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# taz.de -- Streit der Woche: Schadet das Turbo-Abi den Kindern?
> Mit Vollgas zur Hochschulreife und ein schnellerer Einstieg ins
> Arbeitsleben: Das war die Idee beim Turbo-Abi in zwölf Jahren. Doch viele
> Schüler leiden unter dem Leistungsdruck.
Bild: Der gleiche Stoff in weniger Zeit - das gibt Stress.
Die Deutschen verbummeln zu viel Zeit in der Schule, brauchen zu lange zum
Studieren und werden zu spät zu produktiven Mitgliedern der Gesellschaft,
sprich: zu Steuerzahlern. Das war das bildungspolitische Problem, das 2007
mit der Einführung des Abiturs nach Klasse Zwölf, auch G8 oder Turbo-Abi
genannt, gelöst werden sollte.
Bis auf Rheinland-Pfalz haben alle Bundesländer das Turbo-Abi beschlossen,
bis 2016 soll die Umstellung beendet sein. Danach soll das alte, noch aus
der Weimarer Republik stammende System, dass dreizehn Schuljahre bis zum
Abi vorsieht, endgültig verschwunden sein.
Die Kritik am Turbo-Abi kommt von Schülern, Eltern, Lehrern. Sie bemängeln,
dass der gleiche Lernstoff in kürzerer Zeit bewältigt werden müsse, dass
darüber die persönliche Entwicklung zu kurz käme. Statt 30 Schulstunden pro
Woche in der Schule zu sitzen, verbringen die Turbo-Abiturienten
durchschnittlich 33 Schulstunden im Klassenzimmer. Die Hausaufgaben kommen
noch dazu, die Schule wird zum Full-Time-Job.
Für Hobbys, Freunde und Müßiggang bleibt da weniger Zeit - weshalb viele
Betroffene das alte Abi zurückwollen. In Niedersachsen werden derzeit
Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt, dass das Turbo-Abi wieder
kippen soll. Den derzeitigen Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz
(KMK), Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU), ficht der
Bürgerzorn nicht an. Im Juli sagte er: "Kein einziger möchte wieder zurück
zum Abitur nach 13 Jahren."
Doch einige seiner Ministerkollegen sehen das, auch mit Blick auf die
Wählerstimmen, inzwischen anders. So wurde den Gymnasien in
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg die
Möglichkeit eingeräumt, wieder das Abitur nach dreizehn Jahren anzubieten.
Das Turbo-Abi wird von den Landesregierungen schon in Frage gestellt, bevor
es bundesweit umgesetzt ist.
Was meinen Sie: Ist das Turbo-Abi eine simple Notwendigkeit, um der
globalen Konkurrenz zu trotzen? Haben Abiturienten bessere Zukunftschancen,
wenn sie früher studieren und mit Anfang Zwanzig ins Berufsleben starten?
Oder produziert das Turbo-Abi nur unreife Deppen, die zwischen den
Prüfungen kaum Zeit für ein Leben jenseits der Schule, für soziale und
politische Aktivitäten finden?
Äußern Sie ihre Meinung! Die taz wählt unter den interessantesten
Kommentaren einen aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz.
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16 Aug 2011
## AUTOREN
Timo Kather
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