# taz.de -- Polizeireform: Mehr als nur eine Nummer | |
> Die Kennzeichnungspflicht für Polizisten lässt weiter auf sich warten, | |
> obwohl selbst die Opposition dafür ist. Die Gewerkschaft der Polizei | |
> wehrt sich noch vehement | |
Bild: Mit Nummern wäre das vielleicht nicht passiert. | |
Im Grunde ist keine der Parteien im Parlament so richtig dagegen, und | |
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) auch nicht. Selbst die CDU protestiert | |
nicht gegen eine Kennzeichnungspflicht für PolizistInnen. Auch im | |
rot-grünen Koalitionsvertrag wurde sie fest verabredet - wann der Plan | |
umgesetzt wird, ist allerdings unklar. Die Grünen mahnen jetzt eine "zügige | |
Umsetzung" an, und die Linkspartei hat schon einen Antrag für die | |
Bürgerschaft vorformuliert. Der zumindest wird keine Mehrheit finden. | |
"Wir werden eine individualisierte anonymisierte Kennzeichnung der Polizei | |
für ,Großlagen' einführen", steht im Koalitionsvertrag - "unter strikter | |
Wahrung" des Rechts der Betroffenen auf informationelle Selbstbestimmung. | |
Ursprünglich habe man die Erfahrungen in Berlin abwarten wollen, heißt es | |
aus dem Innenressort - in der Hauptstadt wurde die Kennzeichnungspflicht | |
für Polizisten soeben eingeführt. Nun heißt es, die Behörde werde die | |
Einführung nicht weiter aufschieben. "Wir packen das jetzt an", sagte | |
Ressortsprecher Rainer Gausepohl. Die Rede ist von einer | |
"Dienstvereinbarung" mit der Personalvertretung der Polizei. Allerdings sei | |
die Arbeitnehmervertretung "strikt" gegen eine Kennzeichnungspflicht, so | |
Gausepohl. "Wir werden uns mit denen an einen Tisch setzen." | |
Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist das Vorhaben | |
"überflüssig wie ein Kropf" und "ideologisch motiviert". In Bremen gebe es | |
keine nicht aufgeklärten Übergriffe durch Polizeibeamte. Jeder geschlossene | |
Einsatz werde videografiert, alle Einsatzkräfte seien individuell | |
gekennzeichnet, so GdP-Landeschef Horst Göbel. Daher bestehe "kein | |
Handlungsbedarf". Er sei "fassungslos" über den politischen Konsens, so | |
Göbel - und sprach von "zunehmender Gewalt gegen Polizeibeamte" und einer | |
"immer stärkeren Radikalisierung von links- und rechtsextremen Gruppen". | |
Selbst CDU-Innenpolitiker Wilhelm Hinners - ehemals Polizeibeamter, | |
Personalrat der Polizei und Polizeigewerkschafter - findet die | |
Kennzeichnung der Beamten "sinnvoll". Doch sollten Bürger die Polizisten | |
nicht selbst identifizieren können - Hinners will mögliche Drohungen gegen | |
Polizisten und ihre Familien "erschweren". Er spricht sich für Nummern aus, | |
die vor jedem Einsatz neu vergeben werden. | |
Die Linke will PolizistInnen "in allen Einsatzbereichen" verpflichten, | |
Namensschilder an Helm und Uniform zu tragen. Den Grünen reicht eine "gut | |
sichtbare Nummer" aus, während die Linke das nur "in begründeten Fällen" | |
gelten lassen will. Die Kennzeichnungspflicht solle PolizistInnen "nicht | |
unter einen Generalverdacht" stellen, sondern das Vertrauen fördern, so | |
Fraktionschefin Kristina Vogt. | |
Anders als die Grünen, die sich mit einer Verordnung begnügen würden, | |
fordert die Linke "zwingend" eine gesetzliche Regelung. Nur so könne | |
sichergestellt werden, dass bei Großeinsätzen alle eingesetzten BeamtInnen | |
tatsächlich gekennzeichnet seien. Das Innenressort widersprach indes der | |
Vorstellung, Bremen könne auch Polizisten aus anderen Ländern auf | |
Kennzeichnung verpflichten. | |
Der Bund lehnt Namens- oder Nummernschilder für seine mehr als 30.000 | |
Polizisten ab. In Berlin will die GdP gegen die Kennzeichnungspflicht | |
klagen - und notfalls bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen. | |
18 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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