dogmatisch. | |
Fleischesser werden von der Tierrechts-Intifada als "Mörder" bezeichnet, | |
und überhaupt sind diejenigen, die auf Tierprodukte verzichten, die | |
besseren Menschen. Wer sich nicht anschließt, ist eben "noch nicht so | |
weit". Eine schöne kleine private Bauchreligion mit geschlossenem Weltbild. | |
Verzicht als Konzept. Exzess wird abgelehnt - und wenn man dann mal | |
fleischlich gesündigt hat, muss man sich schämen. | |
## Radikaler Arm der Vegetarier: die Tierrechtler_innen | |
Die Fleischfrei-Religion hat auch einen radikalen politischen Arm: Die | |
Tierrechtler_innen. Diese üblen Gesell_innen verbreiten Gedankengut, das | |
dem Prinzip der Würde des Menschen und dem der Gleichheit diametral | |
widerspricht. | |
Eine schwammige, schwer fassbare Ideologie, die sich auf den Euthanasie-Fan | |
und Behindertenabwerter Peter Singer bezieht. Zwar distanzieren sich viele | |
Tierrechtler von ihm, propagieren aber zugleich seine Wertvorstellungen. | |
Begriffe werden umgewidmet. "Menschen und Tiere" werden zu "Personen" und | |
"Nicht-Personen", klassifiziert nach Leidensfähigkeit und Glücksempfinden. | |
Damit wird auch so mancher geistig Behinderte zu einer "Nicht-Person" - und | |
damit in Wert und Würde abgewertet. Die Gleichheit aller Menschen gilt | |
nicht mehr. | |
## "Holocaust on your Plate" | |
Es klingt so einfach: Früher waren die Schwarzen doch auch ungleich, wird | |
im Film "Earthlings" (Erdlinge) gesagt, der in der Szene weiterhin | |
empfohlen wird. Und die Frauen. Und es sei doch schlimm, dass die Nazis die | |
Juden in KZs brachten. Und im nächsten Argumentationsschritt wird dann der | |
Vergleich zwischen Haltung und Schlachtung von Tieren mit Auschwitz | |
gezogen. Auch die Tierrechts-Organisation Peta machte für ihr Anliegen mit | |
dem Spruch "Holocaust on your Plate" Werbung. Drastische Bilder-Vergleiche | |
inklusive. | |
Befreiung hört beim Menschen nicht auf, wird argumentiert - aber wer, außer | |
dem Pferdeflüsterer, soll denn mit den Tieren sprechen und erfahren, was | |
sie sich wünschen? Und was soll das eigentlich alles in einer Zeit, in der | |
nicht nur in Somalia Menschen verhungern? | |
## Kleine flauschige Kaninchen | |
Fängt man an, die schwammige Kinderideologie zu ordnen, fällt auf: | |
Linkspartei, Milli Görüs, Islamhasser - pah! Die neue Bedrohung wächst auf | |
Mondzyklus-Linsenäckern. Und niemand kommt dagegen an. | |
Denn die Tierrechtler_innen, meist aus der bildungsbürgerlichen | |
Mittelschicht stammend, verstehen es, ihre faschistoide Ideologie hinter | |
freundlichem Mitgefühl für kleine flauschige Kaninchen zu verstecken. | |
15 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Julia Seeliger | |
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